GOLF TIME 6/2022
COVER | LUKE DONALD
wenig unterschätzt, denn dort geht es um Beständigkeit über einen langen Zeitraum. Bis zu diesem Punkt zu gelangen, war wohl meine größte Errungenschaft. Es war großartig, an der Spitze der Golf welt zu thronen. Ich war immer konstant und für eine Dauer von elf bis zwölf Jahren ab 2004 in den Top 50. Der Weg zu Platz 1 schien weit weg zu sein mit Tiger und al lem, was er tat, da kam es mir gar nicht in den Sinn, dass es möglich sein könnte. Aber dann habe ich 2011 das World Match Play gewonnen und Martin Kaymer im Finale geschlagen, was mich in die Top 10 brach te. Und ich dachte plötzlich, dass, wenn ich mich voll darauf fokussieren würde, es viel leicht machbar sein könnte. Ich hatte damals ein tolles Team um mich. Ich arbeitete mit Dave Alred, hatte mit John McLaren einen guten Caddie, und konnte mich auch noch auf meinen College-Trainer Pat Goss und einen guten Physiotherapeuten und Fitnesstrainer stützen. Wir hatten einen guten Plan und haben ihn jede Woche um gesetzt. Ich hatte ein tolles kurzes Spiel, ein großartiges Wedge-Spiel hin zu großartigem Putten, und meine Konstanz darin brachte mich an die Spitze. Mein Bruder Christian war von 2002 bis 2009 als Caddie an meiner Tasche. Er war Club-Pro in der Nähe von London, und als ich 2001 die Q-School absolvierte, beglei tete er mich in der Final Stage als Caddie. Ich fragte ihn einfach: „Wie fändest du es, als Caddie für mich zu arbeiten?“ Er wuss te viel über das Spiel, er kannte mein Spiel sehr gut und klarerweise kannte er mich als Mensch und packte die Chance beim Schopf. Bis heute ist er immer noch auf der Tour, seit ein paar Jahren schon am Bag von Brendan Steele. Wir hatten viel Spaß zusammen, obwohl ich nicht der einfachste Chef bin. Ich er warte gute Arbeit und obwohl es letztend lich nichts damit zu tun hatte, waren wir 2009 am Ende unserer gemeinsamen Reise angekommen. Die Dinge hatten sich einfach ein wenig abgenutzt. Meine besten Erinnerungen stammen vom Ryder Cup. Es ist etwas Besonderes, Teil eines Teams zu sein und den Kampf auf dem Platz mit jemand anderem zu bestrei ten anstatt nur alleine. Es ist einfach eine tolle Woche, vor allem, weil wir alle vier Ryder Cups gewonnen haben, an denen ich teilgenommen habe. Ich habe auch ein paar Auftritte als Vizekapitän absolviert – einen gewonnen, einen verloren …
auszuschicken – und ich habe meinen Job gegen Bubba Watson (2&1) erledigt. Viele meiner Erinnerungsstücke in meinem Haus haben mit diesem Ryder Cup zu tun. Die größte Veränderung im Spiel, seit ich Profi geworden bin, ist das Wissen. Mehr als alles andere. Die Technologie hat sich verbessert, besonders beim Driver und beim Golfball, aber das Gesamtwissen und die Menge an Dingen, die uns heute zur Ver fügung stehen … TrackMan, Radargeräte, Biomechanik, Kraftmessplatten, die dabei unterstützen, wie man besser trainiert, wie man Geschwindigkeit erzeugt, wie man Face-Rotation im Schwung minimiert. Spie ler, insbesondere Junioren und diejenigen, die vom College kommen, verstehen jeden Teil davon, sodass sie, wenn sie es auf die Tour schaffen, wissen, wie man weit schlägt und wie man den Ball kontrolliert. Und wenn sie auch noch etwas Hirn haben, kön nen sie echte Chancen haben. Ich hatte schon immer einen ziemlich handlichen Schwung, aber nach mei ner Handgelenksoperation im Jahr 2008 hatte ich zu viel Face-Rotation am Ball, als ich versuchte, Länge zu gewinnen. Es ließ mich anfällig werden für einige der Verletzungen, die ich hatte, also entschied ich, dass es das Beste wäre, mich auf das zu konzentrieren, worin ich solide war. Näm lich aus 120 Metern Entfernung und dar unter der Beste zu sein. Ich war nicht allzu besorgt über die Länge, sondern versuch te nur, den Ball möglichst oft aufs Fairway zu bringen. Man muss extrem gut im kur
„DAS SIND SEHR INTERESSAN TE ZEITEN MIT LIV GOLF. ES SCHEINT SO, DASS JEDER SEI NEN PREIS HAT UND ICH KANN SCHON VERSTEHEN, WARUM ES MANCHE ANSPRICHT.“ Bernhard Langer gab mir beim Ryder Cup 2004 eine Chance. Ich war noch ziemlich jung und gewann kurz vor Ende der Quali fikation ein European-Tour-Event in Schwe den. Ich war jedoch noch eher unbekannt und er entschied sich, mir eine Wildcard zu geben und sein Vertrauen in mich zu setzen. In der Woche, nachdem er mich ausgewählt hatte, gewann ich in der Schweiz, was bestä tigte, dass ich bereit für meinen ersten Ryder Cup war. Wir haben in Detroit klar gewon nen (18½ zu 9½). Ich spielte vier Mal, hatte eine Bilanz von 2-1-1 und war ziemlich soli de – nicht schlecht für einen Rookie. Der K Club im Jahr 2006 war großartig. Ich habe alle meine drei Matches gewonnen und mich an Chad Campbell gerächt, der mich zwei Jahre zuvor im Einzel in Oakland Hills geschlagen hatte. Dann war 2012 in Medi nah natürlich etwas ganz Besonderes: Die Art und Weise, wie wir von einem 10-zu 6-Rückstand zurückkamen. Am Samstag konnte ich mit Sergio einen wichtigen Punkt holen, bevor Poults und Rory ihr Ding machten. Dann hatte Kapitän Olazábal das Vertrauen, mich im Einzel als Ersten hin
Nach dem Sieg bei der BMW PGA Championship 2012 wurde Donald wieder Nummer eins der Welt
24 GOLF TIME | 6-2022
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