GOLF TIME 3/2023

GOLFLEGENDEN | ARNOLD PALMER

FLAT

CHERRY HILLS 1960 gewannPalmer sein zweites Masters. Mit 20 Siegen gehörte er zu den Top-Spie lern der PGA Tour. Bei der U.S. Open 1960 in Cherry Hills, Colorado, jedoch schien es so, als würde er an seine Grenzen sto ßen. Dreimal hatte er versucht, das Grün der ersten Spielbahn direkt vom Abschlag zu erreichen, jedes Mal scheiterte er an der Distanz von 315 Metern. ,,Das macht mich wahnsinnig“, ärgerte er sich. Mit sieben Schlägen Rückstand auf den Führenden Mike Souchak, auf Position elf rangierend, stand Palmer am Sonntagnachmittag er neut am Abschlag und riskierte alles. Sein Ball segelte mit einem leichten Draw aufs Vorgrün und kam auf dem Grün, etwa sie ben Meter vom Loch entfernt, zur Ruhe. Da Arnold nicht mehr zu den Favoriten zählte, waren die meisten Zuschauer mit der Spielgruppe von Ben Hogan und dem blutjungen Amateur Jack Nicklaus mit gegangen, der nach drei Tagen einen sen sationellen fünften Platz belegte. Doch „Arnie‘s Army“ feierte das folgende Birdie ARNOLD DANIEL PALMER → Geboren: 10.9.1929 in Latrobe, PA → Gestorben: 25.9.2016 in Pittsburgh, PA → Siege: 95, darunter 7 Majors → Masters: 1958, 1960, 1962, 1964 → Open Championship: 1961, 1962 → U.S. Open: 1960 → U.S. Amateur: 1954 → World Golf Hall of Fame: 1974 → Weitere Auszeichungen: Hickok Belt `60, Sporstman of the Year `60, Bob Jones Award `71, Payne Stewart Award 2000, Freiheitsmedaille der USA 2004

Letzter gemeinsamer Auftritt als Honorary Starter beim Masters 2016: Jack Nicklaus, Arnold Palmer und Gary Player (v. l.)

in gebührender Lautstärke und Palmer be gann, das Feld aufzurollen. Nach sieben Bahnen hatte er schon sechs Birdies auf dem Zettel stehen. Währenddessen ging der zweifache U.S.-Amateur-Champion Jack Nicklaus nach neun Löchern erstmals in Führung, dicht gefolgt von Ben Hogan. Bis dahin war weder Nicklaus noch Palmer klar, dass sie ihr erstes Duell austrugen. Beide glaubten, Hogan wäre der gefähr lichste Gegner. Nicklaus fiel schnell wieder hinter Hogan zurück, als ihn sein Putter im Stich ließ. Auf der 17. Spielbahn sah der Altmeister wie der sichere Sieger aus, wäre da nicht Arnold Palmer gewesen, der die Runde seines Lebens spielte. Um einem Play-off am Sonntag aus dem Weg zu gehen (Hogan litt seit einem Autounfall an chro nischen Schmerzen in den Beinen), riskier te Hogan zu viel und traf sowohl auf der 17 als auch auf der 18 das Wasser. Auch Jack Nicklaus ließ sich von Hogans Blackout beeindrucken und produzier te viele unnötige Fehler. Am Ende feierte Palmer mit einer unglaublichen 65 eines der spektakulärsten Comebacks der Golf geschichte und gewann mit zwei Schlägen Vorsprung vor Nicklaus. Dieser konn te kaum glauben, wie leichtfertig er den U.S.-Open-Titel verschenkt hatte, mit drei Bogeys auf den letzten sechs Löchern und sowohl auf der 16 als auch der 18 verscho benen Putts aus kürzester Entfernung. Am Abend der Siegesfeier nahm Arnold Palmers engster Freund und späterer Trau

zeuge Robin Obetz den U.S.-Open-Cham pion zur Seite und erklärte ihm: ,,Hör auf mich, Arnold, Jack Nicklaus wird eines Ta ges der beste Golfer aller Zeiten werden ...“ GOLFLEGENDE Auf seinem Weg zur Golflegende sollte Ar nold Palmer 1967 der erste Profigolfer wer den, der die 1-Million-Dollar-Marke an Preisgeldern knackte. Als er auf die dama lige PGA Senior Tour wechselte, gewann er dort zwischen 1980 und 1988 noch zehn Turniere, darunter fünf Senioren-Majors. 2004 trat Arnold Palmer nach 50 Teilnah men in Folge zum letzten Mal beim Mas ters an, 2006 zog er sich endgültig vom Tour-Zirkus zurück. 2016 sollte er letztma lig als Honorary Starter das Masters mit Jack Nicklaus und Gary Player eröffnen, bevor er im September dieses Jahres schließlich im Alter von 87 Jahren verstarb. So wie Elvis der King of Rock n` Roll, war Arnold Palmer der King of Golf. GT

Palmer auf dem Weg zu seinem ersten Open-Championship-Sieg 1961 in Royal Birkdale

TOUR-ZIRKUS Im April 1958 blickte Arnold Palmer be reits auf acht Siege als Tour-Spieler zurück und reiste als Geheimfavorit erstmals zum Masters. Nach einer Proberunde mit Ben Hogan äußerte sich der Filigrantechniker jedoch despektierlich über Palmers „Wild West“-Golfspiel und fragte öffentlich, „wie zur Hölle dieser Junge eine Einladung er halten hat“. Palmer drosch verärgert auf seine Bälle ein und verzückte mit seinen spektakulären Schlägen die 30.000 Zu schauer auf dem Gelände. Darunter befan den sich viele Soldaten der U.S. Army, die den ehemaligen Armee-Kameraden frene tisch anfeuerten. Sie waren die Urzelle von ,,Arnie‘s Army“, wie die beinharten Fans von Arnold Palmer später genannt werden sollten. Am Sonntagabend gewann der Publi kumsliebling vor den Augen von Bobby Jones sein erstes Green Jacket. Der Grün der des Augusta National lobte Palmers Golfschwung als „den besten, den er seit Gene Sarazen 1935“ gesehen hätte.

THINK

Ein stolzer wie überglücklicher Arnold Palmer am Scoreboard des Pressezelts nach seinem triumphalen Sieg bei der U.S. Open 1960 im Cherry Hills Country Club, Colorado

Marcus Brunnthaler (GT) mit Arnold Palmer beim Masters 2012

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