GOLF TIME 6/2024

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das 7er-Eisen zu ziehen, also ein Eisen weniger als sonst für diese Distanz, und einen vollen Schwung durchzuführen, ohne viel nachzudenken. Wenn Sie den Ball voll getroffen hätten, wäre er zwar weit geflogen, aber auf keinen Fall so weit, dass er Gefahr gelaufen wäre, ins Wasser zu fliegen oder zu rollen. Erneut also das Motto: Defensiv zielen, aggressiv spielen! Wussten Sie? Bei rund 70 Prozent aller Eisenschläge ins Grün spielen die Profis die Fahne nicht direkt an, sondern zielen auf einen Punkt auf der „fetten“ Seite des Grüns. Das ist die Seite, auf der sie beim Verfehlen des Grüns immer noch möglichst viel Grünfläche zwischen dem Ball und der Fahne zur Verfügung haben. Bei Schlägen aus kürzeren Distanzen rund ums Grün fällt dieser Prozentsatz wesentlich niedriger aus, jedoch gilt hier auch: Sollten Sie wenig Grün zwischen dem Ball und dem Loch zur Verfügung haben, weil Sie beispielsweise auf eine kurzgesteckte Fahne spielen müssen, planen Sie sicherheitshalber auch noch den Platz hinter der Fahne mit ein, sodass ein potenziell schlechter Schlag zumindest noch auf dem Grün liegen bleibt. Dann haben Sie zwar wahrscheinlich einen etwas längeren Rückputt vor sich, aber das ist immer noch besser, als den Ball zu kurz zu lassen und erneut mit dem Wedge schlagen zu müssen. Den Ball flach halten: Wie bereits erwähnt, ist es deutlich einfacher und auch zielfüh render, den Ball flacher fliegen zu lassen. Das soll nicht heißen, dass Sie nicht auch die hohen Schläge üben sollten. Wichtig ist zu wissen, wann man sie einsetzt und wann eben besser nicht. Wenn beide Schlagvarianten möglich sind, sollten Sie in der Regel stets die flachere bevorzugen. Die Flughöhe lässt sich dabei am einfachs ten durch die Schlägerwahl steuern, aber auch die Ballposition im Setup spielt hier eine Rolle: Ein Ball, der beispielsweise aus der Standmitte mit einem mittleren Eisen gespielt wird, verhält sich deutlich anders als einer, der etwas rechts der Standmitte mit einem Sand Wedge gespielt wird – obwohl beide gleich hoch fliegen. Ersterer wird demnach deutlich weniger Spin aufnehmen und weiter ausrollen als der mit dem Sand Wedge. Experimentieren Sie daher mit verschiedenen Schlägern und Ballpositionen im Setup – Sie werden erstaunt sein, wie viel Variabilität Sie dadurch in Ihr kurzes Spiel bringen.

ÜBUNG 1: PLANUNG

ÜBUNG 2: FLUGHÖHE

Spezialschlag mit dem Putter: Ballposition im Setup weit rechts, wodurch sich die Schlagfläche schließt ...

Risikomanagement: Die realistische Einschätzung des mit einer Spielsituation verbundenen Risikos ist essenziell. Ein ho her Schlag ist beispielsweise nicht zu emp fehlen, wenn der Ball noch vor dem Grün liegt und Sie von Grünanfang bis zur Fahne 15 Meter Grünfläche zur Verfügung haben. Hier ist es viel einfacher und sicherer, den Ball mit einem Wedge oder einem hohen Eisen (9 oder 8) flach zu spielen und zum Loch ausrollen zu lassen. Wenn die Distanz bis zum Grünanfang nicht zu groß ist und der Untergrund es ermöglicht, können Sie durchaus auch in Erwägung ziehen, den Ball von dort aus zu putten. Ziehen Sie bei Ihrer Schlagvorbereitung nicht nur die Chance auf Erfolg in Betracht, sondern auch die Folgen eines möglichen Fehlschlags. Das soll keine pessimistische Herangehensweise sein, aber Erfolg im Golfsport ist nicht nur damit verbunden, gute Schläge zu spielen, sondern öfter als man meinen möchte vor allem auch damit, den „schlechten Schlag“ zu vermeiden. Als Beispiel sei hier erneut der riskante Schlag über das Rough erwähnt. Wie machen es die Profis? Bei den Tourpros gibt es bis auf wenige Ausnah men eine ganz klare Vorgehensweise, die sich von der des typischen Freizeit spielers grundlegend unterscheidet: Ihre Schlagplanung richtet sich stets nach der Abschätzung des geringsten Misserfolgs. Das bedeutet, ihre Planung basiert auf dem schlechten Schlagergebnis, das es zu vermeiden gilt. Wegen dieser defensiven, gleichzeitig jederzeit realistischen Planung können die Pros dann mit voller Aggresivi tät und Entschlossenheit ihr Ziel anspielen,

Take-away: Steile Ausholbewegung, die Handgelenke klappen zurück ...

Treffmoment: Der Putter trifft von oben auf den Ball, der dadurch flach startet

Check 1. Mit welchem Schläger erzielen Sie die besten Ergebnisse? 2. Mit welchem Schläger haben Sie den besten Ballkontakt? 3. Mit welchem Schläger fallen die Fehlschläge am besten aus? Tipp Üben Sie mit den Bällen, die Sie sonst auch auf dem Platz verwenden.

FLUGHÖHE: „BALLPOSITION VARIIEREN“ Ziel Durch Anpassen des Setups den Ballflug und das Ausrollen des Balls beeinflussen. Durchführung 1. Suchen Sie sich zunächst eine Stelle auf dem Fairway in etwa 20 m Entfernung zum Loch. 2. Spielen Sie von dort nun jeweils einen Ball mit Ihrem Wedge mit mittiger Ballposition, einer Ballposition etwas weiter rechts im Stand und einer, bei der der Ball innerhalb des rechten Fußes liegt. 3. Beobachten Sie die Veränderung der Flughöhe, was der Ball nach der Landung macht, sprich wie weit er ausrollt und wie sich die Interaktion mit Schläger/ Ball/ Boden anfühlt. Variationen Variieren Sie nicht nur die Entfernung, sondern auch den Untergrund, also Fairway, Vorgrün, Semi-Rough und Rough. Tipps 1. Versuchen Sie sich bei der Ausführung an der Zusammenfassung der letzten Ausgabe zu orientieren. Vor allem die Hände sollten zu keinem Zeitpunkt „steif“ werden. Sie bleiben zwar passiv, aber sollten immer locker sein, sodass Sie stets das Gewicht des Schlägerkopfes spüren können. 2. Lediglich das Setup bestimmt die Relation von Griff zu Ball und sollte sich wenn möglich (zumindest gefühlt) während der gesamten Bewegung nicht ändern.

weil sie von vorne herein miteingeplant haben, dass der Schlag nicht zwingend perfekt werden muss. Sie vermeiden dadurch ebenfalls von vorne herein, sich unnötig unter Druck zu setzen, was sich wiederum positiv auf die Schlagqualität auswirkt. Das Motto lautet hier: Defensiv zielen, aggressiv spielen! Ein Beispiel zur praktischen Veranschau lichung: Ihr Ball liegt auf dem Fairway, bis zum Grün sind es noch 180 Meter, davor lauert ein Wasserhindernis, das von Ihrer Ballposition aus 160 Meter entfernt be ginnt und sich bis hin zum vorderen Grün rand erstreckt. Mit Ihrem 3er-Holz könnten Sie das Grün erreichen, aber nur, wenn der Schlag perfekt gelingt. Alternativ erwägen Sie vorzulegen. Mit Ihrem 6er-Eisen schla gen Sie den Ball 150 Meter weit, wenn Sie ihn perfekt treffen, auch mal 160 Meter. Weil es etwas windig ist, entscheiden Sie

sich gegen den ohnehin schon riskanten Schlag direkt aufs Grün, ziehen Ihr 6er Eisen und planen, den Ball sicher vorzu legen; dabei aber nicht mit voller Kraft, sondern mit einem 3/4-Schwung, um si cherzugehen, dass der Ball auch ja nicht im Wasser landet. Ihre Planungsphase ist also abgeschlossen und Sie haben ein, zwei Probeschwünge absolviert, immer mit dem Fokus auf einem beherzten, aber nicht vol len Schwung. Sie begeben sich ins Setup und konzentrieren sich darauf, den Ball nicht mit voller Kraft zu schlagen – und treffen ihn fett! So fett, dass er nach rund 20 Metern liegen bleibt! Sie fluchen, denn da hätten Sie ja gleich die riskante Variante wählen können ... Was ist hier passiert? Sie haben sich mit viel zu vielen Gedanken beladen und innerlich unter Druck gesetzt, indem Sie sich auf einen 3/4-Schwung konzentriert haben. Richtig wäre gewesen,

In der nächsten Ausgabe: „Der Golfball – das kleine, unverstandene Ding.“ GT

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