GOLF TIME Nov.-Dez./2020

TURNIERE | PORTRÄT

Satz Golfschläger mit nach Hause brachte. Zu der Zeit begann er richtig zu trainieren und vermehrt Zeit auf dem Golfplatz zu ver- bringen. „Ich spielte auch Fußball, war darin aber nicht sehr gut“, erinnert sich Hovland im Interview mit dem Golfstore-Magazin. Seine Kumpels wollten, dass er mit Fußball weiter- macht, doch Viktor entschied sich für den Golfweg.  „Man muss spielen und Spaß haben, aber auch daran denken, wie man besser werden kann.“ Diesen Gedanken hatte er damals mit elf Jahren bereits und der hat sich bis heute tief eingeprägt. „Ich erinnere mich an die Zeit in der High School. Ich nahm für gewöhnlich jeden Tag den Bus zur Schule und schleppte eine Tasche mit Schulbüchern, eine zweite Tasche mit Trainingssachen und mein Golf- bag mit. Der Bus war voller Leute und all die Sachen mitzuschleppen war nicht immer cool. Doch dann dachte ich einfach an meinen Traum PGA Tour und die Majors und dieser Traum half mir enorm!“ VIKTORS PROZESS-ZIELE Anders als etwa ein Tiger Woods, der von Anbeginn Jack Nicklaus’ Major-Rekord von 18 Siegen brechen wollte, hat Viktor Hovland keine klar definierten Ergebnisziele. Er nennt seine Ziele vielmehr Prozess-Ziele. „Ich ver- suche einfach, jeden Tag besser zu werden. Ich möchte lernen, verschiedene Schläge besser auszuführen: hohe Schläge, flache Schläge, Draw, Cut – und wenn ich diese Ziele errei- che, weiß ich, dass ich auf dem Platz besser spielen werde.“  Oft als Supertalent beschrieben, hört der Norweger diese Bezeichnung eigentlich gar nicht so gerne. „Ich war als Junior nie der bes- te Spieler. Ich musste kämpfen und mir alles hart erarbeiten, um mit den Gleichaltrigen Schritt halten zu können. Doch ich trainierte hart und ich trainierte vor allem die richtigen Dinge. Das hat dazu geführt, dass ich mit jedem Jahr immer besser geworden bin.“  Heute ist er so gut, dass mittlerweile eine enorme Erwartungshaltung an den 23-Jähri- gen geknüpft wird. Doch mit der ihm typi- schen Unbekümmertheit lässt er sich auch von solchen Dingen nicht groß beeindrucken. „Ich kümmere mich nicht so sehr darum, was andere von mir erwarten. Alles, was ich auf dem Platz mache, tue ich für mich selbst.“ GT „Ich kümmere mich nicht so sehr darum, was andere von mir erwarten. Alles, was ich auf dem Platz mache, tue ich für mich selbst“

Twen auch perfekt zu der trendigen, skandi- navischen Vorzeigemarke.  „Er hat einen selbstbewussten ‚Swagger‘, aber er ist nicht übermütig. Nur voller Selbst- vertrauen. Es ist wirklich einfach, mit ihm auszukommen“, sagt auch sein australischer Caddie Shay Knight, der zuvor mit Matt Jones, Chez Reavie, Jerry Kelly und Sean O’Hair ge- arbeitet hat. „Er ist ein sehr talentierter Junge und es ist aufregend, Teil von etwas zu sein, von dem viele von uns denken, dass es in den kommenden Jahrzehnten großartig für den Golfsport sein wird." KEINE SCHWÄCHEN, VIELE STÄRKEN Obwohl Hovland nur 178 cm groß ist, verfügt er über eine erstaunliche Länge und kombi- niert sie mit Genauigkeit. Er schlägt den Ball vom Abschlag im Schnitt 301,4 Yards weit und findet satte 75,5 Prozent der Fairways. Nur zwei Spieler auf der Tour haben einen höheren Prozentsatz. „Es gibt keine wirklichen Schwächen in Viktors Spiel“, erklärt Knight. „Seine Drives sind eine große Stärke von ihm. Er schlägt den Ball so lang und mit sehr gerin- „Er ist ein sehr talentierter Junge und es ist aufregend, Teil von etwas zu sein, von dem viele von uns denken, dass es in den kommenden Jahrzehnten großartig für den

STECKBRIEF VIKTOR HOVLAND » Geboren am 18. September 1997 » Geburtsort: Oslo, Norwegen » Wohnort: Stillwater, Oklahoma » College: Oklahoma State University » Profi seit: 2019 » Profi-Siege: 1 (Puerto Rico Open 2020)

ANGEKOMMEN Viktor Hovland gewinnt die Puerto Rico Open 2020

ger Krümmung, dass der Ballflug vorherseh- barer ist und es einfacher ist, Fairways zu tref- fen." Und der Erfolg gibt dem Norweger recht, auch wenn er sich letztes Jahr auf der Korn Ferry Tour erst einmal Sporen verdienen musste. Bei den Finals holte er sich aber das Ticket für die PGA Tour und im Februar schaffte er in Puerto Rico den ersten Sieg auf höchster Ebene. Und einmal mehr sorgte Hovland damit als nun offiziell erster norwe- gischer PGA Tour-Sieger für Sportgeschichte seines bis dato nicht gerade erfolgsverwöhn- ten Landes. EIN BLICK AUF DIE ANFÄNGE Doch wie kam Viktor eigentlich zum Golf- spiel? Er war gerade einmal elf Jahre alt, als sein Vater, der in den USA arbeitete, einen

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ir befinden uns ge- rade mitten im Wandel einer neuen Generation an Superstars, die den Golfsport indennächsten Jahren maßgeblich prägen

werden. Von den ganz Jungen werden in der Regel drei Namen genannt, die eine Füh- rungsrolle innehaben und im letzten Jahr ihren Vorschusslorbeeren durchaus gerecht wurden. Neben dem aktuellen PGA Cham- pion Collin Morikawa und US-Landsmann Matthew Wolff (gerade Zweiter bei den U.S. Open geworden) ist es vor allem Viktor Hovland, dem eine große Zukunft vorher- gesagt wird. Und der 23-jährige Norweger bringt auch so gut wie alles mit, was es braucht, um auf der PGA Tour zu reüssie- ren. Blickt man zunächst auf seine Amateur- karriere zurück, ist diese gespickt mit Erfol- gen, die ihresgleichen suchen. Viktor Hovland gewann 2018 die U.S.-Ama- teur Championship in Pebble Beach, eines der prestigeträchtigsten Amateurturniere der Welt, und war damit der erste Norweger in der Geschichte, dem dieses Kunststück ge- lang. Ein Jahr später kehrte er auf den legen- dären kalifornischen Platz zurück und been- dete die U.S. Open als „Low Amateur“ – und schlug damit den Rekord von Jack Nicklaus für den niedrigsten 72-Loch-Score eines sol- chen Spielers. Hovland war auch beim Mas- ters mit einem geteilten 32. Platz der bestplat- zierte Amateur im Feld und beendete seine glanzvolle Amateurkarriere als Nummer eins der Welt. NUMMER EINS BEI DEN AMATEUREN

Golfsport sein wird“ Shay Knight, Hovlands Caddie

Der junge Norweger, der mit seinem Lächeln und Charisma begeistert, führt seinen raschen Aufstieg auf einen Schock zurück, den er bei seiner Ankunft an der Oklahoma State Uni- versity erlebte. „Als ich in Oslo aufgewachsen bin, hatten wir eine nationale Juniorenliga, aber nur eine Handvoll Spieler war richtig gut", erinnert sich Hovland. „Wenn du dort gut abschneidest, denkst du, du bist groß- artig, weil alle über dich sprechen. Dann spielst du auf europäischer Ebene, und wenn du wieder vorne dabei bist, denkst du, dass du wirklich toll bist. Dann kommst du aufs College und merkst plötzlich, wow, hier draußen gibt es eine Menge richtig guter

Leute. Ich habe sehr schnell begriffen, dass ich wirklich gut spielen musste, um es über- haupt in die Mannschaft zu schaffen.“ BEGEHRTER JUNGPRO 2019 wechselte Viktor ins Profilager und wur- de auf Anhieb von hochkarätigen Sponsoren wie PING, Audemars Piguet oder J.Lindeberg unterstützt, die seitdem auf die heiße norwe- gische Aktie setzen. Vor allem für das schwe- dische Modelabel JL wurde Hovland rasch zu einem der Golf-Gesichter der aktuellen Kollektion. Mit jugendlichem Antlitz, einem schelmischen Grinsen und jeder Menge Charisma ausgestattet, passt der stylishe

ERFOLGREICHES TANDEM Caddie Shayn Knight hält große Stücke auf den Norweger

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