GOLF TIME 6/2024
COVER | ESTHER HENSELEIT
den Junior Solheim Cup nominiert. 2018 gewann Esther die Deutschen Einzelmeis terschaften sowie mit der Mannschaft des Hamburger Golf-Clubs die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften und die Eu ropean Ladies’ Club Trophy. ERFOLGE AUF DER LET Henseleit beendete ihre Amateurkarriere im Januar 2019 mit dem in Europa damals einmaligen Handicap von +7,1. In der welt weiten Amateurrangliste der Damen nahm sie zu diesem Zeitpunkt den zehnten Platz ein. Sie qualifizierte sich auf Anhieb für die Ladies European Tour, auf der sie nach einem Sieg bei der Skaftö Open auf der LET Access Series auch die Magical Kenya Ladies Open auf der LET für sich entschei den konnte. Henseleits Triumph bei den Magical Kenya Ladies Open sicherte ihr sowohl den Sieg in der Jahreswertung der LET Order of Merit als auch die Auszeichnung als Rookie of the Year. Sie war damit nach Laura Davies (1985) und Carlota Cigan da (2012) erst die dritte Spielerin in der Geschichte der LET, der dieses Kunststück gelang. Der Gewinn der Order of Merit sicherte ihr das Spielrecht auf der LET für die nächsten sieben Jahre. Zudem qualifi zierte sich Henseleit bereits im November 2019 mit einem 30. Platz in der Qualifying School für die LPGA Tour, auf der sie seit Anfang 2020 fixes Mitglied ist. WECHSEL AUF DIE LPGA TOUR Henseleit wurde nach ihrer ersten Profisai son auf der LET zu Hamburgs Sportlerin des Jahres 2019 gewählt. Im unter dem Ein fluss der Covid-19-Pandemie stehenden
Jahr 2020 begann Henseleit, ihren Fokus von der LET auf die LPGA zu verlagern. Bei einem ihrer seltener gewordenen Ausflüge auf die LET verteidigte sie im Jahr 2022 beim Auftaktturnier der Ladies European Tour ihren Titel bei der Magical Kenya Ladies Open erfolgreich. Obwohl der erste Titel auf der LPGA Tour noch auf sich warten lässt, spielte Henseleit dieses Jahr bereits zwei Mal auch bei den Majors groß auf: Sowohl bei der Chev ron Championship als auch der Evian Championship konnte sie einen geteilten 7. Platz erringen. Beim letzten Major der Saison 2024, der AIG Women‘s Open in St. Andrews, lag Esther nach einer tollen drit ten Runde in den Top 10, musste am Ende aber den extremen schottischen Verhält nissen mit Wind, Kälte und Regen Tribut zollen. Im Vorfeld des Turniers baten wir Esther zum GOLF TIME-Exklusivtalk. Esther, herzlichen Glückwunsch zur histori schen olympischen Silbermedaille. Lassen Sie die Woche in Paris für uns noch einmal Revue passieren ... Es war eine lange Woche. Wir sind vier Tage, bevor es losging, nach Paris gereist und haben die ganze Zeit über im olympi schen Dorf gewohnt. Eine echt schöne Erfahrung war dabei, auch die anderen Athletinnen und Athleten zu sehen. Der Golfplatz im Le Golf National war richtig gut, die Stimmung phänomenal, vor allem am ersten Tee mit der Präsentation der Spielerinnen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich schon jemals zuvor vor so vielen Zu schauern gespielt habe. Es war deutlich größer und aufregender als sonst auf
„ICH BIN MIR NICHT SICHER, OB ICH JEMALS VOR SO VIELEN ZUSCHAUERN GESPIELT HABE.“ ESTHER HENSELEIT
extrem schwer ist. Ich bin so glücklich und werde wohl ein paar Tage brauchen, bis ich das realisiert habe. Die Medaille bekommt auf jeden Fall einen besonderen Platz zu Hause in meinem Zimmer.“ VERLOBTER, COACH & CADDIE In Paris, der „Stadt der Liebe“, vollendete sich für Henseleit ein sportlicher Traum, der auch mit privatem Glück versehen ist. Ihr Verlobter Reece Phillips ist nämlich nicht nur ihr Lebenspartner, sondern auch ihr Schwungcoach und Caddie in Personal union. Esther betonte nach ihrem histori schen Silbercoup, wie wichtig die Doppel rolle ihres Partners sei. „Es hilft auf jeden Fall, wenn man jemanden an der Tasche hat, der einen so gut kennt und weiß, was er in welchen Momenten sagen muss“, er zählte sie über ihren Wegbegleiter, mit dem sie in Scottsdale, Arizona, lebt. Vor über drei Jahren begann die gemeinsame Reise, zunächst rein sportlich, dann auch privat. Sie lernten sich kennen, verbrachten viel Zeit miteinander, verliebten sich und arbei teten akribisch an Esthis Golfkarriere. Das private Highlight in Form der Hochzeit soll im kommenden Sommer folgen. ANFÄNGE IN HAMBURG Doch blicken wir auf den Beginn der Karri ere von Esther Henseleit: Sie wurde im Al ter von acht Jahren von ihrer Mutter in den Golfsport eingeführt, besuchte die Freie Waldorfschule Oldenburg und spielte als Mädchen im Golfclub am Meer in Bad Zwi schenahn. Bereits mit neun Jahren hatte sie ein Handicap von 21. Sie wurde im Jahr 2010 Niedersächsische U12-Landesmeis terin sowie in den Jahren 2012 und 2013 Hamburger Jugendmeisterin. Im Jahr 2013 folgte auch der Wechsel zum Hamburger Golf-Club. Im Alter von 13 Jahren wurde Henseleit zudem zum ersten Mal Deutsche Jugendmeisterin in ihrer Altersklasse. Seit 2014 war Henseleit Mitglied der deutschen Nationalmannschaft, mit der sie im Juli desselben Jahres das European Young Masters gewann. Im Jahr 2015 er rang sie sowohl den Titel der deutschen Jugendmeisterin ihrer Altersklasse als auch den Titel der deutschen Vizemeisterin. Sie gewann im Jahr 2016 die Bronzemedail le bei der internationalen Amateurmeis terschaft der Damen und wurde 2017 für
Historisches Silber für Golf-Deutschland: Esther Henseleit feiert den zweiten Platz beim olympischen Golfturnier in Paris
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(insgesamt 22) an und ist nun die erste Europäerin der Neuzeit, die eine olympi sche Medaille im Golfwettbewerb gewann. Die Olympischen Spiele waren dabei schon seit längerer Zeit im Fokus von Henseleit. Die Hamburgerin mit Wohnsitz in Scotts dale, Arizona, setzte sich dieses Ziel bereits vor acht Jahren, nachdem sie die Spiele von Rio de Janeiro im Fernsehen gesehen hatte. Jetzt spielt Esthi auf der LPGA Tour und befindet sich inmitten der besten Saison ihrer Karriere, hat zwei Top-10-Platzierun gen bei den Majors eingefahren und 13 von 18 Cuts geschafft. EIN MÄRCHEN WIRD WAHR Für Henseleit ging mit dem Gewinn der Silbermedaille ein Traum, um nicht zu sagen ein Märchen in Erfüllung: „Das ist alles, was ich mir zu Beginn der Woche erwünscht hatte, einfach unglaublich. Ich bin die erste Europäerin, die eine olym pische Medaille gewonnen hat. Das ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes“, so Henseleit euphorisch. Auch die Sieger ehrung wird bei der Athletin nachhaltig in Erinnerung bleiben: „Unglaublich: Ich stand da oben und habe es genossen. Am Morgen hatte ich noch gedacht, dass etwas Besonderes passieren könnte, und dann stand ich da mit der Medaille, die wirklich
bwohl die Karriere von Esther Henseleit bislang stets steil nach oben zeig te, so hätten wohl nur die größten Optimisten unter
Birdie-Birdie abzuschließen, war wirklich unglaublich.“ HISTORISCHES SILBER Esther Henseleit führte am Ende des Wett bewerbs, den die Neuseeländerin Lydia Ko gewinnen konnte, das Feld in Birdies
den deutschen Golffans auf eine Medail le beim olympischen Golfturnier in Paris spekuliert. Selbst vor der Finalrunde auf dem Albatros Course im Le Golf National sah es nicht unbedingt danach aus. Mit sieben Schlägen Rückstand auf die Führen den war Henseleit lediglich krasse Außen seiterin im Rennen um Gold, Silber und Bronze. Es gab nur eine Chance auf Edel metall: „Esthi“ musste die Runde ihres Lebens spielen – und das tat sie. Henseleit beendete ihre Runde mit zwei aufeinan derfolgenden Birdies, brachte eine 66 (-6) ins Clubhaus und kletterte über Nacht vom 13. Platz auf Rang 2, gleichbedeutend eben mit der Silbermedaille. AUFHOLJAGD „Ich war heute so weit hinten“, blickte die 25-jährige Hamburgerin im Anschluss zu rück. „Ich hatte einen großartigen Start und nach neun Löchern sah ich auf das Leaderboard und lag auf Platz zwei – ich war total überrascht. Ich hatte am Anfang der Back Nine etwas Mühe, aber mir gelan gen einige großartige Pars; und dann mit
Erfolgsduo auf und neben dem Golfplatz: Esther Henseleit mit ihrem Verlobten Reece Phillips
Gute Figur: u. a. als Original-Penguin-Testimonial
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