GOLF TIME 8/2019

TIME OUT

as Maß war voll: Ian Woosnam kündigte fristlos seinen Caddie Miles Byrne, weil er Pleiten, Pech & Pannen D

aufmerksam gemacht – die Verwunde- rung war allseits groß. Fazit: Die Ame- rikanerin rechnete mit ihrem Caddie penibel jeden Putt nach und schrieb sich für jeden einzelnen Regelverstoß zwei Strafschläge auf – insgesamt 58! Während sich Siem mit den humo- rigen Worten „Das war ein wenig zu viel für mich“ aus dem Turnier nahm (DQ), spielte die Amerikanerin die zweite Runde zu Ende und verpasste den Cut mit insgesamt 217 Schlägen –

am letzten Tag der Scandinavian Masters 2001 die Tee Time seines Chefs verschlafen hatte; der Spind mit der Golftasche des Walisers musste gar aufgebrochen werden. Die Aufregung war groß. Heißt es doch, Caddies seien zu 80 Prozent am Erfolg ihres Herrn betei- ligt. Wenn nicht gerade dumme Fehler

DUMM GELAUFEN Marcel Siem hatte sich zu sehr im Le National bei Paris auf seinen Caddie verlassen

unterlaufen, oder ein haarsträubender Fauxpas passiert. Der aktuellere Fall, der zunächst wie ein blöder April- Scherz im Oktober klang: Marcel Siem, mit plus 1 gar nicht so schlecht unterwegs nach der ersten Runde im Le National bei Paris, kassierte zehn Strafschläge auf den ersten neun Bahnen – aus und vorbei die Open de France für den French Open-Sieger 2012. Was war passiert? „Mein Caddie meinte auf dem ersten Loch zu mir, dass heute mit Besserlegen gespielt wird“, so Marcel Siem deprimiert. Tatsächlich griff die Platzregel nicht, wie der Ratinger vom Platzrichter nach der neunten Bahn informiert worden war. Für die fünf Mal, die Siem auf dem Fairway besser gelegt hatte, bekam er nachträglich zehn Strafschläge aufgebrummt – offiziell „Spielen des Balles von der falschen Stelle“, jeweils zwei Strafschläge. Es gibt aber noch eine Steigerung in Sachen „dumm gelaufen“: 58 Strafschläge musste Lee Ann Walker ihrem Ergebnis bei der Senior LPGA Championship Mitte Oktober 2019 hinzufügen. Walker bzw. ihr Caddie waren sich nicht bewusst, dass bei der Ausführung der Putts der Caddie nicht mehr hinter dem Spieler stehen darf! Die beiden wurden erst Mitte der zweiten Runde darauf

einsamer Rekord. Es gibt eine Menge durch Caddies verursachte Pleiten, Pech & Pannen. Das liegt in der Natur der Sache. Aber der krasseste Fauxpas: An Bahn zwei bemerkte Ian Woosnam, der geteilte Führende bei der Finalrunde der Open Championship 2001 at Royal Lytham & St. Annes, dass er zwei Driver im Bag stecken hatte, seinen eigenen und jenen neuen Schläger, den er auf der Driving Range ausprobiert hatte. Anstelle den Driver dem Hersteller wieder zurückzugeben, hatte sein Caddie, ein gewisser Miles Byrne, das Gerät einfach in das Golfbag gesteckt. Ian Woosnam kochte vor Wut, brachte ihm doch das Missgeschick zwei Strafschläge ein – schließlich landete er auf Platz drei. Was ihn heute noch ärgert. Zwei Wochen nach den Open hatte dann – wie schon beschrieben – Miles Byrne die Startzeit seines Herrn einfach verschlafen. Das Maß war endgültig voll. Woosnam setzte den Taschenträger vor die Tür. Fristlos. Und völlig zu Recht.

OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de

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erscheint am 2. März 2020

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