GOLF TIME 3/2023

GOLFLEGENDEN

N

wurde in der Lokalpresse als der „Wake Forest College Muskelmann“ tituliert. Aufgrund der harten Arbeit als Greenkee per (damals musste man die Rasenmäher noch selbst schieben) und einem Ferienjob als Bauarbeiter sah Arnold eher aus wie ein American-Football-Spieler und drosch den Ball auf abnorme Weiten. Buddy und Arnold wurden unzertrennlich – außer von seinem Vater nahm Arnold nur von ihm Schwungtipps an und der Freund durfte sogar mit Arnolds Schwester aus gehen. An einem Abend begleitete Arnold seinen Kumpel entgegen seiner Gewohn heit nicht zu einer Tanzveranstaltung. Auf dem Rückweg verunglückte Buddy tödlich bei einem Autounfall. Als Arnold in der gewohnten College-Umgebung mit dem Verlust nicht zurechtkam, schmiss er das College und meldete sich freiwillig für den dreijährigen Armeedienst. WEICHEN WERDEN GESTELLT Als Palmers Dienstzeit 1954 beendet war, hatte er den Entschluss gefasst, mehr aus seinem Leben machen zu wollen, als ein einfacher Golflehrer zu werden. Deshalb setzte er alles daran, die U.S. Amateur Championship zu gewinnen, auch um sich selbst davon zu überzeugen, dass er das Zeug zum Tour-Spieler hatte. Im August 1954 stand Palmer im 36-Loch-Matchplay Finale des Turniers gegen Robert Sweeny, ein Investment-Banker und vielfach aus gezeichneter Weltkriegs-Veteran, dessen Heldentaten den Autor lan Fleming an geblich zur Erfindung des „James Bond“- Charakters inspiriert haben sollen. Sweeny war Teil der ultrareichen Oberschicht Flo ridas und hatte 1937 die British Amateur gewonnen. Sweenys Auftreten war betont aristokratisch. Er war gekleidet, als wür de er an einem Polo-Match teilnehmen, während Palmer seine Arbeiterklasse-Her kunft unübersehbar ins Gesicht geschrie ben stand. Schon nach vier Löchern lag Arnold deutlich im Rückstand und wirkte völlig überfordert. Dann machte Sweeny den entscheidenden Fehler, als er seinem Geg ner herablassend auf die Schulter klopfte und ihm zuraunte: ,,Na, das wird ja dann wohl nicht den ganzen Tag dauern, mein Bester.“ An Loch 10 hatte Palmer Sweeny erstmals eingeholt. Nach zähem Ringen ging er dann an Loch 31 erstmals in Füh rung, fünf Bahnen später war Palmer der König des U.S.-Amateurgolf. Vater Palmer sprach seinem Sohn nach dem Sieg zum ersten Mal seine Anerkennung aus: ,,Gut gemacht, Junge!“ sagte er.

ur am Montagmorgen war es den Caddies des Latrobe Country Club erlaubt, auf dem Golf platz zu spielen. Die Jungs stellten sich vor,

Jack Nicklaus hilft Arnold Palmer in sein viertes Green Jacket 1964

sie seien Golflegenden wie Sam Snead, Bobby Jones oder Byron Nelson. Nur der Sohn von Milfred „Deacon“ Palmer, dem Golflehrer und Head-Greenkeeper, stellte sich jedes Mal mit den Worten vor: „Ich bin Arnold Palmer.“ „Der größte Taugenichts, den ich jemals eingestellt habe, ist mein Sohn“, beschwer te sich Deacon Palmer immer wieder über die lausige Arbeitsmoral seines Sprösslings, der im Pro Shop oder bei der Platzpflege aushelfen sollte – wenn er nicht als Caddie eingeteilt war. Durch seinen Job befand sich Arnold auf der Hierarchie-Leiter des Golfclubs deutlich über den anderen Ta schenträgern, was ihm erlaubte, den Golf platz jederzeit zu nutzen. Da er dies aber nur während seiner eher karg bemessenen Freizeit durfte, erledigte er die anliegenden Arbeiten im Schnelldurchlauf und ohne übermäßige Sorgfalt. Arnolds Vater ärger te diese Einstellung. Er hatte sich trotz ei ner Gehbehinderung seine Anstellung als Golflehrer erkämpft und Arnold wurde schon als Kleinkind dazu angehalten, mit anzupacken. Vater Deacon erzog vor allem seinen Erstgeborenen – Arnold hatte noch drei Geschwister – mit harter Hand. In ei ner Palmer-Biografie wird er zu der Zeit als „funktionstüchtiger Alkoholiker“ be zeichnet, der „mit dem Temperament eines ausbrechenden Vulkans“ gesegnet war. Bei einem bedeutenden Turnier der dama ligen Highschool-Liga warf Arnold frust riert über einen verschobenen Ball seinen Putter weg, gewann aber am Ende trotz dem seinen ersten wichtigen Amateur-Ti tel. Auf dem Heimweg bekam er von sei nem Vater jedoch keine lobenden Worte zu hören, sondern wurde von ihm harsch an gefahren. Sollte er jemals wieder in seiner Anwesenheit einen Golfschläger werfen, würde er nie wieder Golf spielen. 1974 schrieb sich Arnold Palmer für das Wake Forest College ein. Dort lernte er Buddy Worsham kennen, den jüngeren Bruder von Lew Worsham, Sieger der U.S. Open 1947. Buddy sorgte dafür, dass der Neuling mit den baumdicken Unterarmen und den bratpfannenartigen Händen ins Uni-Team aufgenommen wurde. Schnell war Palmer der Starspieler des Teams und

„Gewinnen wollen ist nicht alles, gewinnen

schon.“ Arnold Palmer

King ARNOLD PALMER Ein einfacher Bursche aus Latrobe in Pennsylvania wurde der erste Superstar im Profigolf, verfügte über eine eigene Armee und knackte als erster Profigolfer die 1-Million-Dollar-Marke an Preisgeldern. Von Götz Schmiedehausen & Marcus Brunnthaler Der

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