GOLF TIME 6/2022

Die GOLF TIME Ausgabe 6/2022 als E-Paper, Erscheinungstermin 24.10.2022

25. JHG. | AUSGABE 6 | OKTOBER 2022 € 6,90 | CHF 8,00 | IT € 8,90 | A, LUX € 6,90

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6-2022

PREMIERENSIEGE AUF DEN TOUREN PAUL, COWAN, GIMMY BERNHARD LANGER ÜBER LIV GOLF INTERVIEW

GOLFLEGENDEN WALTER HAGEN FOTO TIME RYDER CUP IN ROM FUN TALK JOHANNES LUDWIG TRAINING TOM DUNCAN

PHOENIX AUS DER ASCHE BAD SAAROW

HEISSE WARE DAS NEUESTE EQUIPMENT AUF 10 SEITEN

DER DREIFACHE DP-WORLD-TOURSIEGER AUS NEUSEELAND, RYAN FOX, IM EXKLUSIV-INTERVIEW DER FANTASTISCHE MR. FOX

SCHWUNGSTUDIE

TRAINING

STORY

RORY MCILROY MIT DEM DRIVER

QUICK-TIPP MIT BRYSON DECHAMBEAU

RYDER CUP CAPTAIN LUKE DONALD

ULTIMATIVER WASSERDICHTER SCHUTZ JETZT MIT MEHR WÄRME

“Graphene hilft dabei Körperwärme effektiver zu nutzen und zu speichern und damit den Komfort während der Runde zu erhöhen.”

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EDITORIAL

ENDLICH GOOD NEWS Nach Max Kieffer machen nun auch Olivia Cowan und Yannik Paul durch ihre Premieren Siege Schlagzeilen. Die deutsche Fangemeinde wird endlich für ihre Geduld belohnt.

igentlich kann man sich auf sie nicht verlassen: auf die zwei deutschen Spitzengolfer Olivia Cowan und Yannik Paul. Da haben sie eine ganze Saison Zeit, um ihre ersten Siege einzuspielen, und dann dies: Aus gerechnet an unserem Redaktionsschluss-Wochenende landet auf der LET Olivia Cowan ihren ersten Sieg, ein paar Stunden später dann Yannik Paul auf der DP World Tour. Als ob sie nicht gewusst hätten, wann Abgabetermin ist. Spaß beiseite. Hochachtung vor diesen Siegen: Cowan auf der Ladies European Tour (Hero Women‘s Indian Open) beim 96. Anlauf und Paul bei der Mallorca Golf Open in seinem Rookie-Jahr auf der DP World Tour. Ich hab im Juni bei der Porsche Eu ropean Open in Green Eagles mit Yannik das Pro-Am bestritten und war begeistert von seinem Spiel, aber auch von seinem Auftreten, von seiner freundlichen und offenen Art. Kurzum, das ist schlechthin der Traumschwiegersohn jeder Mutter. E

„Wenn man sich aufs Atmen konzentriert, kommt man nicht auf andere Gedanken. So einfach ist das.“

Vor allem der Putt zum Birdie und Sieg an der 18 im Son Muntaner Golf Club war sensationell. Vom Vorgrün lochte er aus knapp sechs Metern souverän ein (Story „Der Durchbruch“ auf Seite 16). Es ist dies der zweite Sieg mit einem Kramski-Putter (den ersten holte Markus Brier bei der Austrian Open), und Yannik hat seine eigene Taktik entwickelt: „Ich atme fünf Sekunden ein, sieben Sekunden halte ich den Atem an und sieben Sekunden lang atme ich aus. Wenn man sich aufs Atmen konzentriert, kommt man nicht auf andere Gedanken.“ So einfach ist das.

Foto: Quality Sports Image

Ich glaube, mit Yannik wächst ein ganz Großer heran. Wir haben schon Martin Kaymer nach seiner 59

Yannik Paul nach gelochtem Putt zum Sieg auf Mallorca

(mit einem Kramski-Putter) am Habsberg eine große Zukunft prophezeit, jetzt ist der 28-jährige Yannik Paul an der Reihe. Er hat in seinem ersten Jahr auf der Tour bei 26 Turnieren knapp eine Million Euro eingespielt und verbesserte sich in der Rangliste um 44 Plätze auf den 77. Rang. Ich bin vor Begeisterung ganz atemlos ...

In diesem Sinne,

OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

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26 COVER 16 DER DURCHBRUCH

HEISSE WARE Neues und interessantes Equipment ab Seite 52

REISE 62 P HOENIX AUS DER ASCHE

Yannik Paul gewinnt in seinem Rookiejahr auf der DP World Tour sensationell die Mallorca Golf Open. 20 N ICHTS FÜR SCHMALE SCHULTERN Der Europäische Ryder-Cup-Kapi tän 2023, Luke Donald, gibt Ein blicke in seine bewegte Karriere.

Das „Precise Resort Bad Saarow am Scharmützelsee“ ist eröffnet. 66 CLARK GABLE & CO. Einst war das Hotel Schloss Mittersill Treffpunkt des weltweiten Jetsets. TRAINING 72 M EHR LÄNGE IM HERBST Tom

62

26 F ANTASTIC MR. FOX

Der Neuseeländer und dreifache DP-World-Toursieger Ryan Fox im Exklusivinterview.

Duncan gibt Tipps für mehr Länge vom Tee bei kalten Temperaturen. 74 SCHWUNGSTUDIE Danny Wilde analysiert den Schwung der alten/ neuen Nummer 1, Rory McIlroy. 36

74

32 BEDINGT VERSTÄNDNISVOLL Bernhard Langer äußert sich im Exklusivinterview unter anderem zum Thema LIV Golf. CLUBS/STORY 36 GOLFLEGENDEN Walter Hagen war der erste „echte“ Golfprofi in der Geschichte des Sports. 40 WELTFINALE Bernhard Langer begeistert beim MercedesTrophy World Final in Stuttgart. 44 RUNDES JUBILÄUM Die beiden Bundesfinals krönten das 20-Jährige des Deka Golf-Cups.

TEE OFF 8 FOTO TIME

Die Ryder-Cup-Captains 2023 zu Gast beim Papst im Vatikan

10 QUICK TIPP

Driver-Power mit Bryson DeChambeau 12 GO ASK ... Fun Talk mit Johannes Ludwig

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14 WAS MACHT ... Phillip Price

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TEE OFF NEWS | LEUTE | HIGHLIGHTS

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Privataudienz im Vatikan: Zach Johnson (l.) und Luke Donald (M.) treffen Papst Franziskus

FOTOTIME

GÖTTLICHER SEGEN Anfang Oktober stand für die beiden Ryder-Cup-Kapitäne Luke Donald (Europa) und Zach Johnson (USA) eine Woche voller unvergesslicher Mo mente im Kalender: Im Rahmen der „Year-To-Go-Feierlichkeiten“ brachten sie die Ryder-Cup-Trophäe nach Rom und zelebrierten medienwirksam vor dem Colosseum das vom 26. September bis 1. Oktober 2023 im Marco Simone Golf & Country Club anstehende Großereignis. Zuvor absolvierten die beiden Kapitäne ein Showmatch über vier Löcher auf dem Marco Simone G&CC mit Mitgliedern des U-18-Teams sowie des Elite Disabled Teams des Italienischen Golf Verbandes, das passendermaßen unentschieden ausging. Am Abend folgte dann ein Galadinner mit 200 geladenen Gästen im Palazzo Colonna. Unvergessliches Highlight und offizieller Abschluss der Tage in Rom war für die beiden Kapitäne aber zweifelsohne die Privataudienz mit Papst Franziskus im Vatikan im Beisein

Erste gemeinsame Pressekonferenz: Ryder-Cup-Kapitäne Zach Johnson (l.) und Luke Donald im Rahmen der „Year-To-Go-Feierlichkeiten“ in Rom

ihrer Ehefrauen Diane und Kim. Göttlicher Segen inklusive. GT

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QUICK

Maximale Länge

TIPP

FÜR MEHR LÄNGE: NICHT NUR AN DER OBERKÖRPERROTATION ARBEITEN! Wenn es darum geht, mehr Länge beim Ab schlag zu erzielen, dann liegt der Fokus meist auf dem Grad der Rotation des Oberkörpers und der Schultern im Rückschwung. Wenn man aber wirklich das Maximum an Länge aus seinen (Ab-)Schlägen herausholen möchte, dann sollte man den Fokus auch weiter unten ansetzen, genauer gesagt an den Beinen bzw. Füßen. Bryson DeChambeau ist hier ein ideales Vorbild. DYNAMIK VON UNTEN NACH OBEN Betrachten Sie einmal die enorm dynamische Fuß- und Beinarbeit, die DeChambeau auf dem Foto an den Tag legt. Der linke Fuß ist am höchsten Punkt des Rückschwungs beinahe auf die Zehenspitzen gestellt. Das Knie darüber hat sich im Vergleich zur ursprüng lichen Position im Setup stark aufgespannt. Diese enorme Beinarbeit ermöglicht dem Becken maximale Rotation, die sich wiederum bis in die Schultern hinauf zieht. Bryson ist dadurch in der Lage, die Schultern im Rückschwung bis über 90 Grad aufzudrehen, was wiederum einen insgesamt längeren Schwungweg der Hände ermöglicht, resultierend in mehr Geschwindigkeit im Downswing. GESCHWINDIGKEIT AUF DEM WEG ZURÜCK Was man auf dem Foto nicht sehen kann, ist, wie viel schneller DeChambeaus Rückschwung geworden ist. Ein schnellerer Rückschwung tendiert dazu, auch mehr Dynamik und Energietransfer auf dem Weg nach unten zu transportieren. Ein schneller Rückschwung mag – zugegeben – nicht unbedingt jedermanns Sache sein, aber das ist definitiv ein sinnvoller Ansatz, wenn man mehr Länge generieren möchte. TIPPS ZUR UMSETZUNG Stellen Sie sich Ihre Gürteschnalle in der Ansprechpo sition auf 12 Uhr zeigend vor. Versuchen Sie nun, diese im Rückschwung auf 14 oder gar 15 Uhr aufzu drehen. Was Ihre Knie angeht, so stellen Sie sich vor, dass die Sonne im Setup von rechts scheint (Rechts händer) und zwischen den Knien Schatten herrscht. Beim Ausholen sorgen Sie nun dafür, dass die Sonne auch den Bereich zwischen Ihren Knien erhellt. GT

BRYSON DECHAMBEAU

Drivelänge im Durchschnitt: 296 Meter

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R E I S E G E PÄ C K D E R N Ä C H S T E N G E N E R AT I O N P R OX I S T M

L E I C H T

S T A R K

N A C H H A L T I G *

M A D E I N E U R O P E

* M A D E I N E U R O P E R E C Y C E L B A R E K O F F E R S C H A L E N R U N D U M S O R G E N F R E I E R R E P A R A T U R S E R V I C E R Ü C K G A B E M Ö G L I C H K E I T F Ü R W E I T E R E R E C Y C L I N G O D E R W I E D E R V E R W E N D U N G S M A ß N A H M E N M E H R U N T E R S A M S O N I T E . D E  W E C A R E * M A D E I N E U R O P E R E C Y C E L B A R E K O F F E R S C H A L E N R U N D U M S O R G E N F R E I E R R E P A R A T U R S E R V I C E R Ü C K G A B E M Ö G L I C H K E I T F Ü R W E I T E R E R E C Y C L I N G O D E R W I E D E R V E R W E N D U N G S M A ß N A H M E N M E H R U N T E R S A M S O N I T E . D E  W E C A R E

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TEE OFF | INTERVIEW

Welche übernatürliche Kraft hätten Sie gerne? Ich wäre gerne ein Perpetuum mobile.

Welches ist Ihre erste Golf-Erinnerung? Viele fliegende Divots und nur wenig fliegende Bälle.

Welches ist Ihre Stärke im Golf? Die Weinschorle nach der Runde ... (lacht).

Hatten Sie mal richtig Ärger in der Schule?? Sehr wenig, ich war eigentlich immer ein braver Schüler. Fisch, Fleisch oder Gemüse? Alles, Hauptsache ausgewogen und gerne vom Grill – ich sag nur Thüringer Rostbrat wurst ...

GOASK JOHANNES

Hund oder Katze? Katze.

Nie mehr Golf oder nie mehr Sex? Wenn ich nicht mehr golfen kann, hat sich das mit dem Sex wohl auch erledigt.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen? „Das Paket“ von Sebastian Fitzek.

Was ist für Sie das Schönste am Golfsport? Das Schönste am Golfen ist, wenn ich mit meinem Sohn spielen kann (8 Jahre und hat Blut geleckt bzw. lernt es gerade). Mit welchen drei Menschen würden Sie gerne eine Runde Golf spielen? Mit meiner Tochter, meinem Sohn und meiner Frau. Aus Ihrer Erfahrung heraus ein Tipp für unsere Leserinnen und Leser? Im Trainingsmodus üben, üben, üben. Und am Wettkampftag das Unterbewusst sein die Arbeit machen lassen, bewusst loslassen und genießen. GT

Bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking holte Rennrodler Johannes Ludwig zuletzt sensationell Doppel-Gold, zunächst im Einzel und dann auch noch im Team. Im Rahmen des Deka Golf-Cup- Bundesfinales 2022 im Öschberghof haben wir dem 36-Jährigen ein paar Fragen der anderen Art gestellt. Hole-in-Ones, die Weinschorle nach der Runde und was für den 36-Jährigen das Schönste am Golfsport darstellt ... Von Oskar Brunnthaler Ihr Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Sie dürfen den Putt nicht aus führen – wen wählen Sie für diese Aufgabe? Am liebsten erledige ich meine Aufgaben selbst. Das habe ich beim Rodeln auch gerne so gehandhabt. Dann brauche ich mich über Der dreifache Olympiasieger im Rennrodeln, Johannes Ludwig, im Fun-Talk über Thüringer Rostbratwürste, zukünftige

niemand anderen zu ärgern, außer über mich selbst, wenn es mal nicht so klappt.

Ihr emotionalster Moment auf dem Golfplatz? Der kommt erst noch bei meinem ersten Hole-in-One ... Und abseits des Golfplatzes? Im Kreissaal bei den Geburten meiner zwei Kinder. Und natürlich in Peking am 6. Februar 2022 beim Gewinn meiner Gold medaille im Einzel. Was wären Sie geworden, wenn nicht Rodler? Wenn ich nicht Rodler geworden wäre, wäre ich gerne Golf-Pro geworden.

Ihr Lieblingsschläger im Bag? Das 9er-Eisen.

Welcher Sieg bedeutet Ihnen am meisten? Olympisches Gold in Peking 2022.

Welche Niederlage schmerzt am meisten? Im Nachhinein schaue ich auf alle Nieder lagen positiv, da ich aus diesen immer etwas gelernt habe. Wir nehmen Sie mit auf eine Faschingsparty. Als was verkleiden Sie sich? Als Kapitän eines Schiffes, speziell eines Segelbootes, das ist mein Hobby ...

Johannes Ludwig und Oskar Brunnthaler beim Bundesfinale Süd des Deka Golf-Cups

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TEE OFF | NEWS

ADRIAN OTAEGUI Der Spanier gewann das Estrella Damm N.A. Andalucía Masters im Real Club de Valderrama und sorgte für rauchende

Köpfe bei den DP-World-Tour-Granden. Otaegui ist nämlich der erste Spieler, der bei der LIV Golf-Serie aufteet und nun auf der DP World Tour gewinnen konnte. Seine vorläufige Spielberechtigung setzte er per Gericht durch, eine finale Entscheidung wird Anfang 2023 erwartet. CHARLEY HULL

Die englische Solheim Cupperin wurde endlich auch auf der LPGA Tour ihren Vorschusslorbeeren gerecht. Bei der Vo

lunteers of America Classic holte sie nach 2016 ihren zweiten Titel auf höchster Ebene. Der Sieg markiert eine bemerkenswerte Wende für Hull, die einst als Teenager die Szene im Sturm eroberte und die letzten sechs Jahre auf einen weiteren Sieg warten musste.

Phillip Price (mit Padraig Harrington) nach dem Ryder Cup-Sieg 2002 im The Belfry

ALEKSANDAR RADOICIC Als ob Golf im Moment nicht noch verrückter werden könnte, war Alek Radoicic der erste Montenegriner,

PHILLIP PRICE WAS MACHT EIGENTLICH…?

der bei einem DP-World-Tour-Event, dem Omega European Masters im schweizerischen Crans Monta na, antrat. Die Qualifikation fand bei einem eSport Event auf einem Foresight-Simulator statt. Vielleicht ist Keith Pelley ja hier auf eine Nische gestoßen.

H T

Lee Westwood noch heute liebend gerne erzählt und als seine beste Erinnerung an den Ryder Cup 2002 bezeichnet. Für Phillip Price sollte es die einzige aktive Ryder-Cup-Erfahrung bleiben. Insgesamt gelangen ihm drei Siege auf der European Tour. Der letzte davon 2003 bei den Smurfit European Open. 2005 spielte er erstmals eine volle PGA Tour-Saison, verlor aber wieder die Tourkarte. Auch zurück in Europa wur de der Kampf um die Tourkarte zu sei nem ständigen Begleiter. 2011, nach 21 Jahren in Folge, schaffte Price hauchdünn als 118. den Ver bleib. Price gönnte sich dar auf eine Feier mit Freunden und köpfte einige der 168 Flaschen Champagner, die er im Juli für ein Hole-in-one bei der Scottish Open gewonnen hatte. „Ich mag Champagner ei gentlich nicht so sehr, ich hätte lieber einen Gin Tonic“, fügte er hinzu. Und zu der Zeit meinte er auch: „Ich möchte die European Tour mindestens bis zu mei nem 50. Lebensjahr spielen.“ Und das tat er auch, bevor er 2016 zu den Senioren wechselte. Drei Siege konnte der Waliser seitdem auf der Legends Tour verbu chen, den letzten jüngst im August bei der Irish Legends. Mit 55 Jahren ist für Phillip Price noch lange kein Ende sei ner Golfkarriere in Sicht. „Das ist, was ich mein ganzes Leben gemacht habe und ich will es immer noch machen.“ GT

Der Waliser ist bis heute vor al lem für seinen Einzelsieg über Phil Mickelson beim Ryder Cup 2002 im The Belfry ein Begriff. Den damals 35-jährigen Rookie, der mit seinem grauen Haar und unspektakulärem Spiel eher an einen Seniorengolfer erin nerte, hatte niemand auf dem Zettel. In den Vierern wurde Price von Ka pitän Sam Torrance lediglich einmal gemeinsam mit dem Schweden Pierre Fulke ins Rennen geschickt. Das Match ging mit 2&1 gegen die U.S.-Stars Phil Mickelson und David Toms verloren. Als die Ein zelpartien dann publiziert wurden, kam es im vor letzten Match zur Single Revanche von Phillip Price gegen den Linkshänder Mi ckelson. Niemand hätte auch nur einen Penny auf den Waliser gesetzt, doch der dreifache European Tour-Sieger aus Wales spielte das Match seines Lebens. Mit 3&2 schickte er Mi ckelson nach Hause und sorgte in dem nervenaufreibenden Vergleichskampf für eine Vorentscheidung zugunsten Europas. Bei den feucht-fröhlichen Fei erlichkeiten, die bis in die frühen Mor genstunden gingen, heizte Teamkollege Lee Westwood auf der Bühne gerade die Stimmung an, als Phillip Price dem Engländer zurief: „Tell‘em who I beat, tell‘em who I beat“ (sag ihnen, wen ich geschlagen habe). Eine Anekdote, die

SERGIO GARCIA Der Spanier zeigte sich einmal mehr von der beleidigten Seite: „Offensichtlich gibt es einige Spieler, die meinen, dass N T

Team Europe beim Ryder Cup ohne mich wohl besser aufgestellt wäre“, so Garcia. „Die DP World Tour denkt auch so. Ich möchte also nicht jemand sein, der dem Team schaden könnte. Natürlich ist es traurig für mich, da ich den Ryder Cup liebe. Aber wenn sie es so haben wollen …“ AARON COCKERILL Lebensversicherung im Wert von 30.000 Schweizer Franken ab. In der Woche darauf in Dänemark gelang ihm erneut ein Hole-in-one, doch dieses Mal vergaß er ob des Jubels die Scorekarte zu unterschreiben und wurde disqualifiziert. JONNY BAIRSTOW Zunächst schlug der Kanadier beim Ome ga European Masters ein Hole-in-one und staubte statt etwa einem Auto eine

Der englische Cricketspieler sollte viel leicht besser in ein neues Paar Spikes investieren, nachdem er sich bei einem

ungewöhnlichen Unfall im Pannal Golf Club das Bein gebrochen hat. Der Schlagmann rutschte beim Gang zu einem Abschlag aus und wird dadurch nun den T20 World Cup verpassen.

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ZAHLEN- SPIELE

SCHLÄGE (-12) 60

in der Finalrunde der SAS Championship auf der PGA Tour Champions bedeuten den niedrigsten Score in der gesamten Karriere von Fred Couples, der sich damit auch locker den Turniersieg holte. Der 63-jährige U.S.-Amerikaner unterbot damit auch sein Lebensalter um drei Schläge.

MILLIONEN $18

lautet die Siegesprämie für Dustin Johnson, der sich den ersten Einzeltitel der neu geschaffenen und umstritte nen LIV-Golf-Serie holte. Der U.S.-Amerikaner kam in den ersten sieben Events sechs Mal in die Top Ten, darunter auch der Sieg beim LIV-Golf Turnier in Boston.

Rückstand auf die Führung hatte Guido Migliozzi nach zwei Runden der Cazoo Open de France. Dann drehte der 25-jährige Italiener auf dem Albatros Course des Le Golf National so richtig auf und holte sich mit einem finalen Birdie auf dem 72. Loch noch den prestigeträchtigen Sieg. 13 SCHLÄGE

So hoch ist der neue Rekordpreisgeld-Topf auf der PGA Tour für die neue Saison 2022/2023, inklusive zusätzlicher 145 Millionen U.S.-Dollar an Bonusgeldern für die Spieler, abgesehen vom Preisgeld. Im Vergleich dazu wird die konkurrierende LIV-Golf-Serie unter der Führung von Greg Norman für ihre 48 Spieler im Rahmen von 14 Events in der Saison 2023 insgesamt 405 Millionen U.S.-Dollar ausspielen. $ 497.200.000

beträgt die Länge des Drives, mit dem sich der Deutsche Martin Borgmeier erstmals zum Weltmeister bei den Long Drivern kürte. Im PLDA-Finale besiegte er den früheren U.S. Open-Champion Bryson DeChambeau und kassierte da für ein Preisgeld von 50.000 U.S.-Dollar. 426 YARDS (389 m)

TEE OFF | NEWS

Yannik Paul Der Deutsche holt bei der Mallorca Golf Open seinen ersten Titel auf der DP World Tour, setzt sich im Son Muntaner Golf Club gegen Nicolai von Dellingshausen und Paul Waring durch. DER DURCHBRUCH

Am Ende kam Paul mit einer 72er Schlussrunde (+1), die drei Birdies, aber auch vier Bogeys beinhaltete, und insgesamt 269 Schlägen (-15) ins Clubhaus. Und verwies damit von Dellingshausen und Waring – die ihre Runden bereits beendet hatten – auf die Plätze. Es war für den DP-World-Tour-Roo kie der erste Sieg bei seinem 26. Turnierstart auf der Tour. Er machte damit einen Sprung in der Rangliste um 44 Plätze auf Rang 77 und konnte sich über ein Preisgeld in Höhe von 347.826 Euro freuen. „Ich bin sprachlos, ehrlich, ich bin einfach so glücklich“, so der Kommentar Pauls im Anschluss. „Meine

Freundin und ich haben viel an meiner men talen Seite gearbeitet. Und wir haben davon geträumt, dass sie bei meinem ersten Sieg dabei sein würde. Und jetzt ist sie hier, das ist unglaublich.“ Den Schlüssel für den Erfolg sieht Paul ganz klar immentalen Bereich. „Ich hatte im mer das Gefühl, dass mein Golfspiel gut ge nug ist, um auf jedem Niveau mitzuhalten und auf jeder Tour zu gewinnen. Aber man muss mental extrem stark sein, um wirklich zu den besten Spielern der Welt zu gehören, und das ist mein Ziel.“ Deshalb habe er be gonnen, sich mit Meditationen und Morgen routinen zu beschäftigen, die helfen können, das richtige Mindset zu festigen und den Um gang mit Emotionen zu verbessern. Dies half ihm auch in der Turnierwoche auf Mallorca. „Ich habe mich nur auf mein Atmen konzen triert. Auf Loch elf der Finalrunde mussten wir länger warten und ich merkte, dass ich ein wenig nervös wurde. Also habe ich ver sucht, einfach in dem Moment zu bleiben.“ Und auch bei dem Siegesputt blieb Yannik cool. „So das Turnier zu beenden, ist ein wahr gewordener Traum, ich könnte mir im Mo ment nichts Besseres wünschen.“ GT

Schon in den letzten Wochen zeigte Yannik Paul, dass die Formkurve steil nach oben geht. Dass dem 28-jährigen gebür tigen Frankfurter dann bei der Mallorca Golf Open der Durchbruch als Tour-Sieger ge lingt, darf als Tüpfelchen auf dem „i“ bezeich net werden. An einem sehr windigen Finaltag und einemNachmittag voller Führungswech sel hatte Paul, der nach seiner furiosen 62 (-9) vom Samstag als Co-Leader mit dem Neusee länder Ryan Fox in den Schlusstag in Son Muntaner gegangen war, auf den hinteren Neun die Führung übernommen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Flightpartner Marcus Armita ge mit einem Birdie an der 15 und Bogey von Paul mit zwei Schlägen davonzog. Doch Ar mitage konnte das Momentum nicht nutzen, verlor selbst auf den nächsten beiden Löchern drei Schläge nach einem Dreiputt an der 16 und verzogenem Abschlag an der 17. Yannik Paul wiederum spielte an der 17 das Par und fand sich damit als geteilter Führender auf der 18 wieder. Dort versenkte der 28-Jährige einen schwierigen Birdie-Putt vom Vorgrün aus rund fünf Metern und verwehrte damit dem Engländer Paul Waring und Nicolai von Dellingshausen ein Stechen.

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1 Egoumenides L et al., Nutrients 2018, 10, 437. 2 Boisnic S et al., J Cosmet Dermatol. 2019;18(6):2027 2036. Zink, Vitamin A und Biotin tragen zum Erhalt normaler Haut, Mangan und Kupfer tragen zum Erhalt von normalem Bindegewebe bei.

TEE OFF | NEWS

Birdie an der 12, wodurch beide mit Drall an der Spitze gleichzogen. Bis zur 14 lag das Trio unverändert gleichauf, bis Cowan dann auf der 15 (Par 5) ein entscheidendes Birdie lochte. Da Drall am selben Loch ein Bogey unterlief, lag Cowan plötzlich mit 12 unter in Führung, während Hedwall auf 11 unter und Drall auf 10 unter fielen. Von da an war die 26-Jährige dann nicht mehr zu bremsen. Mit einem weiteren Birdie an der 17 verbesserte sich Cowan auf 13 unter Par, zwei Schläge vor Hedwall und drei vor Drall. Aber auch mit zwei Schlägen Vorsprung vor dem letz ten Loch war für die Deutsche nichts selbst verständlich. Denn sie erinnerte sich noch an den Verlust einer ähnlichen Führung bei der „Aramco Team Series – Jeddah“ im ver gangenen Jahr: „Ich war mir bewusst, was auch am letzten Loch noch passieren kann“, sagte sie mit einem Lächeln. „Am Mor gen vor dem Start wusste ich, dass ich eine Chance hatte, weil ich nur einen Schlag zu rücklag. Aber auf dem Platz war ich mir bis zum Schluss nicht sicher, denn es kann alles passieren. Vielleicht hatte ich nach dem Bir die auf der 17 das Gefühl, dass ich gewinnen kann, aber nichts war sicher.“ Durch ihren Sieg verbesserte sich Cowan im Race to Costa del Sol mit 890,37 Punkten nach 13 Turnieren auf den 19. Platz. GT

KNOTEN GEPLATZT II

Mit nicht weniger als 27 Top-10-Plat zierungen vor dieser Woche, Ende Oktober, erzielt Olivia Cowan (Foto: Hero Women’s Indian Open) schließlich beim 96. Anlauf den lange ersehnten Durchbruch auf der Ladies European Tour. Mit insgesamt 275 Schlägen (-13) und drei Schlägen Vor sprung auf Lokalmatadorin Amandeep Drall (72) und die Schwedin Caroline Hed wall (71) sicherte sich Cowan den Sieger scheck in Höhe von 61.200 U.S.-Dollar – und damit den höchsten ihrer Karriere bislang. „Ich war schon ein paar Mal nahe dran und bin so glücklich, dass ich es geschafft habe“, so Cowan im Anschluss an das Turnier. „Ich liebe es, hierherzukommen, und dies ist ei ner meiner denkwürdigsten Momente. Ich werde wiederkommen und versuchen, die Trophy erneut zu gewinnen.“ Cowans vorangegangene zwei Abstecher nach Indien endeten mit den Plätzen T19 im Jahr 2017 und T9 im Jahr 2018. Und in diesem Jahr war ihr bestes Ergebnis auf der Tour bis zu dem Turnier der geteilte vierte Platz beim Amundi German Masters im Golf und Country Club Seddiner See. Nachdem sie mit einem Schlag Rückstand auf Drall in die Schlussrunde gestartet war, lag sie nach dem Turn immer noch einen Schlag zurück und gemeinsam mit Hedwall auf dem zweiten Platz. Hedwall gelang dann ein Birdie an der 11 und Cowan ebenfalls ein ropean Tour die Hero Women‘s Indian Open und damit ihren ersten Individualtitel. KNOTEN GEPLATZT I Olivia Cowan gewinnt bei ihrem 96. Anlauf auf der Ladies Eu

Verena Gimmy Die Deutsche sicherte sich am letzten Tag der Santander Golf Tour – Burgos mit einem atembe raubenden Comeback und einer Drei-unter-Par-Runde (69) ihren ersten Profisieg. rena Gimmy, die in Spanien auf der Santan der Golf Tour – Burgos ihren ersten Profisieg landete. Die 28-jährige gebürtige Düsseldor ferin ging am dritten Tag mit einem Schlag Rückstand auf die Spitze ins Finale. Nach einer Neun auf Loch 8 (Par 5) schien Gimmy all ihre Chancen begraben zu haben, doch die Deutsche, die sonst auf der LET zugegen ist, zeigte starke Nerven und feuerte sechs Birdies auf ihren fehlerfreien Back Nine ab, um am Ende mit drei Schlägen Vorsprung zu gewinnen. „Das achte Loch war definitiv hart, aber ich wusste, dass ich gut spiele, ich hatte ein fach nicht viele Chancen und sagte mir, ich müsse ruhig bleiben, konzentriert bleiben und an meiner Routine festhalten. Nachdem ich auf der Neun einen guten Up-and-Down und auf der Zehn ein Birdie gespielt hatte, ließ ich es einfach weiter laufen. Entschei dend war am Ende die 18, an der ich einen wirklich guten Drive ins Grün setzte.“ „V“, so ihr Spitzname, die an der Missouri State University studierte und College Golf spielte, bestritt 2020 ihr erstes Profiturnier beim gleichen LETAS-Event. „Der Platz hat mir 2020 schon sehr gut gefallen und gefällt mir jetzt noch besser“, so Gimmy. „Ich kann es noch gar nicht realisieren. Ich bin echt er staunt, dass ich so gut gespielt habe, obwohl ich die ganze Woche über erkältet war. Ich denke, ich hatte einfach keine großen Er wartungen an diese Woche. Umso mehr ge nieße ich es jetzt auf jeden Fall.“ GT Der erste Sieg bleibt ewig in Erinne rung, sagt man. So wohl auch für Ve

FRÜHER VOGEL Achtjährigem gelingt im Leading GC Würzburg ein Hole-in-one. Das Highlight des zweiwöchigen Sommer Camps im Golf Club Würzburg gelang einem jungen Nachwuchsgolfer: Leopold Volkmuth erzielte auf Bahn 4 von den grünen Ab schlägen aus ein Hole-in-one. Aus 135 Meter zückte der junge Golfer selbstbewusst sei nen Driver, traf den Ball perfekt und dieser rollte nach der Landung direkt ins Loch. Sein Flight jubelte und feierte Leopold, der erst einmal gar nicht wusste, wie ihm geschah. Im Anschluss an die Runde gab der Ass-Schütze pflichtbewusst dem gesamten Jugend-Camp auf der Terrasse des Golf Clubs Würzburg ein Eis aus, das an diesem heißen Tag wohl ganz besonders gut schmeckte. GT

18 GOLF TIME | 6-2022

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Weimarer Land

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COVER | LUKE DONALD

„ES IST EINE VERANT- WORTUNG, DIE ICH NICHT AUF DIE LEICHTE SCHULTER NEHME.“

LUKE DONALD Kapitän des Europäischen Ryder Cup Teams 2023

20 GOLF TIME | 6-2022

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COVER | LUKE DONALD

Abschlag beim „Wunder von Medinah“: Luke Donald gab 2012 im ersten Single-Match gegen Bubba Watson den Takt vor und gewann seine Partie mit 2&1

E

mir, dennoch beizutreten. Und ich trainierte praktisch ohne Pause. Ich konnte nicht genug davon bekommen und wollte einfach weiter üben, weiter lernen, immer besser werden. Ich liebte es, Golf im Fernsehen zu sehen, und bat meine Mutter, mich nach der Schule zum Golfplatz zu bringen. Aber ich wurde nie dazu ge drängt. Mir wurde nie gesagt, dass ich drei Stunden am Tag üben müsse. Das war nicht der Fall und nicht der Stil meiner Eltern. Auf lokaler Ebene wurde mein Talent bald erkannt und ich wurde für die U16- und U18-Turniere ausgewählt. Als ich dann 16 Jahre alt war, kam ich gleich ins Herrenteam. Zu diesem Zeitpunkt war ich wahrschein lich einer der besten 15 oder 20 Amateure in Großbritannien und dachte definitiv, dass dies etwas sei, was ich möglicherweise tun könnte. Ich liebte es, Leuten wie Faldo und Seve zuzusehen, sie waren sehr inspirierend für mich. Ich war immer schon ein sehr konstan ter Spieler, obwohl ein Großteil meines

s ist schwierig an der Spitze. Es ist schwer, dorthin zu ge langen, noch schwerer, dort zu bleiben, und auch schwer zu ertragen, wenn der unver

„DIE BESTEN MOMENTE MEI NER KARRIERE HATTE ICH FAST ALLE BEIM RYDER CUP. ES IST ETWAS GANZ BESONDERES, NICHT NUR ALLEINE, SONDERN TEIL EINES TEAMS ZU SEIN.“ Ich begann auf dem Par-3-Platz Little Hay in Hemel Hempstead Golf zu spielen, und machte weiter, als mein Vater Mitte der 1980er-Jahre ein Timesharing-Haus in La Manga kaufte. Es gab einen Pitch-und Putt-Platz, den ich mit Dad und meinen bei den Brüdern gespielt habe – und wir haben drei Jahre lang viel Sport betrieben, darun ter Tennis und Golf. Dann wagten wir uns mit vier Schlägern auf den großen Platz. Da habe ich mich damals total in den Golfsport verliebt. Zu Hause trat ich meinem ersten Golfclub, Hazlemere, im Alter von neun Jahren bei, obwohl man das eigentlich erst mit zwölf konnte. Aber sie waren sehr nett zu mir, sahen mein Talent und erlaubten

meidliche Abstieg beginnt. Luke Donald weiß das besser als die meisten anderen, nachdem er zwischen 2011 und 2012 für 56 Wochen die Nummer 1 der Welt war. Jetzt, ein Jahrzehnt später, liegt der vier malige Ryder-Cup-Sieger auf Platz 569 der Weltrangliste, nachdem er in diesem Jahr elf Cuts verpasst hat. Es kam jedoch noch schlimmer: Der heute 44-jährige Engländer belegte in der FedEx-Cup-Saisonwertung lediglich Rang 170 und verlor damit auch noch die volle PGA-Tour-Karte. Donald selbst hat die Widrigkeiten mit gro ßer Demut hingenommen. Und der Mann, der als Ersatz für Henrik Stenson das Amt als Europas Ryder-Cup-Kapitän für 2023 übernommen hat, bleibt optimistisch, dass auch sein Spiel wieder zurückkommen wird. Doch lehnen wir uns ein wenig zurück und lassen Luke Donald selbst erzählen ...

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LUKE DONALD → Geburtsdatum: 7. Dezember 1977 (Alter 44) → Geburtsort: Hemel Hempstead, Herts → Wohnort: Northfield, Illinois → Nationalität: England → Ehefrau: Diane (verheiratet seit 2018) → Kinder: 3 Töchter → Größe: 1.75 Meter → Gewicht: 73 kg → College: Northwestern University → Profi seit: 2001 → Profisiege: 17

Amateurerfolgs auf dem College kam, als ich 1997 in die USA ging. Dank Pat Goss, dem dortigen Chefcoach, gelangte mein Spiel an der Northwestern University auf ein völlig neues Niveau. Die Tatsache, dass alles sehr strukturiert war, hat mir geholfen, die Dinge auf die nächste Stufe zu heben, ob wohl es viel harte Arbeit erforderte. Ich habe 1999 die NCAA-Championship gewonnen – den größten Titel im College Golf – und am Ende 13 College-Events in drei Jahren für mich entschieden. Ich galt zu diesem Zeitpunkt als der wohl bes te Amateur der Welt. Dann wurde ich Pro, ging zur Q-School, bekammeine PGA-Tour Karte und der Rest ist Geschichte. Ich bin jetzt seit 20 Jahren auf der PGA Tour. Ich hatte eine großartige Karriere in ei ner Zeit, in der sich das Spiel wandelte. Spie ler wie John Daly und natürlich Tiger haben das Spiel stark in Richtung Power verändert, und dieser Weg hält weiter an. Ich war im mer ein Spieler, der seine Stärken kannte. Ich wusste, woran ich arbeiten musste, um das Beste aus meinem Talent herauszuholen.

Bis Ende 2009 war Bruder Chris als Caddie am Bag von Luke Donald mit dabei

Mein bestes Jahr war 2011. Ich gewann so wohl die PGA- als auch die European-Tour Geldranglisten, war Spieler des Jahres, hatte den besten Stroke Average und war insge samt 56 Wochen lang die Nummer 1 der Welt. Das war unglaublich für jemanden, der einen Golfplatz nicht zerlegen konn te. Ich habe es einfach auf meine Weise ge macht, und alleine darüber zu reden, weckt gute Erinnerungen. Klar fehlt mir ein Major in meinem Le benslauf und ich hatte einige Chancen dazu in meiner Karriere. Ich spielte mit Tiger in der Finalrunde der PGA Champi onship 2006 und lag nur ein paar Schläge zurück, als Stewart Cink die Open in Turn berry 2009 gewann, außerdem hatte ich drei oder vier Top-10-Platzierungen beim Mas ters. Es ist enttäuschend, dass ich es nie über die Ziellinie brachte, aber manchmal wird die Nr.-1-Position in der Weltrangliste ein

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Der Hahn im Korb: Luke Donald mit Ehefrau Diane und den drei Töchtern Georgina, Elle und Sophia Ann (mit Labradoodle Archie)

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wenig unterschätzt, denn dort geht es um Beständigkeit über einen langen Zeitraum. Bis zu diesem Punkt zu gelangen, war wohl meine größte Errungenschaft. Es war großartig, an der Spitze der Golf welt zu thronen. Ich war immer konstant und für eine Dauer von elf bis zwölf Jahren ab 2004 in den Top 50. Der Weg zu Platz 1 schien weit weg zu sein mit Tiger und al lem, was er tat, da kam es mir gar nicht in den Sinn, dass es möglich sein könnte. Aber dann habe ich 2011 das World Match Play gewonnen und Martin Kaymer im Finale geschlagen, was mich in die Top 10 brach te. Und ich dachte plötzlich, dass, wenn ich mich voll darauf fokussieren würde, es viel leicht machbar sein könnte. Ich hatte damals ein tolles Team um mich. Ich arbeitete mit Dave Alred, hatte mit John McLaren einen guten Caddie, und konnte mich auch noch auf meinen College-Trainer Pat Goss und einen guten Physiotherapeuten und Fitnesstrainer stützen. Wir hatten einen guten Plan und haben ihn jede Woche um gesetzt. Ich hatte ein tolles kurzes Spiel, ein großartiges Wedge-Spiel hin zu großartigem Putten, und meine Konstanz darin brachte mich an die Spitze. Mein Bruder Christian war von 2002 bis 2009 als Caddie an meiner Tasche. Er war Club-Pro in der Nähe von London, und als ich 2001 die Q-School absolvierte, beglei tete er mich in der Final Stage als Caddie. Ich fragte ihn einfach: „Wie fändest du es, als Caddie für mich zu arbeiten?“ Er wuss te viel über das Spiel, er kannte mein Spiel sehr gut und klarerweise kannte er mich als Mensch und packte die Chance beim Schopf. Bis heute ist er immer noch auf der Tour, seit ein paar Jahren schon am Bag von Brendan Steele. Wir hatten viel Spaß zusammen, obwohl ich nicht der einfachste Chef bin. Ich er warte gute Arbeit und obwohl es letztend lich nichts damit zu tun hatte, waren wir 2009 am Ende unserer gemeinsamen Reise angekommen. Die Dinge hatten sich einfach ein wenig abgenutzt. Meine besten Erinnerungen stammen vom Ryder Cup. Es ist etwas Besonderes, Teil eines Teams zu sein und den Kampf auf dem Platz mit jemand anderem zu bestrei ten anstatt nur alleine. Es ist einfach eine tolle Woche, vor allem, weil wir alle vier Ryder Cups gewonnen haben, an denen ich teilgenommen habe. Ich habe auch ein paar Auftritte als Vizekapitän absolviert – einen gewonnen, einen verloren …

auszuschicken – und ich habe meinen Job gegen Bubba Watson (2&1) erledigt. Viele meiner Erinnerungsstücke in meinem Haus haben mit diesem Ryder Cup zu tun. Die größte Veränderung im Spiel, seit ich Profi geworden bin, ist das Wissen. Mehr als alles andere. Die Technologie hat sich verbessert, besonders beim Driver und beim Golfball, aber das Gesamtwissen und die Menge an Dingen, die uns heute zur Ver fügung stehen … TrackMan, Radargeräte, Biomechanik, Kraftmessplatten, die dabei unterstützen, wie man besser trainiert, wie man Geschwindigkeit erzeugt, wie man Face-Rotation im Schwung minimiert. Spie ler, insbesondere Junioren und diejenigen, die vom College kommen, verstehen jeden Teil davon, sodass sie, wenn sie es auf die Tour schaffen, wissen, wie man weit schlägt und wie man den Ball kontrolliert. Und wenn sie auch noch etwas Hirn haben, kön nen sie echte Chancen haben. Ich hatte schon immer einen ziemlich handlichen Schwung, aber nach mei ner Handgelenksoperation im Jahr 2008 hatte ich zu viel Face-Rotation am Ball, als ich versuchte, Länge zu gewinnen. Es ließ mich anfällig werden für einige der Verletzungen, die ich hatte, also entschied ich, dass es das Beste wäre, mich auf das zu konzentrieren, worin ich solide war. Näm lich aus 120 Metern Entfernung und dar unter der Beste zu sein. Ich war nicht allzu besorgt über die Länge, sondern versuch te nur, den Ball möglichst oft aufs Fairway zu bringen. Man muss extrem gut im kur

„DAS SIND SEHR INTERESSAN TE ZEITEN MIT LIV GOLF. ES SCHEINT SO, DASS JEDER SEI NEN PREIS HAT UND ICH KANN SCHON VERSTEHEN, WARUM ES MANCHE ANSPRICHT.“ Bernhard Langer gab mir beim Ryder Cup 2004 eine Chance. Ich war noch ziemlich jung und gewann kurz vor Ende der Quali fikation ein European-Tour-Event in Schwe den. Ich war jedoch noch eher unbekannt und er entschied sich, mir eine Wildcard zu geben und sein Vertrauen in mich zu setzen. In der Woche, nachdem er mich ausgewählt hatte, gewann ich in der Schweiz, was bestä tigte, dass ich bereit für meinen ersten Ryder Cup war. Wir haben in Detroit klar gewon nen (18½ zu 9½). Ich spielte vier Mal, hatte eine Bilanz von 2-1-1 und war ziemlich soli de – nicht schlecht für einen Rookie. Der K Club im Jahr 2006 war großartig. Ich habe alle meine drei Matches gewonnen und mich an Chad Campbell gerächt, der mich zwei Jahre zuvor im Einzel in Oakland Hills geschlagen hatte. Dann war 2012 in Medi nah natürlich etwas ganz Besonderes: Die Art und Weise, wie wir von einem 10-zu 6-Rückstand zurückkamen. Am Samstag konnte ich mit Sergio einen wichtigen Punkt holen, bevor Poults und Rory ihr Ding machten. Dann hatte Kapitän Olazábal das Vertrauen, mich im Einzel als Ersten hin

Nach dem Sieg bei der BMW PGA Championship 2012 wurde Donald wieder Nummer eins der Welt

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zen Spiel und im Putten sein, um das auf hohem Niveau zu können, weil es einfacher ist, Schläge durch Distanz zu gewinnen. Klarerweise waren die Ergebnisse in letzter Zeit nicht mehr so ​gut wie erhofft. Aber ich habe ziemlich hart an meinem Spiel gearbeitet und es steckt viel Gutes da rin. Meine Drives haben mich aber wieder im Stich gelassen, und das trägt, wie wir alle wissen, heutzutage maßgeblich zum Erfolg bei. Wenn du bei der Drivelänge et was unterdurchschnittlich bist, wird es sehr schwierig. Es sei denn, du bist absolut präzi se. Aber ich habe definitiv Verbesserungen in meinem Spiel gesehen. Die Teilnehmerfelder sind heutzutage enorm dicht. Wenn du nur einen Bruchteil von deinem Spiel entfernt bist, gehst du nach Hause. Ich habe eine Reihe von Cuts um einen einzigen Schlag verpasst, was hart ist. Wenn du es um einen Schlag schaffst, und ein tolles Wochenende hast, bekommst du einen großen Selbstvertrauensschub. Es war also ein bisschen frustrierend, aber ich mache weiter, arbeite hart und versuche das Positive zu sehen. Es gab immer Höhen und Tiefen und es gibt sicherlich nichts, was ich in meiner Karriere bereue. Rückblickend zaubert es mir ein Lächeln ins Gesicht, dass ich mit der Art von Spiel, die ich hatte, so viel erreicht habe. Ich würde jetzt gerne bessere Ergeb nisse erzielen – und ich glaube nicht, dass sie sehr weit entfernt sind –, aber es wird schwieriger gegen die Jungen, die sehr stark und sehr gut sind. Meine Ziele haben sich dadurch etwas verändert. Ich bin realistisch, aber ich denke immer noch, dass ich gut ge nug bin, ummitzuhalten. Und wenn ich eine großartige Woche habe, auch die Chance auf einen Sieg. Wenn ich das nicht glauben wür de, würde ich wohl nicht mehr spielen. Es ist mir in den Sinn gekommen, das Spiel an den Nagel zu hängen. Man geht von den

„Year to Go-Feierlichkeiten“, Anfang Oktober: Europas Ryder-Cup-Kapitän Luke Donald freut sich auf den Showdown 2023 in Rom

um dort zu spielen, obwohl ich die Vorteile für jemanden in meiner Situation sehen kann. Ähnlich wie bei Westwood und Poul ter, die am Ende ihrer Karriere stehen und wo es manchmal schwierig ist, auf der PGA Tour mitzuhalten. Es ist eine Menge Arbeit und ich bin 25 Wochen im Jahr von meiner Familie getrennt, und verpasse es, meine Kinder aufwachsen zu sehen. Es ist also ein attraktives Angebot, weniger Events für ga rantiertes Geld zu spielen – wenn man denn kein Problem damit hat, woher das Geld stammt. Ich bin unglaublich stolz darauf, zum europäischen Ryder-Cup-Kapitän für 2023 ernannt worden zu sein. Es ist wirk lich eine der größten Ehren, die einem Gol fer zuteil werden kann, ein Team von Spie lern zu führen und Botschafter für einen ganzen Kontinent zu sein. Ich fühle mich außerordentlich privilegiert, dass mir diese Verantwortung übertragen wurde. Und es ist eine Verantwortung, die ich nicht auf die leichte Schulter nehme. GT

höchsten Höhen zu den tiefsten Tiefen und fragt sich, ob man jemals wieder auf ein hö heres Niveau zurückkehren wird. Aber das ist Teil des Spiels und es geht darum, Wege zu finden, um erfolgreich zu sein. Und wenn es nicht funktioniert, dann versucht man etwas anderes. Man muss wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen. Und ich glaube, ich habe sie noch nicht alle ausge schöpft. Ich habe immer noch den Hunger und die Leidenschaft. Es ist großartig, tolle Schläge zu machen und zu lernen, wie ich in diesem und jenem Aspekt des Spiels ein bisschen besser werden kann. Millionen von Golfern wären gerne an meiner Stelle, PGA-Tour Events zu spielen, und ich bin dankbar für die Möglichkeiten. Und wenn es an der Zeit ist, zur Seite zu gehen, trete ich zurück. Aber noch ist es nicht so weit. Dies sind sehr interessante Zeiten mit LIV Golf – es scheint, dass jeder seinen Preis hat. Sie haben mich nicht angesprochen,

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Ryan Fox erobert 2022 die DP World Tour im Sturm und hat nach zwei Siegen und sieben Top-10-Platzierungen sogar die Chance, die Jahreswertung im Race to Dubai für sich zu entscheiden. Im GOLF TIME-Exklusivinterview gibt der 35-jährige Neuseeländer unter anderem Einblicke, wie es zu der Formexplosion kam. Von Markus Scheck MR. FOX FANTASTIC

r ist bereits 35 Jahre alt und darf dennoch getrost als der „Shootingstar“ der diesjäh rigen DP-World-Tour-Saison bezeichnet werden. Ryan

außerhalb der Top 200 in der Weltrangliste, darf sich aber schon jetzt über die beste Sai son seiner Karriere freuen: Der Triumph bei der Alfred Dunhill Links Championship in St. Andrews war nach dem Ras Al Khaimah Classic sein zweiter Sieg in der DP-World Tour-Saison 2022. Zusätzlich notierte Fox noch sieben Top-10-Platzierungen in diesem Jahr und kassierte allein 2022 über 2,6 Milli onen Euro Preisgeld. Wir trafen Srixon-Markenbotschafter Ryan Fox im spanischen Sotogrande zum exklusi ven GOLF TIME-Talk, wo er uns Rede und Antwort stand.

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Fox liegt derzeit hinter Spitzenreiter Rory McIlroy auf dem zweiten Platz in der Race to Dubai-Jahreswertung und hat mit einem starken Saisonabschluss die Chance, für sein Heimatland Neuseeland Geschichte zu schreiben und zum besten Spieler der Tour gekrönt zu werden. Fox, Sohn der neuseeländischen Rugby-Le gende Grant Fox, lag noch vor einem Jahr

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Ryan Fox nach seinem bislang größten Sieg bei der Alfred Dunhill Links Championship 2022 in St. Andrews

er nicht mehr dabei sein konnte. Er bedeute te mir und insbesondere bei diesem Event enorm viel. Er war ein richtiger Freund. Aber es waren auch meine Eltern für einen Monat in Europa und erlebten den Sieg in St. Andrews live vor Ort mit. Es war toll, den Sieg mit ihnen gemeinsam feiern zu können.

Ryan, deine Saison war bislang ausgesprochen erfolgreich mit den zwei Highlight-Siegen in Ras Al Khaimah und kürzlich an der Wiege des Golfsports in St Andrews. Wie siehst du deine Entwicklung und was sind deine nächsten Ziele? Um ehrlich zu sein, die Saison hat alle Er wartungen weit übertroffen. Jeder Teil in meinem Spiel hat wirklich toll funktioniert. Ich konnte das Putten in diesem Jahr stark verbessern, aber auch alle anderen Aspekte meines Spiels waren sehr solide. So oft vorne mitzumischen und zwei Titel zu holen, ist wirklich cool. Nach vorne schauend möchte ich nicht viel anders machen und das Mo mentum beibehalten. 2023 werde ich die Ge legenheit haben, vermehrt in den USA zu spielen und ich freue mich darauf, öfter ge gen die besten Spieler der Welt anzutreten und mich mit ihnen zu messen. Und dann werden wir sehen, ob ich mit ihnen mithal ten kann. Der Sieg in St. Andrews war extrem emotional für dich? Ja, ich musste die ganze Zeit an meinen Kumpel Shane Warne (Anm. d. Red. Austra lische Cricket-Legende, die imMärz 2022 an einem Herzinfarkt verstarb) denken, mit dem ich in den letzten Jahren hier immer ge meinsam in der ProAm-Wertung ein Team bildete. Es ist schrecklich und traurig, dass

Wie siehst du deine Chancen, das Race to Dubai vielleicht als Erster abzuschließen? Ehrlich gesagt versuche ich, nichts groß anders zu machen als bisher. Ich war dieses Jahr wirklich gut darin, nicht an die äußeren Einf lüsse zu denken, sondern mich nur auf den Golfplatz, auf dem ich spiele, zu fokus sieren und einen Schlag nach dem anderen zu machen. Ich weiß, das ist klischeehaft, aber es funktioniert. Ich möchte den Jungs vorne einen guten Fight liefern, aber ich muss am Ende des Jahres schon etwas ziem lich Beeindruckendes schaffen, um an Rory noch vorbeizukommen. Aber gut, es sind schon unwahrscheinlichere Dinge passiert und ich werde einfach mein Ding machen und dann werden wir ja sehen, was dabei rauskommt. Es gab bei den Fans ein wenig Aufregung, weil du für den Presidents Cup keine Wildcard bekommen hast. Wie groß war die Ent täuschung, nicht dabei gewesen zu sein und hast du das Geschehen verfolgt? Ja, natürlich war ich enttäuscht, denn ich denke, ich habe mir eine gute Chance gege ben. Hätte man das Team sechs Wochen frü her zusammengestellt, wäre es wohl weitaus schwieriger gewesen, mich außen vor zu las sen. Ich habe aber in den Wochen vor der Vergabe der Wildcards nicht viel gespielt

Ryan Fox beim exklusiven GOLF TIME-Talk in Sotogrande mit Markus Scheck

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Bruno Kurz, Pensionist und Golfer

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und wahrscheinlich ist es ein wenig das „Aus dem Auge, aus dem Sinn“-Prinzip. Ich hätte sehr gerne gespielt, aber ich kann auch ein wenig verstehen, warum mich Kapitän Tre vor Immelman nicht berücksichtigt hat. Was das Event betrifft: Ja, es war natürlich ein richtig harter erster Tag. Danach hat das Team International aber gut gekämpft. Ich habe mir schon einiges davon im Fernsehen angeschaut. Es ist ein großartiger Golfplatz. Ich habe Quail Hollow selbst vor ein paar Jahren bei der PGA Championship gespielt und der Platz kam am Bildschirm richtig gut rüber. Ich denke, die Internationals haben es weit spannender gemacht als die meisten ge dacht hätten. Es ist ein tolles Event und ich hoffe, dass ich in Zukunft die Gelegenheit haben werde, als Spieler dabei zu sein. Am Ende war es aber doch wieder eine klare Niederlage für die Internationals, die neunte in Folge. Es kam daher etwa von Paul McGinley die Idee auf, künftig LPGA-Spielerinnen zu inkludieren und es zu einem Mixed Event zu machen. Was hältst du von so einer Idee und wie siehst du generell die Zukunft des Presidents Cups? Die Verlierer-Bilanz hilft den Internatio nals natürlich nicht groß, wenn wir in die Zukunft blicken. Ich denke, dass es noch ein paar Austragungen mit dem bestehenden Format geben wird. Und wenn die Internati onals eine oder mehrere davon gewinnen könnten, würde das dem Ganzen ein wenig Rückenwind verleihen. Aber ich kann auch die Rufe nach einer Änderung gut verstehen. Mixed Events haben sich überall auf der Welt sehr gut etabliert. Ob das nun den Pre sidents Cup oder einen neu zu gründenden Event beträfe, ein solches Mixed-Format wäre sicher cool. Aber das müssen Leute, die weit klüger sind als ich, sich überlegen und entscheiden, in welcher Form das umzuset zen wäre. Einen Markt dafür gibt es aber mit Sicherheit.

Erster Saisonsieg des 35-jährigen Neuseeländers beim Al Khaimah Classic

Was Neuseeland betrifft, gibt es zwei Namen, die einem sofort in den Sinn kommen: Michael Campbell (U.S. Open-Champion 2005) und Steve Williams (ehemaliger Caddie von Tiger Woods). Wie einflussreich waren diese Personen für deine Karriere und wie nahe stehst du ihnen? Ich kenne Steve sehr gut. Er ging mir schon ein paar Mal als Caddie zur Hand, wo ich ihn näher kennenlernen durfte. Ich spiel te auch öfters Trainingsrunden mit ihm, als er noch Caddie von Adam Scott war. Es war immer großartig, sich an ihn zu wenden und Ratschläge zu holen. Er erzählte gerne Ge schichten und gab Informationen weiter. Im Laufe der Jahre lernte ich auch Cambo bes ser kennen. 2020 spielte er wieder öfters auf der Tour und ich habe dadurch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbracht. Ich hatte das Glück, ihn kurz nach seinemU.S.-Open-Sieg ein wenig ausfragen zu dürfen. Er kam da mals zu den New Zealand Open und ich saß ihm mit einem Freund von mir bei einem Dinner gegenüber und wir haben ihm ein paar belanglose Fragen gestellt. Es ist cool zu sehen, dass ein kleines Land wie Neuseeland so viele erfolgreiche Athleten hervorbringt. 2005, als Cambo Tiger bei der U.S. Open be siegte, kam das ganze Land sprichwörtlich zum Stillstand und Steve ist nicht nur im Golf, sondern auch imMotorsport eine wah re Legende in Neuseeland. Ich darf mich glücklich schätzen, solch einf lussreiche Per sonen als meine Freunde zu bezeichnen.

Wie schwierig ist es, so weit weg von deiner Heimat zu sein? Europa ist ja so ziemlich am weitesten entfernt von Neuseeland … Ja, Europa ist wirklich am weitesten ent fernt (lacht). Es ist hart, aber wir haben seit 2016 unseren Hauptsitz hier nach Europa verlegt. 2015 sind wir zwischen Neuseeland und Europa hin und hergef logen, das war einfach nur brutal. Am Ende der Saison war ich komplett am Ende. Wir benutzen nun London als unsere Basis, das macht alles um einiges einfacher. Mit der jungen Familie ist es zwar wieder etwas schwieriger, aber mei ne Frau Anneke und meine Tochter Isabel, die im Dezember zwei Jahre alt wird, reisen viel mit mir. Seit Juni waren wir durchge hend gemeinsam unterwegs. Es ist schön, sie dabei zu haben, das macht das Tour-Leben definitiv interessanter und lebenswerter. Cameron Smith erwähnte, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und nach Australien zu rückkehren zu können, sei einer der wichtigsten Gründe gewesen, warum er sich für den Wechsel zu LIV Golf entschieden habe. Ist das ein Konzept, das auch dich anspricht? Wie siehst du im Allgemeinen den Konflikt zwischen LIV Golf und PGA bzw. DP World Tour? Die Zerrüttung und Spaltung, die mo mentan in der Golfwelt stattfindet, ist für mich einfach nur frustrierend. Bis zu einem gewissen Grad kann ich aber beide Seiten verstehen. Ich kann dem, was Cam gesagt

Srixon-Ambassador seit mehr als zehn Jahren

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