GOLF TIME 7/2023

COVER | RYDER CUP

FINANZEN, FEIERN UND EIN FEUER

+++ Zwei Tage vor dem offiziellen Start des Ryder Cups war es an der Zeit, den roten Teppich im Zentrum Roms auszurollen. Spieler und Kapitäne sowie ihre Begleiterinnen (Ehefrauen oder Freundinnen) schmissen sich in feinsten Zwirn und rockten die diesjährige Ryder-Cup-Gala in der italienischen Hauptstadt. Zunächst ließen sich die Mitglieder der U.S.-amerikani schen und europäischen Teams auf der Spanischen Treppe, einem der berühmtesten Wahrzeichen Roms, das zwischen 1723 und 1726 erbaut wurde, ablichten. Auf Italienisch heißt das Bauwerk mit seinen 135 Stufen auf insgesamt drei Terrassen übrigens „Scalinata di Trinità dei Monti“, zu Deutsch: Treppe der Dreifaltigkeit vom Berge. Im Anschluss ging es zum Galadinner in ein exklusives Rooftop-Restaurant in Rom, wo ein würdiges Vier-Gang-Menü kredenzt wurde.

+++ In einem Hospitality-Zelt im Marco Simone Golf & Coun try Club brach nur vier Tage nach Beendigung des Events ein großes Feuer aus. Das Gebäude, das Feuer gefangen hatte, befand sich rechts des ersten Abschlags. Zum Glück wurde niemand verletzt. „Örtliche Feuerwehrleute wurden zum Unfallort gerufen und konnten den Brand schnell unter Kontrolle bringen“, so die Offiziellen der Ryder Cup Europe in einer Aussendung. „Es gab keine Schäden am Golfplatz oder anderen Bauwerken, niemand wurde verletzt.“

Auch abseits des sportlichen Geschehens hatte der diesjährige Ryder Cup in Rom so einiges an Drama und Spektakel zu bieten, wie GT-Chef redaktuer Oskar Brunnthaler vor Ort erlebte.

+++ Zusammenhalt war noch nie die Stärke eines ameri kanischen Ryder-Cup-Teams. Das war in Rom nicht anders. Demonstrierten die Europäer, wie zum Beispiel Jon Rahm und Tyrrell Hatton, für die Fotografen am ersten Tee wahre Freundschaft durch einen demonstrativen Schulterschluss, standen die U.S.-Boys emotionslos nebeneinander, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Mit einer 4-zu-0-Klat sche nach den Foursomes zum Ryder-Cup-Auftakt war dies dann auch offiziell der schlechteste Auftakt eines U.S.-Teams in der Geschichte des Ryder Cups.

+++ Die Ryder-Cup-Woche in Rom hatte auch jede Menge Promi-Faktor zu bieten. So durften vorab ausgewählte Promis beim Celebrity All Star Match als „Promi-Gladiatoren“ das Golf-Kolosseum betreten. Colin Montgomerie und Corey Pavin waren die beiden Kapitäne, die ihre jeweiligen Teams anführten. Im Team Montgomerie fanden sich u. a. Gareth Bale (walisische Fußballlegende), Garrett Hilbert (Dude- Perfect-Mitglied), Leonardo Fioravanti (italienischer Surfer) sowie Novak Djokovic (die Nummer eins der Tenniswelt). Team Pavin bestand u. a. aus Andriy Shevchenko (ehemaliger Fußballprofi aus der Ukraine), Kathryn Newton (amerikani sche Schauspielerin, bekannt für ihre Rolle als Cassie Lang in Marvels Antman-Serie), Victor Cruz (New-York-Giants-Le gende) sowie Formel-1-Fahrer Carlos Sainz. Am Ende hatte Team Monty das bessere Ende für sich. Vor allem Tennis-Ass Novak Djokovic begeister te dabei die Fans. „Ich möchte dem Ryder Cup dafür danken, dass er mir diese Gelegenheit gegeben hat, es war ein einzigartiges Erlebnis“, sagte Djokovic, der erst einen Monat zuvor bei den U.S. Open seinen rekordverdäch tigen 24. Grand-Slam-Titel gewonnen hatte.

+++ Inspiriert durch die historische „Concession“ von 1969, als Jack Nicklaus einen 2-Fuß-Putt gegen Tony Jacklin schenk te und das Match halbierte, was zum ersten Unentschieden in der Geschichte des Ryder Cups führte, wird seit 2021 der Nicklaus-Jacklin-Award an den Spieler verliehen, der den wahren Geist des Ryder Cups am besten verkörpert. In diesem Jahr erhielt Justin Rose diese Auszeichnung. Während des gesamten Wettbewerbs zeigte Justin vorbildlichen Charakter. Er war ein von allen Seiten respek tierter Veteran der Europäer, teilte seine Erfahrungen mit einem jungen Team und ging mit gutem Beispiel voran, indem er wichtige Impulse beisteuerte, wenn es darauf ankam. Am ersten Tag lochte Justin am 18. Loch den entscheidenden Putt und sicherte so einen halben Punkt. Seine unmittelbare Reaktion bestand darin, sich umzudrehen und seine Teamkollegen anzuerkennen, die neben dem Grün standen – ein Zeichen dafür, dass er davon überzeugt war, dass das Team immer an erster Stelle stehen sollte. GT

+++ Die Zufahrt zum Marco Simone Golf & Country Club war eine wahre Zumutung – das ist jetzt Geschichte: Busse konn ten nur dann auf die Anlage, wenn der Chauffeur ein Meister seiner Zunft war – millimetergenaues Rangieren und Passie ren des Haupteinganges war angesagt. Das war noch zum Jah resanfang so. Umso größer die Überraschung Ende Septem ber, als ob man beim Ryder Cup auf einem anderen Planeten wäre: Vierspurige Highway-ähnliche Zufahrten mit Kreisver kehr und großzügigen Ausfahrten, wo einst kleine Dorfstra ßen zum Club führten. Auch die Parkplätze für etwa 30.000 Autos beziehungsweise der Bus-Shuttle funktionierten überraschend gut. Kompliment.

+++ Das gab‘s beim Ryder Cup auch noch nie: einen eigenen Stand in der Public Area der „Guardia di Finanza“, dem Finanzamt also. Nachgefragt, was dies zu bedeuten habe, erklärte ein Beamter, dass es da bestimmte Beziehun gen zum Marco Simone Golf & Country Club gäbe. Und im Übrigen könne es nicht schaden, dem Golfpublikum einmal zu zeigen, was seitens der Behörden alles gemacht werde, um Korruption, Steuerhinterziehung, die Mafia, das Schleuserun wesen und den illegalen Immigrantenstrom zu unterbinden. Übrigens ein erster Versuch überhaupt – das Finanzamt war noch nie bei einem Golfturnier zugegen. Offiziell jedenfalls.

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