GOLF TIME 6/2023

COVER | STEPHAN JÄGER

„DEUTLICH HÖHERE ZIELE“ Stephan Jäger beendet mit Platz 56 im FedEx Cup seine bislang beste Saison auf der PGA Tour. Im GOLF TIME-Exklusiv-Interview zieht der 34-jährige gebürtige Münchener Resümee über die abgelaufene Saison und setzt sich für das kommende Jahr neue, deutlich höhere Ziele.

Von Markus Scheck

S

da fehlt nicht viel, dass man ganz vorne mit dabei ist und auch mal gewinnt. Insofern hatte ich auch nach Memphis, als ich es nicht in das zweite Playoff-Event schaffte, überhaupt keine negativen Gedanken. Meine Schwächen in der Vergangenheit, vor allem meine Abschläge, zählen nun zu meinen Stärken. Das Chippen war immer schon gut, meine Eisen sind sehr solide. Wenn ich die Statistiken so anschaue, war ich in den letzten Jahren immer ein sehr guter Putter, nur dieses Jahr irgendwie nicht. Wenn mein Putter also wieder dort hin zurückkehrt, wo er sein sollte, dann wird es, denke ich, sehr „gefährlich“. Wie würdest du die Entwicklung deines Spiels im Laufe der Saison charakterisieren? Dadurch, dass mein Spiel nun vom Abschlag her solide ist, erleichtert das natürlich einiges. Es ist schwieriger, mit einem Wedge vom Fairway etwas falsch zu machen als mit einem 6er-Eisen aus dem

Rough. Daraus resultieren eben auch die vielen guten Runden. Es war aber nie so, dass alle Aspekte meines Spiels gleichmä ßig top waren. Ich weiß nicht, ob das ein wenig im mentalen Bereich liegt. Ich habe die letzten Wochen und Monate auf jeden Fall verstärkt auch in diese Richtung gear beitet, und spüre, dass das definitiv besser geworden ist. Ich war immer positiv auf dem Platz. Golf ist nun mal schwierig und schlechte Runden können passieren. Das muss man akzeptieren, und ist dann auch nicht das Ende der Welt. Du wurdest letzten November erstmals Vater. Wie hat sich dein Leben seit der Geburt von Harrison Fritz verändert? Das Reisen, insbesondere auf den Flug häfen und in den Hotels, ist etwas stressi ger geworden. Die Gepäckstücke sind ein wenig mehr geworden. Aber ich liebe es, dass meine Frau und mein Sohn mit mir mitkommen. Wir haben mittlerweile eine ganz gute Routine entwickelt und die PGA Tour kümmert sich wirklich toll um alles. Von Mittwoch bis Sonntag gibt es eine „Day Care“-Betreuung, das macht es für uns Eltern schon fast einfach. In Memphis wartete Fritz am Sonntag am 18. Loch. Dann da mit ihm im Arm zum Scoring Zelt zu gehen, war schon sensationell. Es gab natürlich auch einige Wochen, in de nen wir überlegt haben, wie wir das genau machen sollten. Aber das ist jetzt unser neues Leben und wir wollten es nicht anders haben. Macht es das Spielen auf der Tour einfacher, weil sich ein wenig die Prioritäten im Leben verschoben haben? Ich denke, das Spiel selbst macht es nicht einfacher, aber alles danach auf jeden Fall. Wie du richtig sagst, sind die

eit von Martin Kaymer zu LIV Golf hält Stephan Jäger auf der PGA Tour die deutsche Fahne als bester deutscher dem Abgang

Spieler hoch. Der 34-jährige gebürtige Münchener, der seit dem 16. Lebensjahr in Chattanooga, Tennessee, lebt, etab liert sich zusehends in der Eliteliga und schaffte es zum zweiten Mal in Folge in die FedEx-Cup-Playoffs. Mit Platz 56 vollen dete „Sedl“ seine bislang beste Saison auf der PGA Tour und schrammte nur knapp an den Top 50 vorbei, die sich für das zweite Playoff-Turnier, die BMW Cham pionship, qualifiziert haben. Bei seinen 29 Turnierstarts verpasste Jäger nur drei mal den Cut (zuletzt im April). Zwei Top-10-Plätze (jeweils zwei geteilte neun te Plätze bei der Houston Open und der Rocket Mortgage Classic) und viele solide Ergebnisse (neun Top-25-Platzierungen) resultierten für die abgelaufene Saison in einem Preisgeld von mehr als 2,3 Millio nen U.S.-Dollar. Der Deutsche, der letzten November erstmals Vater eines Sohnes (Harrison Fritz Jäger) wurde, überzeugte durch gesteigerte Konstanz und will nun im nächsten Jahr so richtig angreifen, wie er im Exklusiv-Interview verrät. Stephan, das war deine bislang beste Saison auf der PGA Tour. Nur drei verpasste Cuts, der letzte davon im April. Zwei Top-Tens, viele gute, solide Platzierungen, aber kein Ergebnis ganz vorne – wie fällt dein persönliches Saison-Fazit aus? Ich hatte die letzten Jahre ja immer ein wenig das Thema Konstanz vorgebetet, wo ich ein paar Wochen gut gespielt und dann wieder ein paar Cuts am Stück verpasst hatte. Dieses Jahr war diesbezüglich wirk lich sehr solide. Der 15., 18. oder 12. Platz,

Familienglück im Hause Jäger: Stephan mit Frau Shelby und Sohn Harrison Fritz (*Nov. 22)

GOLF TIME | 6-2023

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