GOLF TIME 7/2019
über Erfolge, sondern definiert sich auch darüber. In einem Team von Spielern hat ein Einzelerfolg auch eine Vorbildfunktion und kann die gesamte Mannschaft beflügeln. Dr. Holger Bahr: Wenn ich mein Vermögen mehre, hat das für Menschen außerhalb mei- ner Familie zunächst keine Konsequenzen. Meine Familie hingegen profitiert natürlich von finanziellem Wohlstand und der damit verbundenen Gelassenheit. Woran messe ich Erfolg, an der Leistung oder am Ergebnis? Dr. Holger Bahr: Erfolg wird am Ergebnis gemessen, darum geht es für den einzelnen Anleger. Marcus Neumann: Wenn ich alles für den Erfolg getan habe und es am Ende dennoch nicht reicht, dann kann das dennoch zutiefst befriedigend sein. Man sollte sich daher an dem orientieren, was man selbst beeinflussen kann, und sich dann über das Ergebnis freuen. Sollte man den kurzfristigen Erfolg suchen oder eher nachhaltiges Investment an- streben? Marcus Neumann: Wir investieren im Sport viel Kraft und Zeit, deshalb muss man nachhaltig handeln. Natürlich muss ich auch mal kurzfristig Gas geben, aber ohne eine solide Basis des langfristigen Trainings funk- tioniert das nicht. Dr. Holger Bahr: Die Wertpapieranlage lebt davon, dass man es langfristig tut. Dann wirt- schaftet man automatisch nachhaltig. Wer sich terminlich bindet und kurzfristig plant, verzichtet auf Rendite. Nur wer langfristig dabeibleibt, nutzt Renditechancen. Ist mehr Investment immer besser? Dr. Holger Bahr: Wenn ich das Geld dafür habe, dann ja. Es geht dabei aber immer um freies Geld, das ich beispielsweise nicht für eine kaputte Waschmaschine brauche.
Wenn ich in so einer Situation etwas in einem Turnier zum ersten Mal ausprobiere, ist das schon nicht mehr riskant, sondern fahrlässig. Wie sinnvoll kann es sein, die Erfolgsstrate- gien anderer zu kopieren? Marcus Neumann: Kopieren ist nicht mög- lich, aber die Möglichkeiten anderer Wege sollte ich natürlich sehen und daraus lernen. Dr. Holger Bahr: Das Abschauen kann ein erster Impuls sein, aber nie unmittelbare Grundlage für eine Handlungsentscheidung. Man sollte zudem immer gut überlegen, von wem man sich etwas abschaut. Was ist wichtiger: die eigenen Stärken aus- bauen oder die Schwächen ablegen? Dr. Holger Bahr: An einer eklatanten Schwäche, zum Beispiel mangelnde Diversi- fizierung in der Geldanlage, muss man in jedem Fall arbeiten. Ansonsten sollte man immer seine Stärken ausspielen. Marcus Neumann: Den einen Spieler, der alles gleich gut beherrscht, gibt es nicht. Je jünger man ist, desto mehr sollten die Schwächen abgelegt werden. Mit zunehmen- dem Alter muss man sich auf seine Stärken konzentrieren und diese ausspielen. Dr. Holger Bahr: Nach einem Rückschlag allein muss man nicht gleich alles anders machen.Wenn ich aber feststelle, dass sichmein Leben verändert hat und sich die bisherigen Anlageformen als nicht mehr richtig anfüh- len, dann muss ich den Kurs auch anpassen. Marcus Neumann: Ein Indikator ist aus- bleibender Erfolg. Wenn ich meine Länge oder meine Genauigkeit nicht erreiche, dann muss ich handeln. Ohne Trainings- und Runden- analyse geht es nicht. Ich muss die Werte beobachten, dann kann ich den Kurs auch anpassen. GT Wie stelle ich fest, dass ich den eingeschlage- nen Kurs anpassen muss?
Marcus Neumann: Nein, auf keinen Fall. Richtiges Investment zur richtigen Zeit ist immer gut. Es gilt, das Optimum zu finden. Wer das Maximum sucht und einfach nur wahllos so viele Bälle wie möglich spielt, gefährdet den Erfolg. Lieber auf Nummer sicher gehen oder auch mal das Risiko suchen? Dr. Holger Bahr: Rendite und Risiko gehören zusammen. Entweder nehme ich von beidem mehr oder von beidem weniger. Der Wunsch nach viel Rendite bei wenig Risiko ist komplett unrealistisch. Marcus Neumann: Das ist stark situa- tionsabhängig. Wenn ich auf der 18 mit fünf Schlägen führe, dann gehe ich gegebenenfalls auf Nummer sicher und kalkuliere mit einem Bogey. Wenn ich aber nur noch durch ein Birdie gewinnen kann, dann muss ich riskie- ren. Allerdings muss sich das alles imRahmen meiner spielerischen Fähigkeiten bewegen. „Wenn ich alles für den Erfolg getan habe und es am Ende doch nicht reicht, dann kann das dennoch zutiefst befriedigend sein. Man sollte sich daher an dem orientieren, was man selbst beeinflussen kann“ MARCUS NEUMANN , DGV-Vorstand und ehemaliger Bundestrainer
„Nach einem Rückschlag allein muss ich nicht gleich alles anders machen. Wenn ich aber feststelle, dass sich mein Leben verändert hat und sich die bisherigen Anlageformen als nicht mehr richtig anfühlen, dann muss ich den Kurs auch anpassen“
DR. HOLGER BAHR, Leiter Volkswirtschaft der DekaBank
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