GOLF TIME 6/2023

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DER MASTERPLAN ... … und was man dagegen machen kann! Saudi-Arabien infiltriert die Sportwelt und droht sie in etwas zu verwandeln, an dem außer den Investoren selbst wohl niemand Spaß haben dürfte.

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auch schnell klar. Mit absurden Summen ver sucht der PIF, die Seele des Spiels weichzuklop fen, und selbst eine partielle feindliche Über nahme des Profigolfsports durch die Saudis scheint kein Hirngespinst mehr zu sein. Einen kleinen Hoffnungsschimmer stellt das Policy Board um Tiger Woods dar, eine Art Spielerrat der PGA Tour mit vollem Vetorecht hinsichtlich potenzieller Alleingänge des Vorstands. Mir (und vielleicht auch Ihnen) drängt sich angesichts dieser Umgestaltung der Sportland schaft die grundsätzliche Frage auf, wer von dieser verkehrten Welt eigentlich profitieren soll? Wir Fans sind es jedenfalls nicht! Oder hatten Sie sich je erträumt, dass zahlreiche Top Namen Ihres Lieblingssports über Nacht von der großen Bühne verschwinden, um bei sport lich irrelevanten Wettbewerben an exotischen Orten lustlos ihrer Tätigkeit nachzugehen? Am Beispiel des Golfsports offenbart sich glückli cherweise schon jetzt die Crux bei der Vision der Saudis. Egal, wie viel Geld noch in die LIV Tour hineingeschaufelt werden wird, Fange sänge für die „Cleeks“, die „RangeGoats“ oder die „Torques“ wird es nicht geben. Begeisterung ist eben nicht käuflich! Niemand wird sich je ernsthaft für dieses krude Kunstprodukt erwär men, weder vor Ort noch am Bildschirm. Seit Mai melden die Veranstalter schon keine TV Einschaltquoten mehr, denn selbst geschenkt im Gratisstream ist das für die meisten Golffans immer noch zu teuer. Und auch wenn Bryson DeChambeau bei einem LIV-Event eine 58 spielt, lässt dieser Rekord die Golfwelt genauso kalt wie ein Handicap-18-Spieler, der auf einer Privatrunde eine 79 geschossen hat. Wie soll es also weitergehen? Unterm Strich hat der PIF seine Sportmaschinerie bislang schon mit ca. sechs Milliarden Euro befeuert. Das geplante Gesamtbudget liegt wohl bei 20 bis 30 Milliarden. Verglichen mit dem Reichtum des Landes sind dies Peanuts. Wüstensand könnte nur dann ins Getriebe geraten, wenn sowohl die positive öffentliche Wahrnehmung des Regimes als auch ein gewisses Maß an finanziellem Gewinn aus den Wettbewerben ausbleiben. Insofern ist unsere kollektive Igno ranz gegenüber den (un-)sportlichen Umtrieben des PIF das effektivste Gegenmittel. In diesem Sinne, fröhliches Abschalten! GT

n Studien wurde belegt, dass viele Menschen angesichts belastend negativer Meldungen im Internet übersprunghaft Sportseiten ankli

cken. Diese Ablenkung mit leichter Kost, die weder das gute Lebensgefühl noch die eigene Existenz nachhaltig erschüttert, beruhigt den Geist und blendet den Horror der realen Welt aus. Sportswashing funktioniert exakt nach diesem Prinzip! Im Falle Saudi-Arabiens bzw. des hausei genen Public Investment Fonds (PIF) soll ein mit zahlreichen Superstars gespicktes Panini Album den Blick der Weltöffentlichkeit vom alltäglichen Gräuel und Unrecht im Lande ablenken. Vor knapp zehn Jahren konnte man die ersten Triebe dieser bizarren Charme Offensive beobachten, als man den damals hoch im Kurs stehenden Wrestling-Zirkus WWE nach Riad lockte. Die Schreie der Empörung hallten laut, nicht zuletzt, da Kämpferinnen unerwünscht waren – doch das Verlangen der Muskel-Ottos nach den gigantischen Antritts geldern war größer. Im zweiten Schritt tasteten sich die Saudis an ernsthaftere Disziplinen heran. Mittlerweile scheint es normal, dass globale Veranstalter ihre Wettbewerbe im Tennis, Cricket, Schwimmen, Wintersport, Mixed Martial Arts oder in der Formel 1 im Scheichtum abhalten, während nur wenige Kilometer entfernt Menschen für kritische Social-Media-Posts oder ihre sexuelle Orien tierung eingekerkert, gefoltert und öffentlich massakriert werden. In der gegenwärtigen Ausbaustufe steht bekanntlich der Fußball klar im Fokus des PIF. Cristiano Ronaldos Gang in die Wüste entfaltet ähnlich wie die Abgänge von Dustin Johnson, Brooks Koepka und Bryson DeChambeau von der PGA Tour eine gewaltige Sogwirkung, die zahlreiche Stars gen Osten saugt. Wenig überra schend äußern die Investoren nun den Wunsch, man möge die saudische Pro League bei der Champions League mitspielen lassen und die WM 2030 möchte man auch gleich ausrichten. Man benötigt keinen Hellseher, um zu wissen, wohin die Reise gehen wird, solange Leute wie z. B. FIFA-Boss Infantino im Fußball das Sagen haben. Dass Golf in dieser gruseligen Melange ebenfalls eine Schlüsselrolle einnimmt, war

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Ambitionierter Hobbygolfer mit variablem Handicap und dem Hang zu unverblümter Meinungsäußerung

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„Isch scheiß dich sowat von zu mit meinem Geld, dass de keine ruhige Minute mehr hast. Und die Versuchung is‘ so groß, da nimmst‘s und dann hab isch dich, dann jehörste mir. Und dann biste mein Knecht. Isch mach mit

dir, wat isch will, verstehste, Junge?“ (Aus der TV-Serie „Kir Royal“, 1986)

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