GOLF TIME 4/2021

COVER | JON RAHM

stand. Laut Regularien durfte er lediglich unter der Voraussetzung beim Memorial an- treten, sich nach jeder Runde testen zu lassen und einige Innenbereiche zu meiden. Ein Test von Samstagvormittag fiel dann leider positiv aus. Während die Golfwelt in Schockstarre verfiel und die meisten Fans nicht glauben konnten, was soeben passiert war, nahm es der Spanier, der wenige Wochen zuvor zum ersten Mal Vater geworden war, in einem ersten Statement fair zur Kenntnis: „Ich bin sehr enttäuscht, dass ich nicht mehr beim Memo- rial Tournament weiterspielen darf”, erklärte der Spanier. „Dies gehört zu den Dingen, die im Leben passieren; diesen Momenten, in denen die Art und Weise, wie wir auf einen Rückschlag reagieren, uns als Menschen defi- niert. Ich bin sehr dankbar, dass es meiner Familie und mir gut geht. Ich werde alle not- wendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen und ich freue mich darauf, so schnell wie möglich auf den Golfplatz zurückzukehren.“ ZURÜCK IN TORREY PINES Nach zwei negativen Tests war es dann so weit und Jon Rahm durfte vorzeitig und gerade noch rechtzeitig zu den U.S. Open die Qua- rantäne verlassen und nach San Diego reisen. Ein Ort, der für die Rahm-Familie eine große Bedeutung hat. In Torrey Pines feierte die ehemalige Nummer eins der Amateur- Weltrangliste 2017 bei der Farmers Insurance Open ihren ersten PGA Tour-Titel. Und hier machte Jon seiner heutigen Frau Kelley den Heiratsantrag. „Ich hatte einfach ein gutes Gefühl, als ich wusste, dass ich nach San Diego komme“, sagte Rahm, den die Landschaft und das Ambiente in Torrey Pines stark an seine Heimat im spanischen Baskenland erinnern. „Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir hier-

MAJOR-DADDY U.S. Open-Champion Jon Rahm mit Frau Kelley und dem zwei Monate alten Sohn Kepa

her kommen. Es musste wohl alles genau so passieren, jeder Teil der Reise.“ Dazu gehörte, so Rahm, auch das, was beim Memorial-Turnier passierte. „Ich war nicht eine Sekunde lang über irgendetwas nachtragend, und ich gebe niemandem die Schuld", sagte er nach seinem historischen U.S. Open-Triumph am amerikanischen Vatertag. „Covid ist leider Realität. Wir haben viele Menschen verloren. Die Leute sagten, es sei nicht fair, aber es ist halt das, was getan werden musste. Und all das führte zu diesem Moment hier.“ VOM HEISSSPORN ZUM FAMILIENVATER Als Jon Rahm nach der Siegerehrung am 18. Grün stand, hielt er seinen kleinen Sohn Kepa, der vor zwei Monaten das Licht der Welt erblickte, in den Armen, lächelte und sah sich zu seinen Eltern, die extra nach San

Diego angereist waren, und anderen Mitglie- dern seiner Großfamilie, um. „Auch wenn der Vatertag in Spanien ein anderer Tag ist, werden wir ihn hier heute groß feiern“, sagte er, „und wir werden Spaß haben, denn auf diesem Grün stehen gerade drei Generationen von Rahms. Einer von ihnen weiß zwar noch nicht wirklich, was los ist, aber ich bin froh, dass er es in Zukunft sehen und genießen wird.“ Sohn Kepa könnte auch der Schlüssel dafür sein, dass Rahm, der in der Vergangen- heit auch gerne einmal durch Heißblut und Wutanfälle aufgefallen war, so abgebrüht über die fordernden Bahnen von Torrey Pines spazierte. „Ich glaube fest an Karma, und nach dem, was vor ein paar Wochen passiert ist, bin ich die ganze Zeit positiv geblieben, weil ich wusste, dass große Dinge kommen würden”, so Rahm nach seinem Sieg. „Ich wusste nicht, was es genau sein würde, aber ich wusste, dass wir zu einem

DIE EWIGE BRAUTJUNGFER

Schlag auf ein Stechen mit Rahm.

Letzten Monat musste sich Louis bei der PGA Championship noch Altmeister Phil Mickelson geschlagen geben und auch bei den U.S. Open lag er bis kurz vor Schluss in Führung. Das Bogey auf Loch 17 nach einem verzogenen Abschlag ins Hindernis wird dem Südafrikaner wohl noch länger schmerzhaft in Erinnerung bleiben, denn am Ende fehlte genau ein einziger

Louis Oosthuizen kann einem langsam leidtun. Zum zweiten Mal in Folge und zum ins­ gesamt sechsten Mal bereits landete der Südafrikaner bei einem Major-Turnier auf dem „undankbaren“ zweiten Platz. Man ist geneigt zu sagen, zum Glück gewann der heute 38-Jährige 2010 die Open Championship in St. Andrews, denn sonst wäre sein Schicksal von geradezu tragischer Natur.

„Ja, das nervt natürlich. Und es ist enttäuschend“, sagte Oosthuizen im Anschluss. „Ich spiele eigentlich gutes Golf, aber ein Major zu gewinnen, passiert halt nicht einfach von selbst. Du musst rausgehen und richtig gutes Golf spielen. Es war gut, aber eben nicht gut genug. Aber ich werde weiter an die Major-Türe klopfen.“

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