GOLF TIME 6/2023

Die GOLF TIME Ausgabe 6/2023 als E-Paper, Erscheinungstermin 18.09.2023

26. JHG. | AUSGABE 6 | SEPTEMBER 2023 € 6,90 | CHF 8,00 | IT € 8,90 | A, LUX € 6,90

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6–2023

VORSCHAU ALLES ZUM

FOTO TIME KÖNIG DER BERGE FUN TALK MATTHIAS SCHWAB WAS MACHT ... ANTHONY KIM STORY HENRIK STENSON SCHLÄGT ZURÜCK

SOLHEIM CUP IN FINCA CORTESIN

GOLFTRIP DURCH DEN SÜDEN FRANKREICHS BELLE PROVENCE

DEUTSCHLANDS U.S.- EXPORT STEPHAN JÄGER GIBT EXKLUSIVE EINBLICKE EXKLUSIV-INTERVIEW

HEISSE WARE DIE NEUESTEN PRODUKTE IM CHECK

44. RYDER CUP WIE TEAM EUROPE MIT HEROEN WIE FEDEX-CUP-CHAMPION VIKTOR HOVLAND DEN RYDER CUP ZURÜCKHOLEN MÖCHTE ROM ALLE WEGE FÜHREN NACH

SCHWUNGSTUDIE VIKTOR HOVLAND MIT DEM DRIVER

TRAINING QUICK TIPP EISEN MIT LUKE DONALD

LEADING ALL THE WAY: GC ZILLERTAL-UDERNS CLUBS

EDITORIAL

HIGH LAUNCH

SPANNUNG PUR! Können die Recken um Ryder-Cup-Kapitän Luke Donald die starke Heimbilanz fortsetzen? Und wie sieht es mit den europäischen Ladies beim Solheim Cup aus?

LEICHTER. EINFACH ZU MEHR WEITE.

as Highlight des Jahres elektrisiert wieder einmal die Golfwelt: der 44. Ryder Cup im Marco Simone Golf & Country Club bei Rom geht Ende September über die Bühne. Nach 26 Siegen der U.S.-Boys gegen über 14 Siegen der Europäer sowie zwei Unentschieden drängt sich die Frage auf, ob die Mannen um Ryder-Cup-Kapitän Luke Donald wieder ihren Heim vorteil nutzen können. Immerhin haben die Amerikaner die vergangenen sechs Ryder Cups auf europäischem Boden allesamt verloren. Ihr letzter Auswärtssieg liegt inzwischen 30 Jahre zurück (1993 im The Belfry, England). Nach der bitteren Klatsche in Whistling Straits (Wisconsin, USA) vor zwei Jahren (19 zu 9 für Team USA) – übrigens die höchste Niederlage eines europäischen Teams in der modernen Ryder-Cup-Geschichte – entließ der damalige, bemühte Ryder Cup-Captain Padraig Harrington seine erfolgsverwöhnte Truppe mit dem Fazit, dass die einzige Chance, ein ähnliches Debakel in Zukunft zu vermeiden, nur ein Generationenwechsel sein könne. D

Eine neue maßgeschneiderte Satz Option für Golfspieler mit langsamer Schwunggeschwindigkeit. Schneller schwingen und mehr Ballgeschwindigkeit erzeugen für höher launchende, längere Schläge.

„Die Frage ist: Können die Europäer um Luke Donald die groß artige Heimbilanz gegen die übermächtigen U.S.-Boys im Marco Simone G & CC fortsetzen? Oder droht ein ähnliches Debakel wie vor zwei Jahren?“

Nun sind seither zwei Jahre vergangen, und die Frage drängt sich zwangsläu fig auf: Wird der Generationenwechsel Früchte tragen? Haben die Jungs neben den „Veteranen“ Justin Rose, Rory McIlroy und John Rahm in der kurzen Zeit so viel Terrain wettmachen können, dass die positive Heimbilanz wie zuletzt im Le Golf National bei Paris fortgesetzt werden kann (Cover Story „Römische Gladiatoren“ ab Seite 20)?

LEICHTERE KOPFGEWICHTE. LEICHTERE SCHÄFTE. MEHR BALLGESCHWINDIGKEIT.

Foto: picture-alliance

Der Kapitän des europäischen Ryder-Cup Teams: Luke Donald

Unabhängig davon nimmt der ursprünglich für den Ryder Cup nominierte Kapitän, Henrik Stenson, zu der eher sonderbar gelaufenen LIV-Geschichte Stellung und erklärt seine Sicht der Dinge („Der Iceman schlägt zurück“ ab Seite 26). Das zweite Highlight: der Solheim Cup in der Woche vor dem Ryder Cup in Finca Cortesin (Andalusien). Im Gegensatz zu den männlichen Kollegen haben die Damen das vergangene Auswärtsduell gegen die U.S.-Ladies klar gewonnen.

ERHÄLTLICH ALS DRIVER, FAIRWAY-HÖLZER, HYBRIDE UND EISEN.

Also, für Spannung ist allemal gesorgt, viel Spaß vor Ort oder vor dem Fernseher,

Ihr

LASSEN SIE SICH NOCH HEUTE FITTEN.

OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

©2023 PING

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Warum nicht

HEISSE WARE Die neuesten Produkte ab Seite 56

mal den Sprung ins Gewisse wagen?

NEWS 14 GIPFELSTÜRMER Viktor Hovland gewinnt als erster Norweger den FedEx Cup auf der PGA Tour. 16 SENSATION Helen Briem schreibt Geschichte; ebenso der GC St. Leon Rot per Doppelsieg beim Final Four. 18 NACHHALTIG Im GC Kitzbüheler Alpen Westendorf stieg das erste „Green Event“ in Tirol. COVER 20 RÖMISCHE GLADIATOREN Alles 26 D ER ICEMAN SCHLÄGT ZURÜCK Henrik Stenson mit seiner Version der eher unrühmlich gelaufenen LIV-Golf-Geschichte. Vorschau auf den Solheim Cup in Finca Cortesin, Spanien. 36 HOHE ZIELE GESTECKT Stephan 32 H ATTRICK AUF DER FINCA? Jäger im Exklusiv-Interview über die vergangene und die anstehende Saison auf der PGA Tour. 40 L EADING ALL THE WAY Der GC Zillertal-Uderns begeistert durch ein einzigartiges Komplettpaket. über den 44. Ryder Cup im Marco Simone Golf & Country Club in Rom.

CLUBS/REISE 44 WENN DIE NATUR ZUSCHLÄGT Der Golfpark Schloss Wilkendorf wurde Opfer eines Wirbelsturms.

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Ein exklusiver Golftrip durch den malerischen Süden Frankreichs.

66 ABSCHLAG MIT BERGBLICK Tolle Golfplätze und Hotels harren im SalzburgerLand ihrer Entdecker. TRAINING 74 FEDEX-CUP-CHAMPION Pro Danny Wilde analysiert den Schwung von Viktor Hovland mit dem Driver.

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TEE OFF 6 FOTO TIME Ludvig Aberg:

Der beste Weg, neuen Herausforderungen zu begegnen, ist, diese gemeinsam mit erfahrenen Partnerinnen und Partnern anzugehen. Ganz gleich, was Ihre Ziele sind – als eines der größten Investmenthäuser Deutschlands bieten wir Ihnen fundierte Wertpapier Expertise und im Verbund mit den Sparkassen ein einzigartiges Kundenverständnis. Überzeugen Sie sich von unseren erstklassigen Bonitäts- und Nachhaltigkeitsratings.

König der Berge

8 QUICK TIPP

Knackige Eisen am Beispiel Luke Donald 10 GO ASK ... Fun Talk mit Matthias Schwab

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Denken wir gemeinsam weiter.

12 WAS MACHT ... Anthony Kim?

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TEE OFF NEWS | LEUTE | HIGHLIGHTS

FOTOTIME

KÖNIG DER BERGE Das waren gleich zwei Sensationen in Folge. Erst im Juni 2023 war Ludvig Aberg ins Profila ger gewechselt, bei seinem neunten Turnier start gelang dem jungen Schweden dann prompt der große Wurf: Beim Omega European Masters in Crans Montana, Schweiz, dominierte Aberg das Feld, setzte sich am Ende im Crans sur-Sierre Golf Club mit einem Schlussspurt und zwei Schlägen Vorsprung gegen Landsmann Alexander Björk durch. Der Lohn: 425.000 Euro Preisgeld, aber, und jetzt kommt‘s – Aberg befand sich spätestens seit seinem geteilten vierten Platz beim D+D Real Czech Masters die Woche zuvor auf der „Beobachtungsliste“ des Kapitäns des europäischen Ryder-Cup-Teams, Luke Donald. Am Montagnachmittag nach dem Turnier verkündete Donald dann seine sechs Captain‘s Picks und – siehe da – versah den 24-jährigen Aberg glatt mit einem Platz im Team. Chapeau mal zwei! GT

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QUICK TIPP

©2023 Acushnet Company.

KNACKIGE EISEN ZEIT, UMZUDENKEN, WENN SIE BISHER MEINTEN, SIE MÜSSTEN DEN BALL MIT DEN EISEN IN EINER ABWÄRTSBEWEGUNG TREFFEN ... Es ist ein weitverbreiteter Schwunggedanke, den Ball mit den Eisen in einer Abwärtsbewegung, also von oben, zu treffen. Versuchen Sie lieber, einen Punkt hinter dem Ball zu treffen, dann erhalten Sie unter anderem einen viel besseren Ballkontakt. Darauf kommt es an (für Rechtshänder): Set-up: Stellen Sie sich schulterbreit, Ihr Körpergewicht gleich mäßig auf beide Beine verteilt, mit der Ballposition zwischen Ihrer Körpermitte und der linken Ferse – also leicht links der Mitte.

LUKE DONALD Annäherungen aus 180-205 Meter i. D.: 15 m (PGA Tour: Platz 3)

Stecken Sie nun ein Tee ca. fünf Zentimeter links des Balles in den Boden, sodass es nicht heraussteht, Sie es aber noch gut sehen können. Greifen Sie nun Ihr Eisen und achten Sie darauf, dass sich Ihre Hände auf Höhe des Balls befinden, also erneut etwas links der Mitte. Dadurch erhalten Sie eine leicht geschlossene Schlagfläche.

Proben Sie nun den Treffmoment erst einmal ohne Ball an der Position des Tees. Also mit Hüftdrehung und Körpergewichts verlagerung auf den linken Fuß. Ihr Ziel ist es, diesen Punkt als Treffpunkt bei den folgenden Schwüngen mit Ball zu verinnerlichen. Nun schlagen Sie den Ball, versuchen dabei aber, das Tee als Treffpunkt zu streifen – dabei kann es gerne herausspringen. Wenn Sie dies üben, werden sich Ihr Ballkontakt und auch Ihr Schwung pfad wesentlich verbessern, da Sie nicht mehr so steil an den Ball kommen werden. Das Resultat werden geradere, kontrolliertere Schläge sein. Und länger werden Sie dadurch übrigens auch ... GT

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TEE OFF | INTERVIEW

Am Ende wurde ich bei diesem Top-Turnier guter Zweiter.

Mama backt immer wieder sehr gutes Brot für uns ...

Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, den du gerne noch einmal spielen würdest? Nein. Ich hänge nicht der Vergangenheit nach. Wichtig sind für mich die Gegenwart und die Zukunft. Wir nehmen dich mit auf eine Faschingsparty. Als was verkleidest du dich? Ich würde mich als Old Shatterhand verkleiden. Eine großartige Persönlichkeit, die mich in den Winnetou-Büchern von Karl May immer wieder fasziniert hat. Welche drei Personen würdest du gerne zu einer Runde Golf einladen? Arnold Schwarzenegger, Roger Federer und Hermann Maier. Hattest du mal so richtig Ärger in der Schule? Natürlich hatte ich einmal (oder viel leicht auch mehrmals) richtigen Ärger in der Schule (lacht) ... Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Teleportation, also der theoretische Transfer von Materie oder Energie zwischen zwei Orten, ohne den Raum dazwischen zu durchqueren. Was wärst du geworden, wenn nicht Golfpro? Ich wäre Bergführer in den Salzburger und Schladminger Bergen geworden. Ich stelle mir den Beruf als Bergführer wirklich einzigartig schön vor. Ich genieße die Freizeit und den Erholungswert in den Bergen schon seit Kindheitstagen.

Hund oder Katze? Hund, ich liebe den gemeinsamen Hund, den ich mit meiner Freundin in Florida habe. Er ist ein toll ausgebilde ter Dobermann, vier Jahre alt, und sehr sportlich. Nie mehr Golf oder nie mehr Sex? Eine leicht zu beantwortende Frage: Nie mehr Golf! Gibt es Schwächen? Woran arbeitest du am meisten? Das lange Spiel könnte besser sein, daran arbeite ich sehr viel. Aber das kurze Spiel ist ebenso wichtig. Was ist das Schönste am Leben als Tourpro? Tour-Pro ist mein Beruf. Golf ist mein Hobby. Also konnte ich mein Hobby zum Beruf machen, das ist für mich das Schönste daran. Was gefällt dir daran am wenigsten bzw. ist das Unangenehmste? Die vielen Reisen und die damit verbundenen Strapazen gefallen mir nicht sonderlich. Man muss sie aber einfach hinnehmen. Das ist abhängig von der Spielstärke und der Form des Spielers. Es ist immer gut, sich auf seine Stärken zu konzentrie ren und sich dort immer weiter zu verbes sern. Senioren sollten sich, wenn sie im langen Spiel kürzer werden, beispielsweise auf die Verbesserung ihres kurzen Spiels konzentrieren. GT Ein Tipp für unsere Leser: Woran sollten sie am meisten arbeiten?

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Foto: Neumayr/Leopold

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Mitte August hatte das Salzburger Land seinen Golf-Botschafter Matthias Schwab zum Meet&Greet in dessen Heimatclub, den Golf & Country Club Salzburg-Klessheim, eingeladen. Am Vormittag spielte er eine Runde Golf mit ausgewählten Partnern und dem glückli chen Gewinner einer exklusiven Verlosung der Salzburger Nachrichten. Nach einem gemeinsamen Lunch begeisterte der PGA-Tourpro Kids und Jugendliche im Rahmen einer Talente-Clinic und nahm sich ausgiebig Zeit für Autogramme und gemeinsame Erinnerungsfotos. Elfmeter, seinen Hund, einen Schlag, auf den er besonders stolz ist, und seine Faszination für Old Shatterhand. Von Oskar Brunnthaler PGA-Tourpro Matthias Schwab über einen verschossenen

Dein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, einen Downhill-Putt mit Break aus drei Metern zu lochen. Du darfst den Putt nicht ausführen – wen wählst du für diese Aufgabe? Ich würde meinen Freund Max Kieffer auswählen. Er zählt für mich zu den besten Puttern auf der Tour. Was war der emotionalste Moment auf dem Golfplatz, den du erlebt hast? Mein Comeback im Februar 2015, ich spielte Collegegolf an der Vanderbilt University in Nashville, USA, als ich nach einer fast einjährigen Zwangspause wegen einer Rückenverletzung erstmals wieder richtig spielen konnte. gleich bei meinem ersten Collegeturnier in Pebble Beach. Das war ein super Einstand für mich in den USA und für meine Uni. Inzwischen halte ich auch den geteilten Platzrekord in Pebble Beach mit einer 62er Runde, gespielt beim AT&T Pebble Beach Pro-Am 2022 auf der PGA Tour. Welcher Sieg bedeutet dir am meisten? Mein erster Sieg als Collegespieler

Welche Niederlage schmerzte besonders? Ich spielte als Jugendlicher Fußball in unserer „Dorfliga“. Da verschoss ich einen Elfmeter. Hätte ich getroffen, hätten wir dieses wichtige Spiel gewonnen (grinst). Deine größte Stärke auf dem Platz? Ich bewahre stets die Ruhe, auch wenn es aufregend zugeht. Deine Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Jack Nicklaus, Bernhard Langer und Tiger Woods. Dein Lieblingsschläger im Bag? Das 9er-Eisen, weil die Zahl neun meine Lieblingszahl ist und auch mein Geburtstag an einem 9. ist. Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, auf den du besonders stolz bist? Mein zweiter Schlag auf dem letzten Loch bei der Porsche European Open 2019 in Green Eagle. Ich schlug auf dem Par 5 ein perfektes Eisen 4 etwa einen Meter an die Fahne für ein abschließendes Eagle.

Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Am liebsten esse ich gutes Brot. Meine

Fun Talk: Oskar Brunnthaler und Matthias Schwab beim SalzburgerLand Tourismus Golf Tag im G&CC Salzburg-Klessheim

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LILIA VU Die Kalifornierin etabliert sich immer mehr zur „Spielerin des Jahres“ auf der LPGA Tour. Nach dem ersten LPGA-Titel

im Februar in Thailand siegte sie beim ersten Major des Jahres, der Chevron Championship im April. Als Krönung holte sie sich bei der AIG Women‘s Open in Walton Heath nun bereits den zweiten Major-Titel in diesem Jahr und in ihrer Karriere. LAURI RUUSKA Der Finne, der am ersten Tag der Vier Geschichte der Challenge Tour mit einer Runde von 59 oder besser), schrieb weiter Geschichte, indem er als zweiter einheimischer Spieler das Challenge-Tour Event in Finnland für sich entscheiden konnte. JOANNE CARNER Leichtigkeit einen Score niedriger als ihr Alter. In der ersten Runde der U.S. Senior Women’s Open im Waverley Country Club in Portland, Oregon, brachte sie eine Runde von 80 Schlägen ins Clubhaus. Es war dies bereits das sechste Mal seit 2018, dass „Big Mama“ ihr Alter oder besser gespielt hat. umäki Finnish Challenge eine historische 59 schoss (der erst vierte Spieler in der Die 84-jährige Legende, die während ihrer Hall-of-Fame-Karriere 43 LPGA Titel gewann, schaffte einmal mehr mit

Anthony Kim 2008: Ryder-Cup-Held

Anthony Kim 2021: Party-Held

ANTHONY KIM WAS MACHT EIGENTLICH …?

versuchte Kim, seine Verletzungen aus zukurieren, doch 2012 entschied er sich für eine Operation an der Achillesseh ne. Die Erwartung war, dass er inner halb eines Jahres zum Profigolf zurück kehren würde, doch bis zum heutigen Tag spielte er nie wieder ein Turnier. Und hier beginnt das Rätsel. Die Details sind unklar, aber es scheint sich um eine Versicherungs-Causa zu han deln: So soll Kim eine Summe zwischen zehn und 20 Millionen U.S.-Dollar aus gezahlt bekommen haben, falls diese Verletzung seine PGA-Tour-Karriere beendet haben sollte. Die Polizze wird aber wohl ungültig, sobald er auf der Tour auch nur einen Schlag machen sollte. Im letzten Jahrzehnt gab es oft Gerüchte über seine Rückkehr. Manch mal sagte Kim, er könne nicht mehr professionell Golf spielen, aber biswei len klang er auch optimistischer. Über die sozialen Medien deutete er 2021 ein Comeback an, doch dazu kam es nicht. Kim lebt weiterhin in Dallas, Texas. Seine Haare sind lang, ein riesiges Tattoo ziert seinen linken Arm und sei ne Partynächte sollen nach wie vor aus giebig sein. Als dann im Januar dieses Jahres in der New York Times ein Arti kel veröffentlicht wurde, in dem es hieß, Kim habe eine Rückkehr zum Golfsport über LIV Golf nicht ausge schlossen, spekulierten die Fans erneut über ihren Helden. Doch ein enger Freund Kims, Ben Baller, dementierte den Bericht umgehend. Das Enigma Anthony Kim geht also weiter. GT

Wenn jemand für diese Rubrik prädestiniert ist, dann Anthony Kim. Sein aktueller Status ist eines der wohl größten Mysterien des modernen Golfsports. Es gibt so viele Fragen und nur wenige Antworten. Warum hat er den Golfsport aufgegeben? Wird er jemals wieder professionell spielen? Anthony Kim war nach seinem Wechsel 2006 ins Profilager sofort ein Star auf der PGA Tour. Die Fans liebten sein Spiel und seinen „Swagger“, also sein sehr selbstbewusstes, manchmal auch arrogant anmutendes Auftreten. Während seiner Rookie-Saison erziel te er vier Top-10-Platzierungen und gewann im Mai 2008 bei der Wachovia Championship sein erstes Turnier. Zwei Monate später gewann er beim AT&T National sein zweites Turnier und wurde zu einer Fixgröße im Golfsport. Dann kam das Event, bei dem sich die Fans schließlich komplett in ihn verliebten – zumindest die amerikani schen: der Ryder Cup 2008 im Valhalla Golf Club. Kim spielte eine entschei dende Rolle beim U.S.-Sieg, denn er besiegte Sergio Garcia mit einer epi schen Leistung im ersten Single-Match mit 5&4. Auch seine Persönlichkeit passte perfekt zum Ryder-Cup-Umfeld. Beim Presidents Cup 2009 zeigte Kim eine ähnliche Leistung und es sah so aus, als würde er in den kommenden Jahren ein fixer Bestandteil des Teams USA sein. Sein drittes PGA-Tour-Event gewann er bei der Shell Houston Open 2010, aber in diesem Jahr setzte auch der „Verletzungsvirus“ ein. Zunächst

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ERIK COMPTON Der PGA-Tour-Spieler wurde wegen Straf taten und Vergehen in Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Vorfall häusli N T

cher Gewalt in Miami festgenommen. Compton und seine Frau hätten angeblich einen verbalen Streit über sogenannte „Beziehungsprobleme“ gehabt. Laut Behörden habe Compton seiner Frau das Handy aus der Hand genommen, es in den Pool geworfen und sie dann gegen die Wand geschleudert.

NATTHAKRITTA VONGTAVEELAP Die junge Thailänderin hatte eine U.S. Women‘s Open zum Vergessen: Nach dem ihr Caddie auf den ersten Löchern

mehrmals den Rangefinder benutzt hatte – auf der LPGA Tour erlaubt, aber nicht bei der von der USGA ausgetragenen Meisterschaft –, wurde sie nach fünf gespielten Löchern disqualifiziert. RICHARD BLAND Nicht nur PGA-Tour-Asse wie Patrick Cantlay gelten als langsame Spieler, auch der zur LIV-Golf-Serie abgewanderte Engländer Richard Bland zählt zu den „Schnecken“ des Circuits. Beim LIV-Event in Valderrama benötigte „Blandy“ gestoppte 84 Sekunden für einen Golfschlag und wurde von der „Slow-Play-Polizei“ umgehend mit einem Strafschlag versehen.

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dafür Joe Mayo, in Social-Media-Kreisen besser bekannt als der Trackman-Maestro. „Es ist erstaunlich, dass ein Spieler ein Turnier gewinnen kann und mit sich selbst nicht zufrieden ist“, sagte Mayo über den Trainerwechsel von Hovland kurz nach dem Sieg auf den Bahamas. Ein solcher Wechsel kann für einen Spieler ein riskantes Unterfangen sein, aber Mayo merkte an, dass Hovland zu schlau sei, um so etwas geschehen zu lassen. Mayo studierte Hovlands Spiel und half ihm, einen wiederholbaren Schwung zu kreieren und das Vertrauen in seinen Squeeze-Cut wiederherzustellen. Vor allem Viktors kurzes Spiel galt lange Zeit als seine Schwäche. Zu Beginn seiner Karriere gab Hovland zu, dass sein Chip pen „schrott“ sei. Letzte Saison belegte er in der Kategorie „Strokes Gained: Around the Green“ den 191. Platz. Mayo begann während der Players Championship im März mit Hovland in kleinen Schritten am kurzen Spiel zu arbeiten. Und was einst eine Schwäche des Norwegers war, zählt nun mit zu seinen absoluten Stärken. In East Lake war Hovland in allen Aspekten eine Klasse für sich. In seiner derzeitigen Form ist der Norweger kaum zu schlagen, was auch für Europas Ryder Cup-Kapitän gute Nachrichten sind. „Ich bin sehr streng mit mir, und ob wohl mein Spiel immer gut war, habe ich nie wirklich ganz daran geglaubt“, so Hov land nach seinem Triumph. „Ich bin von Jahr zu Jahr besser geworden, und damit kam der Glaube. Ich habe jetzt das Gefühl, dass dies das letzte fehlende Teil war.“ GT

GIPFEL STÜRMER

→ Als Viktor Hovland letzten Dezem ber die Hero World Challenge ge wann, war das der krönende Abschluss eines Jahres, das von knappen Resultaten geprägt war, die endlich auf einen Sieg hinausliefen. Für viele wäre es an der Zeit gewesen, sich zurückzulehnen, die Feier tage zu genießen und davon auszugehen, dass die Topform am Ende der Saison ein Sprungbrett zu Größerem sein würde – aber nicht so für Hovland. Er wollte besser werden und das bedeutete, sich zu einem kompletteren Spieler zu entwickeln. „Wenn man das nächste Level erreichen will, muss man introspektiv schauen“, sagte er. „Ich denke, wenn man versucht, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich fragt: ‚Okay, wie kann ich besser werden?‘, dann muss ich mich im Grunde dazu zwingen, ein paar dieser Denkweisen zu ändern.“ Die ganze harte Arbeit an seinem Schwung, an seinem kurzen Spiel, an seiner Aim Point-Technik beim Putten und an seinem Course-Management zahlten sich letztlich aus und gipfelten nun in zwei aufeinan die TOUR Championship. Er sicherte sich damit zum Ende der PGA-Tour-Saison als erster Norweger den FedEx Cup. Von Markus Scheck Eine Woche nach der BMW Championship gewinnt Viktor Hovland auch überlegen

derfolgenden Siegen und einem Preisgeld als FedEx-Cup-Champion in Höhe von 18 Millionen U.S.-Dollar. Bei der TOUR Championship im East Lake Golf Club, Atlanta, hatte sich der Norweger beim Sai sonfinale der PGA Tour den Sieg sogar mit souveränen fünf Schlägen Vorsprung vor Xander Schauffele erkämpft. RISKANTER COACH-WECHSEL „Er bleibt einfach immer auf dem Gas“, sagte der dreimalige FedEx-Cup-Sieger Rory McIlroy über Hovland. „Er hat ein fach keine Angst.“ Keine Angst und die Weigerung, selbstgefällig zu werden, sind Eigenschaften, die

den 25-Jährigen in dieser Saison zum dreifachen Sieger und zu einem der besten Spieler der internatio nalen Szene gemacht haben. Obwohl Hov land 2018 die U.S. Amateur Champi onship gewann und auf der PGA Tour als einer der besten Ballstriker sofort Er folge feierte, war er in der letzten Saison mit seiner Konstanz unzufrieden. Auf der Suche nach Fehlern in seinem Spiel, die ihm helfen könnten, die Nummer 1 der Welt zu werden, wechselte er im Januar seinen Coach und engagierte

Auf dem Olymp der PGA Tour: Viktor Hovland gewinnt die TOUR Championship und den FedEx Cup 2023

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Die Damen- und die Herrenmannschaft des Golfclubs St. Leon-Rot dominieren im GC Pfalz die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften 2023. Für die Damen ist dies bereits der fünfte Titel, die Herren feiern hingegen Premiere. MEISTER MAL ZWEI ier Damen- und vier Herrenmannschaften waren Anfang August in die Pfalz gereist, alle mit dem Ziel, den Titel der Deutschen Mannschaftmeisterschaften 2023 zu holen. Am Ende konnte es aber nur zwei Sie ger geben und die kommen dieses Jahr aus der Kurpfalz: Die Da men- und auch die Herrenmannschaft des Golfclubs St. Leon-Rot holen sich die Titel „Deutscher Mannschaftsmeister 2023“. Silber ging an die Damen des Hamburger GC Falkenstein und an die Herren des GC Mannheim-Viernheim. Über die Bronzemedaillen durften sich wiederum die Damen sowie die Herren des G&LC Berlin-Wannsee freuen. Im Kampf um Platz drei mussten sich letztlich die Damen des Münchener GC sowie die Herren des GC Hubbelrath geschlagen geben. „Wir haben es so oft versucht, aber nie haben wir uns belohnt“, so Eicko Schulz-Hanßen, Geschäftsführer des GC St. Leon-Rot, der am Finaltag mit Fahne auf dem Platz unterwegs war, um seine Teams zu unterstützen. „Aber heute haben wir uns belohnt, das tut richtig gut. Das Tollste an diesem Tag ist, dass wir mit Marco Schmuck bei den Herren und Sebastian Buhl bei den Damen zwei Trainer haben, die sich seit Jahren extrem reinhängen, aber noch nie Deutsche Mannschaftsmeister geworden sind. Dass sie jetzt gemeinsam den Titel holen, dafür können wir nur dankbar sein. Vielleicht mussten wir in den vergangenen Jahren so viel Drama ertragen, um das hier und heute wahr zu machen“. Im kommenden Jahr wird übrigens erstmals der Golfclub München-Riedhof Austragungsort des DGL-Finales sein: „Wir freuen uns sehr, dass wir das Final Four 2024 austragen dürfen“, so Kariem Baraka dazu, Geschäftsführer des Golfclubs München Riedhof und Präsident der PGA of Germany. GT V

SPIELE DURCH ALLE JAHRESZEITEN

Rekordsiegerin: Helen Briem

HISTORY GIRL

Foto: R&A St. Andrews

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ach Chiara Horder bei der 120. Women’s Amateur Championship vor zwei Monaten sorgt nun eine weitere deutsche Amateurin für Furore: Helen Briem ist die erste Deutsche, die die R&A Girls‘ Amateur Championship in ihrer 104-jährigen Geschichte für sich entschei den konnte. Die 18-Jährige, die im World Amateur Golf Ranking an zehnter Stelle rangiert, gewann Mitte August das 36-Loch- Finale der 94. Girls‘ Amateur Championship im Ganton Golf Club, England, mit einem Rekordsieg von 12&10 gegen die Spanierin Martina Navarro Navarro. Bei den Jungen setzte sich Kris Kim auf dem 38. Loch im eng umkämpften Finale der 96. Boys‘ Amateur Championship gegen Alex Papayoanou durch. Beide qualifizieren sich damit für die AIG Women’s Open 2024 bzw. die Open Championship 2024 sowie für eine Reihe weiterer renommierter Amateurmeisterschaften. Im Falle Helen Briems sind dies neben der AIG Women’s Open die R&A Women’s Amateur Championship, die U.S. Girls‘ Junior Championship und zudem die Augusta National Women’s Ama teur Championship 2024. „Es bedeutet mir sehr viel, hier gewonnen zu haben“, so Briem. „Das war mein letztes Einzelturnier bei den Junioren, daher ist es schön, meine Junioren-Karriere auf diese Weise zu beenden, und ich bin wirklich glücklich. Ich habe einfach solide gespielt und nicht viele Fehler gemacht, es lief also alles gut. Ehrlich gesagt war es auf den ersten neun Löchern ziemlich eng, aber auf den letzten neun der ersten Runde wurde ich defensiver. Man kann ein Bogey spielen, aber man muss versuchen, Doppelbogeys zu vermeiden und defensiver zu spielen. Grün, zwei Putts und nächstes Loch – das war meine Strategie, und heute ist sie ziemlich gut aufgegan gen. Ich denke, dass ich aus dieser Woche strategisch gesehen viel mitnehmen kann. Normalerweise spiele ich eher aggressiv. Aber vielleicht sollte ich in Zukunft etwas defensiver spielen.“ GT N Helen Briem gewinnt sensationell als erste Deutsche überhaupt die R&A Girls‘ Amateur Championship 2023.

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Riesenjubel über den Doppelerfolg: Das Damen- und Herrenteam des GC St. Leon-Rot

Foto: DGV/Stefan Heigl

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TEE OFF | NEWS

HERZ DER ALPEN

büheler Alpen Westendorf schließlich zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um das Turnier möglichst nachhaltig zu gestalten. Besonderes Augenmerk lag dabei auf umweltfreundlicher Anreise, Barrierefrei heit, Abfallvermeidung, Mehrweggeschirr, regionaler Verpflegung, sozialer Nach haltigkeit sowie einem ganzheitlichen Ansatz für den nachhaltigen Betrieb des Golfplatzes. MAXIMAL NACHHALTIG Die Wirkung des Green Events ging jedoch weit über messbare Effekte wie Abfallre duktion hinaus. Den Organisatoren war es ein wichtiges Anliegen, das Bewusst sein für einen nachhaltigen Lebensstil zu schärfen und zu verdeutlichen, dass Golf und Nachhaltigkeit keinen Widerspruch darstellen. Im Gegenteil: Golfanlagen können einen bedeutenden Mehrwert für die Umwelt schaffen. Die Teilnehmer und Gäste des Turniers lernten während des viertägigen Events alternative Möglichkei ten kennen und wurden dabei gleichzeitig zu aktiven Mitgestaltenden eines nachhal tigen Engagements. Das Green Event Tirol im GC Kitzbühe ler Alpen Westendorf zeigte eindrucksvoll, dass Sportveranstaltungen und Nachhal tigkeit Hand in Hand gehen können. Der Einsatz für Umweltschutz und ein bewuss ter Umgang mit Ressourcen wurden hier bei vorbildlich demonstriert. GT

GESCHICHTEN, DIE DER GOLFPLATZ SCHREIBT

GREEN EVENT IN TIROL Die Austrian Juniors Golf Tour (AJGT) und die Tiroler Schüler- und Jugendmeisterschaft im GC Kitzbüheler Alpen Westendorf setzten ein Zeichen für umweltfreundlichen Sport.

und 150 Kinder und Jugend liche aus Österreich, Deutsch land, Tschechien, der Slowa kei und Ungarn stellten sich Anfang Juli im Golfclub Kitzbüheler Alpen Westendorf der sportlichen Herausforderung und setzten gleichzeitig ein Zeichen für den Klimaschutz: Erstmals seit über zehn Jahren wurde die Austrian Juniors Golf Tour (AJGT) powered by Bernd Wiesberger wieder in Tirol ausgetragen. Während die AJGT über drei Tage ausgespielt wurde (8. bis 10. Juli), konn ten die Tiroler Meisterinnen und Meister bereits nach dem zweiten Spieltag, am 9. Juli, gekürt werden. Dank der Zusammenarbeit mit dem Klimabündnis Tirol erhielt die Veran staltung erstmals die Auszeichnung als „Green Event Tirol basic“. Mit dem Pilot projekt unterstützen die Organisatoren – der Dachverband ASVÖ Tirol sowie die Sportabteilung des Landes Tirols stehen als Förderer hinter dieser Initiative – die Bestrebungen des Österreichischen Golf R

verbandes (ÖGV) für mehr Nachhaltigkeit im Golfsport. In enger Kooperation mit dem Öster reichischen und dem Tiroler Golf verband wurden im Golfclub Kitz

Bild oben, v. l.: Die Initiatoren Jacob Haselsber ger (Präsident GC Kitzbüheler Alpen Westen dorf), Anna Kogler (Leistungsbeauftragte Tiroler GV, Niki Zitny (Direktor Sport ÖGV)

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Tiroler Schüler- und Jugendmeisterschaften 2023: Initiatoren, Siegerinnen und Sieger

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COVER | RYDER CUP

RÖMISCHE GLADIATOREN Können die Euro-Fighter beim Showdown in Rom die Schmach von Whistling Straits vergessen machen und den Ryder Cup zurück auf den „alten Kontinent“ holen? Alle wichtigen Details zum unbestrittenen Event-Highlight des Jahres im Marco Simone Golf & Country Club.

D Faszination Ryder Cup: Wie schon in Whistling Straits 2021 wird auch in diesem Jahr die Spannung am ersten Loch des Marco Simone Golf & Country Clubs bei Fans und Spielern zum Greifen nahe sein ie Karten für den 44. Ryder Cup, der von 29. Septem ber bis 1. Oktober in Rom über die Bühne gehen wird, liegen nun alle auf dem Tisch. hat sich die Golfwelt bekanntermaßen grundlegend verändert: Mit der Grün dung von LIV Golf sind viele ehemalige Ryder-Cup-Fixstarter nicht mehr Teil der Teams. Henrik Stenson, der eigentlich als Kapitän Team Europe anführen sollte, wur de nach seinem Abgang zu LIV letztes Jahr sogar des Amtes enthoben und durch Luke Donald ersetzt. Wie der Schwede heute Die Fans blicken schon jetzt gebannt auf den Marco Simone Golf & Country Club und können es kaum erwarten, dass an jenem Freitag der Turnierwoche vor Tausenden von Zuschauern end lich der erste Drive geschlagen wird. Die Ausgangslage für den ultimativen Vergleichskampf

dazu steht, lesen Sie in der nachfolgen den Geschichte „Der Iceman schlägt zu rück“ ab Seite 26. Fakt ist: Die abtrün nigen LIV-Asse Dustin Johnson, Bryson DeChambeau, Sergio Garcia, Lee Westwood und Ian Poulter cashen zwar auf der von Saudi-Arabien finanzierten Tour so richtig ab, sie werden aber das Saison-Highlight Ryder Cup dieses Mal nur als Zuschauer erleben.

Beiden Teams wurde demnach frisches Blut injiziert. Vor allem aufseiten der Europäer ist zum Teil eine neue, junge Generati on im Anmarsch, die erstmals versuchen wird, in die Fußstap fen eines Poulter oder Garcia zu treten. Lassen Sie uns also einen detaillierten Blick auf die beiden Teams werfen und beginnen wir mit den Hausherren aus Europa, die als „römische Gladiatoren“ in das Kolosseum von Marco Simone einziehen werden.

zwischen Europa und den USA könnte in diesem Jahr kaum span nender sein: Die U.S.-Amerikaner gelten ob ihres historischen Sieges von vor zwei Jahren in Whistling Straits (19:9) als erklärte Favori ten. Demgegenüber steht jedoch eine makellose Heimbilanz der Europäer, die seit der letzten Niederlage 1993 (The Belfry, England) zu Hause ungeschla gen sind. Seit Whistling Straits

Von Markus Scheck

Die beiden Team-Kapitäne: Zach Johnson (l.) und Luke Donald

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COVER | RYDER CUP

ins Team berufen. Straka, der in diesem Jahr die John Deere Classic auf der PGA Tour gewann und bei der Open Champi onship den geteilten zweiten Platz belegt hatte, wird nach Bernd Wiesberger der zweite Österreicher in Folge bei einem Ryder Cup sein. Højgaard, der eine konstant starke Saison zeigte, erhielt eben so wie Shootingstar Åberg, der erst vor zwei Monaten ins Profilager wechselte und mit dem Sieg beim letzten Qualifikations turnier in Crans-Montana einmal mehr aufzeigte, dass er einer der großen Stars der Zukunft sein wird, den Vorzug vor dem Polen Adrian Meronk, dem viele eine Teil nahme gewünscht und zugetraut hätten. Knapp an der direkten Qualifikation gescheitert war auch der Deutsche Yannik Paul, der als Vierter der European Points List hauchdünn den Kürzeren zog. Nichts destotrotz darf sich der 29-jährige gebür tige Frankfurter über eine grundsolide Saison freuen und die Erkenntnis, dass nicht viel für eine Teilnahme am Ryder Cup gefehlt hat. AMERIKAS „BOYS CLUB“ Bei den Amerikanern, die vom zweifa chen Major-Champion Zach Johnson als Kapitän in die Arena geführt werden, dominieren das Ziel und der Wunsch, endlich wieder nach 1993 im The Belfry einen Auswärtssieg zu landen. Die aktuelle Besetzung strotzt vor Selbstvertrauen und hat in den letzten Jahren ein regelrechtes Sieger-Gen entwickelt. Doch auch im Team USA findet sich so mancher Rookie: U.S.-Open-Champion Wyndham Clark schaffte genauso wie der „Champion Golfer of the Year“, Brian Harman, sowie Shootingstar Max Homa die direkte Qualifikation. Alle drei sind damit erstmals bei einem Ryder Cup am Start. Gemeinsam mit dem Weltrang listenersten, Scottie Scheffler, und dem beinahe unschlagbaren Duo Patrick Cantlay und Xander Schauffele, runde ten sie die Top 6 der Qualifikationsphase ab. Bei den sechs restlichen Wild Cards vertraute Johnson auf arrivierte Spieler, die besser zur Chemie des Teams zu passen scheinen als Spieler in Form wie etwa Lucas Glover oder Keegan Bradley, die einmal mehr zu Hause bleiben müssen. Vor allem Bradley, der für seine Leiden schaft für den Ryder Cup bekannt ist, war stinksauer, dass nicht er, aber der in die sem Jahr wahrlich grottenschlechte Justin Thomas eine Wild Card bekam, was auch von vielen Experten heftig kritisiert wor den war. Man müsse eben Teil des „Boys Clubs“ sein, dann sei es völlig egal, wie man

Vor zwei Jahren lieferte Team USA in Whistling Straits mit dem Rekordsieg von 19:9 eine Macht demonstration ab. Können die U.S.-Boys das neue Sieger-Gen auch über den Atlantik retten?

besten Spieler der Welt zu Hause zu lassen, das traute sich dann selbst Zach Johnson nicht. Für Spannung ist also gesorgt und es dürfte Ende September aller Voraussicht nach auf eine extrem knappe Entscheidung hinauslaufen. Ob letztlich die Euro-Fighter einen erneuten Heimsieg bejubeln werden dürfen oder die U.S.-Boys endlich den lang ersehnten Auswärts-Triumph landen kön nen, werden die römischen Kriegsgötter Mars, Bellona und Quirinus entscheiden. Möge die Schlacht um Rom beginnen!

spiele. „Einen JT lässt man nicht zu Hau se“, entgegnete Johnson. Gerüchten zufolge habe aber Thomas‘ „großer Bruder“ Tiger Woods beim U.S-Kapitän interveniert, um sicherzustellen, dass JT mit von der Partie sein würde. Weitere Wild Cards gingen we nig überraschend an Jordan Spieth, Rickie Fowler, Collin Morikawa, Sam Burns und Brooks Koepka. Letzterer, seines Zeichens Sieger der PGA Championship und Zweiter beim Masters, ist damit der einzige LIV Spieler, der beim diesjährigen Ryder Cup mit dabei ist. Aber einen der zweifelsohne

Arena frei zum Ryder-Cup-Showdown in Rom: Luke Donald will versuchen, die makellose europäische Heimbilanz auch auf italienischem Boden fortzusetzen. Zach Johnson wiederum strebt als Titelverteidiger nach einem – aus Sicht der USA lange überfälligen – Auswärts-Triumph

VETERANEN UND ROOKIES Luke Donald darf sich über drei der aktu ell besten Spieler der Welt im Team freu en, allen voran Rory McIlroy. Wenn die Europäer einen Sieg gegen die hochkarätig besetzte amerikanische Mannschaft ein fahren wollen, brauchen sie den Nordiren aber in Bestform. Er muss wieder zu je ner Killermaschine mutieren wie bei den Ryder Cups der Jahre 2012, 2014 oder 2016. Definitiv aber nicht zu der „Ein-Punkt McIlroy-Version“ aus 2021 – den Trä nen nahe, weil er das Gefühl hatte, seine Teamkollegen im Stich gelassen zu haben. Rory wird der emotionale Herzschlag von Donalds Kader sein, eine Rolle, die dem 34-Jährigen gut zu Gesicht steht. Als zweiter Führungsspieler hat sich der Spanier Jon Rahm etabliert. „Rahmbo“ legte zu Beginn des Jahres eine fast schon unheimliche Serie von drei Siegen bei fünf Turnierstarts hin, bevor er seinem Le benslauf mit dem Gewinn des Masters in Augusta die Krone aufsetzte. Die dritte Säule im Team Europe ist die im Moment zweifelsohne heißeste Aktie auf der Tour: Viktor Hovland. Der Nor weger war gerade erst in die Golfszene eingestiegen, als er vor zwei Jahren sein Ryder-Cup-Debüt in Whistling Straits gab. Aufgrund der mangelnden Qualität der Europäer musste Hovland jede Session spielen und zahlte dabei noch Lehrgeld.

Mit zwei Jahren mehr Erfahrung auf dem Buckel und auf einem europäischen Platz sollte Hovland dieses Mal aber zu größeren Taten fähig sein: Er spielte 2023 bei allen Majors vorne mit und krönte seine Saison mit Siegen bei den letzten beiden Turnieren der FedEx-Cup-Playoffs. Er gilt somit als wohl schärfste Waffe im Team Europe. Doch auch der Rest der Equipe sieht heute deutlich stärker aus als dies noch vor zwölf Monaten der Fall war. Mit den Engländern Tyrrell Hatton, Tommy Fleet

wood, Justin Rose und Matthew Fitzpatrick kann Donald auf erfahrene und formstarke Landsmänner bauen. Der Ire Shane Lowry wurde trotz Formschwäche mit einer Wild Card bedacht, da er laut Captain Donald „für die großen Events geschaffen ist“. Und dann gibt es noch vier Rookies im Team: Der Schotte Bob MacIntyre schaff te es als Dritter über die European Points List. Der Österreicher Sepp Straka, der Däne Nicolai Højgaard und der Schwede Ludvig Åberg wurden mittels Wild Cards

TEAM EUROPE

TEAM USA

Kapitän: Luke Donald (ENG) NAME

Kapitän: Zach Johnson NAME

Alter

RC Bilanz

Alter

RC Bilanz

Ludvig Åberg (SWE)

23 29 32 31 22 25 36 27 34 28 43 30

Rookie 0-5-0

Sam Burns

27 31 29 34 36 32 33 26 29 27 30 30

Rookie 3-0-1 Rookie Rookie Rookie 6-5-1 3-0-1 3-1-0 2-0-1 8-7-3 6-2-1 3-7-5

Matthew Fitzpatrick (ENG) Tommy Fleetwood (ENG) Tyrrell Hatton (ENG) Nicolai Højgaard (DEN) Viktor Hovland (NOR)

Patrick Cantlay Wyndham Clark Rickie Fowler Brian Haman Max Homa Brooks Koepka Collin Morikawa Xander Schauffele Scottie Scheffler

4-2-2 2-4-1

Rookie

0-3-2 1-2-0

Shane Lowry (IRL) Bob MacIntyre (SCO) Rory McIlroy (NIR) Jon Rahm (ESP) Justin Rose (ENG) Sepp Straka (AUT)

Rookie 12-12-4

4-3-1

13-8-2 Rookie

Jordan Spieth Justin Thomas

Viktor Hovland (l.) als wichtiger Schlüssel zum Erfolg im Euro-Team von Kapitän Luke Donald

Neben den Golf-Matches wird in Rom auch der gesellige Teil sicher nicht zu kurz kommen

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COVER | RYDER CUP

DER SCHAUPLATZ Zum ersten Mal in der Geschichte findet der Ryder Cup in Italien statt. Als Aus tragungsort für den Vergleichskampf zwischen Europa und den USA wurde der Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms auserkoren. Die Neuge staltung des Platzes unter der Leitung von European Golf Design in Zusammenarbeit mit Tom Fazio II begann im August 2018 und wurde im März 2021 abgeschlossen. Der Schwerpunkt lag auf der Schaffung eines Layouts, das speziell auf die Drama tik des Matchplays ausgerichtet sein sollte. Dabei wurde das bisherige Layout umge leitet, um nicht nur zahlreiche „Risk and Reward“-Löcher für die Spieler zu bieten, sondern auch, um das natürliche, hüge lige Landschaftsgelände zu maximieren. Den Zuschauern bieten sich unvergleich

liche Aussichtspunkte auf das Geschehen auf dem Platz sowie Fernblicke auf die be rühmte „Ewige Stadt“, darunter spektaku läre Ausblicke auf den Petersdom und das Schloss von Marco Simone, die zusammen die Kulisse für den bedeutendsten Team wettkampf des Golfsports bilden werden. „Die Ausrichtung des Ryder Cups 2023 ist für uns nicht nur die Verwirklichung eines Traums, sondern der Beginn einer neuen Ära“, erklärt Lavinia Biagiotti Cig na, Präsidentin des Marco Simone G&CC. „Unser Motto lautet „Playing the Future“, und wir setzen uns dafür ein, die nächste Generation von Golfspielern aufzubauen. Wir sind bereit, Champions wie auch Ama teure aus aller Welt zu begrüßen, und wir glauben, dass der Ryder Cup für Marco Si mone und den italienischen Golfsport auf globaler Ebene wichtig ist.“ GT

Zum ersten Mal in der Geschichte findet der Ryder Cup in Italien statt. Als Austragungsort wurde der Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms auserkoren. Spektakuläre Ausblicke auf das Schloss von Marco Simone (l.) und den Petersdom (r.) bilden die eindrucksvolle Kulisse

PROGRAMM → Donnerstag, 28. September: Eröffnungszeremonie mit Livemusik und Entertainment

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→ Freitag, 29. September: Foursomes (Vormittag) Fourballs (Nachmittag) → Samstag, 30. September:

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Foursomes (Vormittag) Fourballs (Nachmittag) → Sonntag, 1. Oktober: 12 Single-Matches

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COVER | HENRIK STENSON

SCHLÄGT

DER ICEMAN

ZURÜCK

Stenson schien immer unantastbar und zu sehr mit der Aufgabe verbunden zu sein, Europa in diesem Jahr in Rom anzufüh ren. Als er im März 2022 zum Kapitän gekürt wurde, nannte er es einen wahrge wordenen Traum. Der 47-Jährige beharrt darauf, dass er alles getan habe, um im Amt bleiben zu können. Doch die Herren an den Schalthebeln hatten sich anders entschieden und ihn von seinen Pflichten entbunden, mit der Begründung, er wäre nicht in der Lage, seinen vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Er war gerade einmal vier Monate im Amt. Der Open-Champion aus dem Jahr 2016 hatte immer betont, dass er sich der Risiken bewusst gewesen sei, die mit einer Kooperation mit den Saudis einhergingen. Dennoch bezahlte er nur widerwillig seine Strafen und gab seine DP-World-Tour-Mit gliedschaft auf, nur wenige Wochen bevor die Nachricht von der Fusion die Golfwelt in Schockstarre versetzte. „Sie ließen mir keine andere Wahl“, sagte Stenson, „also bin ich zurückgetre ten.“ Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ihm im Rahmen des Friedensangebots nun ein Rückweg angeboten wird, auch wenn es keine Garantie dafür gibt, dass er dieses annehmen würde. Nach allem, was passiert ist, würde es viel erfordern, zu vergeben und zu vergessen, und es ist un wahrscheinlich, dass ihm die Kapitänsrolle für den Ryder Cup jemals wieder angebo

Henrik Stenson brachte mehr Opfer als die meisten anderen, als er zu LIV Golf wechselte. Jetzt möchte er, dass die Öffentlichkeit seine Seite der Geschichte hört und warum er sich in seiner Entscheidung, LIV beigetre ten zu sein, bestätigt fühlt.

Von Markus Scheck

gab zu, dass das Geld und die Änderung des Lebensstils einfach zu schön seien, um sie ablehnen zu können. JEDER HAT SEINEN PREIS „Ich bin seit Ende 1998 Golfprofi und die Höhe der Preisgelder, sprich der finanzi elle Teil, war schon immer ein wichtiger Aspekt, wie wir unsere Turnierpläne zu sammenstellen, sagte er. „Und das war in diesem Fall nicht anders.“ Stenson hat stets Vorwürfe zurückge wiesen, dass er das Kapitänsamt nur an genommen habe, um einen besseren Deal mit den Saudis herauszuschlagen. Was er ein wenig unter den Teppich kehrt, ist aber, dass er mehrfach – privat und öffentlich – versichert hatte, dass er nach seiner Ernen nung nirgendwo hingehen würde. Wäh rend seiner Präsentation im Rahmen einer Pressekonferenz in Wentworth sprach er dann selbst das Unausgesprochene im Raum an. „Es gab viele Spekulationen darüber, und wie ich schon sagte, ich bin dem Kapi tänsamt, dem Ryder Cup Europe und dem bevorstehenden Job voll und ganz ver pflichtet“, sagte Stenson. „Damit werden wir weiter beschäftigt sein und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um in Rom ein siegreiches Team zu stellen.“ Dienstantritt auf der neuen Tour – und Stenson genoss prompt den Sieg bei seinem ersten LIV-Einsatz

enn es darum geht, bei der Rekrutierung neuer Spie ler ein Zeichen zu setzen, dann ist es wohl eine der größten Errungenschaften

W

von LIV Golf im Machtspiel mit der PGA und der DP World Tour, Henrik Stenson dazu bewegt zu haben, die Seiten zu wech seln. Niemand hatte damit gerechnet, am allerwenigsten die fünf Mitglieder des europäischen Ryder-Cup-Komitees, die damals bei der Wahl auf den Schweden statt auf Luke Donald gesetzt hatten.

ten wird. Lee Westwood hatte bereits gesagt, dass er nicht zu rückkommen werde und ohne Zweifel wird es andere geben, denen es genauso geht. Stenson zum Beispiel wägt immer noch seine Optionen ab, obwohl er mit seiner Un terzeichnung eine vierjährige Verpflichtung bei LIV einge gangen ist. Auch über seine Be weggründe war er von Anfang an ehrlich. Im Vorfeld seines LIV-Golf-Debüts im vergange nen Juli distanzierte er sich von dem sorgfältig ausgearbeiteten Script – dem über die Weiter entwicklung des Sports – und

Neuigkeiten für das Team Majesticks – Lee Westwood, Henrik Stenson und Ian Poulter

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COVER | HENRIK STENSON

„LIV FÜHLT SICH NEU UND FRISCH AN. DER START IN DIE SAISON 2023 WAR FÜR MICH DER MOTIVIERENDSTE SEIT LANGER, LANGER ZEIT.“

„NATÜRLICH WAR EIN TEIL MEINER ENTSCHEIDUNG, AN LIV-GOLF-EVENTS TEILZUNEHMEN, KOMMER ZIELL BEDINGT, ABER AUCH DAS FORMAT, DER ZEITPLAN UND DAS KALIBER DER SPIELER WAREN WICHTIGE FAKTOREN. ICH SETZE MICH DAFÜR EIN, DAS SPIEL WEITERZUENTWICKELN UND ES ALS POSITIVE KRAFT

den war. Er verdiente einen Großteil seines Geldes zurück, als er 2013 den FedEx Cup und das Race to Dubai sowie drei Jahre später die Open Championship in Royal Troon gewann. Dennoch wurde er von LIV stets als „leichte Beute“ betrachtet. „Ich bin mit meiner Entscheidung zufrie den und bereue sie nicht“, sagte er. „Nach 20 Jahren auf der DP World Tour gab es ge gen Ende viele Wochen, in denen dieser zu sätzliche Kick nicht mehr vorhanden war. Mit LIV fühlt es sich wie etwas Neues und Frisches an. Der Start in die Saison 2023 war der frischeste und motivierendste seit langer, langer Zeit.“ Und er ergänzt: „Das Spielen auf zwei Touren, wie ich es den größten Teil meiner Karriere getan habe, hat irgend wann seinen Tribut gefordert. Es ist hart, keine richtige Nebensaison wie in anderen Sportarten zu haben. Das ist etwas, was ich viele Jahre vermisst habe. Das machte für mich einen großen Teil des Reizes von LIV aus, und dann sind da noch andere Dinge wie das Teamformat. Einige mei ner schönsten Erinnerungen stammen von den Teilnahmen an Teamevents wie World Cups und Ryder Cups. Von den vier Team mitgliedern zählen die drei besten Scores und jeder gibt alles, um nicht die Nummer vier zu sein. Das bringt auf jeden Fall eine Extraportion Motivation, würde ich sagen.“ TEAM MAJESTICKS ALS UNTERNEHMEN Stenson teilt sich derzeit die Kapitänsauf gaben des Team Majesticks mit Ian Poul ter und Lee Westwood. Es ist eine interes sante Dynamik, die möglicherweise beim diesjährigen Ryder Cup eingetreten wäre, wenn Stenson noch das Sagen gehabt hätte. Westwood und Poulter hätten mit ziemli cher Sicherheit in Rom für Stenson gespielt oder ihn unterstützt. Doch jetzt liegt ihr gemeinsamer Fokus auf dem Aufbau des Franchise ihres eigenen Teams an der Seite von Sam Horsfield. „Die Tatsache, dass Ian, Lee und ich uns auf den ‚Back Nine‘ unserer Karriere be finden, lässt sich nicht leugnen“, so Sten son. „Es wird einen Tag geben, an dem wir nicht mehr aktiv spielen werden. Dies gibt uns die Möglichkeit, im Sport engagiert zu bleiben, sei es durch die Zusammenarbeit

ZU NUTZEN.“ HENRIK STENSON

Henrik Stenson landete in den Armen von Greg Norman und LIV und holte dort gleich bei seinem ersten Auftritt im Trump National Golf Club in Bedminster, New Jersey, den Sieg

Das Golferbe des Schweden wird für immer mit der Open Championship verbunden sein. Bei der Auflage 2016 in Royal Troon feierte Stenson seinen bislang einzigen Major-Titel

Das hätte es eigentlich sein sollen, doch die Gerüchteküche brodelte weiter. Und seine Kehrtwende wurde schließlich zum größ ten ungehüteten Geheimnis des Golfsports. Stensons Wechselprämie soll sich auf rund 40 Millionen U.S.-Dollar belaufen haben. Der Sieg bei seinem LIV-Golf-Debüt spül te weitere vier Millionen U.S.-Dollar in die Kasse – eine überaus lukrative Rendite für drei Arbeitstage in New Jersey. „Ich denke, wir sind uns einig, dass ich wie ein Kapitän gespielt habe“, scherzte Stenson anschließend bei der LIV-Golf Siegerehrung. ANDERE MASSSTÄBE IM GOLF – ABER WARUM EIGENTLICH? Mittlerweile ist er in seiner Einschätzung weitaus diplomatischer und rechnet den Sieg im Juli aufgrund des Lärms, der ihn damals umgab, zu den „Top-Drei-Erfolgen“ seiner Karriere. Auch jetzt noch kämpft er darum, dem Hass in den sozialen Medien und den Fragen nach einer Mitschuld am „Sports Washing“ zu entgehen. Er kennt sich gut mit dem Thema aus und fragt sich, warum LIV und seine Mitglieder strenge ren Maßstäben unterliegen als etwa ande re Sportarten und Organisationen, die zu ihrem persönlichen Vorteil mit den Saudis Geschäfte gemacht haben. „Wenn ich im Laufe meiner Karrie re eine Aufstellung an Austragungsorten erstellt hätte, an denen alles perfekt war, dann hätte ich kein einziges Golftur nier gespielt“, sagt er. „Jeder Teil der Welt hat seine Herausforderungen und es gibt

Dinge, die verbessert werden können, sei es in den USA, in China, der Türkei, Dubai oder eben Saudi-Arabien.“ Der Schwede steht auf wackeligem Boden, wenn er sagt, dass er sich nicht mit der moralischen Komponente auseinander setzt. Im Gegensatz zu allen anderen hat er jedoch eine andere Seite moralischer Dimension in der Welt gesehen: Im Jahr 2010 verlor Stenson sein Privatvermögen, nachdem er Opfer eines Schneeballsystems seines Sponsors Stanford Financial gewor

mit Talenten, die das Potenzial haben, in unserem Team zu spielen, durch das Gewinnen von Partnern usw. Es eröffnet einfach viele Chancen und Möglichkeiten. Diese Seite ist sehr spannend.“ Das Team hat einen General Manager eingestellt, damit es finanziell funktio niert, und hat bereits drei Sponsoringver träge abgeschlossen – mehr als die anderen elf Teams zusammen. Greg Norman, CEO von LIV Golf, äußerte sich klar dazu, dass von jedem Spieler erwartet wird, dass er sein Team wie ein Unternehmen führt,

indem er Merchandising, Unterhaltung und andere Sponsoringmöglichkeiten verkauft. Das hört sich nach viel an, aber Stenson sieht im Geschäftsmodell von LIV trotz der anhaltenden Unsicherheit beispielsweise über die Anerkennung in der Weltrangliste nur Positives. „Es existiert alles gerade einmal zwölf Monate und hat in so kurzer Zeit eine bemerkenswerte Wirkung erzielt“, sagt er. „Die Turniere sind immer erfolgreicher geworden, mit dem bisherigen Höhepunkt in Adelaide. Das war ein tolles Turnier mit vielen Zuschauern und das Gesamtpaket war bisher

itiative namens „Little Sticks“, die darauf abzielt, eine Reihe von Golfprogrammen für Nachwuchsspieler anzubieten. „Wir führen solche Initiativen schon seit Jahren durch, aber LIV ermöglicht es uns, das noch weiter auszubauen“, erklärt er. „Wir hatten eine große Gruppe von Kin dern in Orlando und wir haben die positive Wirkung wirklich gespürt, als wir mit den Eltern gesprochen und die Dankes-E-Mails und Briefe gelesen haben. All diese kleinen Dinge haben eine große Wirkung. Mich hat es besonders gefreut, so viele Jugend liche bei den Veranstaltungen zu sehen. Das wird enorme Auswirkungen auf das Golfspiel haben und dazu beitragen, eine jüngere Zielgruppe für den Golfsport zu gewinnen. Das ist sehr aufregend.“ Stenson muss sich ein wenig davon lösen, sich zu sehr mitreißen zu lassen. Er weigert sich, darüber zu spekulieren, was die Zukunft für ihn oder LIV bereithält. Er schließt jedoch nichts aus und sieht als unabhängiger Spieler mit einem jungen Platzdesign-Unternehmen nebenher auch keinen Grund dazu. Im Moment ist er zufrieden mit seinem Status, lässt seine Karriere bei LIV Golf ausklingen und sorgt gleichzeitig dafür, dass seine Familie über Generationen hin weg gut leben können wird. So gesehen kann man ihm nicht vorwerfen, dass er sich für das Geld und ein angenehmeres Leben entschieden hat. Die unangenehme Wahrheit über LIV ist, dass viele Menschen wohl dasselbe getan hätten. Einige wünsch ten sich jetzt, sie hätten es auch getan ... GT

sicherlich das Highlight. Es war anders als alles, was ich jemals in Australien erlebt habe und befindet sich mit Sicherheit auf Augenhöhe mit einigen der bes ten Turniere, die ich im Laufe meiner Karriere gespielt habe.“ wiederholten Behauptungen, dass LIV das Spiel wachsen lässt, steckt ein deutlicher Optimismus. Obwohl er wegen seiner Loyali tät gegenüber LIV als Botschaf ter der Swedish Golf Foundati on entlassen wurde, engagiert er sich weiterhin für die Entwick lung des Golfsports in seinem Heimatland. Er hat besondere Freude an seinem Engagement für eine neue Wohltätigkeitsin GESUNDER OPTIMISMUS In Stensons

Stenson gelobte Team Europe ganz öffentlich seine Loyalität, änderte jedoch seine Meinung

Stenson glaubt, dass LIV es ihm ermöglicht hat, seine Arbeit mit der Little-Sticks-Initiative zu intensivieren

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