GOLF TIME 4/2021
SERIE | DIE BESTEN GOLFER ALLER ZEITEN
KONSEQUENZ Die Schinderei sollte sich auszahlen. Mit 18 gewinnt er sein erstes Turnier als Profi, die Kent Championship. Dann geht es Schlag auf Schlag, ein Titel folgt dem anderen. 1929 spielt er zum ersten Mal im englischen Ryder Cup Team; es sollten insgesamt vier Auftritte beim Nationenkampf werden, die beiden letzten Male als Captain. Aber der wirklich große Wurf gelingt ihm erst 1934, bei der British Open in Royal St. George, dem damals prestigeträchtigsten Turnier der Welt. Mit einer 67 und am nächs- ten Tag sogar mit einer sensationellen 65 bricht er alle damaligen Rekorde und kann sich auf der Schlussrunde sogar noch eine 79 leisten. Am Ende führt er trotzdem mit fünf Schlägen Vorsprung und holt damit nach elf Jahren „Fremdherrschaft“ den Open-Titel wieder nach England zurück. 1937 gelingt ihm der Coup noch einmal, auf dem schwierigen Kurs von Carnoustie. Und das gegen das komplette Feld des US Ryder Cup Teams, allen voran Walter Hagen, Gene Sarazen, Byron Nelson und Sam Snead. Jetzt ist Henry Cotton eine lebende Legende, auch jenseits des großen Teiches. Der Zweite Weltkrieg unterbricht die Sieges- serie des Engländers. Cotton meldet sich frei- willig zur Royal Air Force und sammelt für das Rote Kreuz, indem er Schaukämpfe mit anderen Golfgrößen organisiert. Dafür sollte er nach Kriegsende mit dem Order of the British Empire ausgezeichnet werden. KÖNIGLICHER FAN 1948 gewinnt Henry Cotton die British Open ein drittes Mal, diesmal in Muirfield, mit einer Rekord-Runde von 66 Schlägen auf dem gefürchteten Platz und unter dem Beifall von König George VI. – es ist das einzige Mal, dass ein regierender Monarch der Open die
LEGENDEN UNTER SICH Walter Hagen und Henry Cotton mit Caddies bei der British Open in Muirfield
Ehre gibt. Cotton ist jetzt 41 und hat alles erreicht, was man nur erreichen kann. 1953 fungiert er noch einmal als Captain des Ryder Cup Teams, spielt später noch eine British Open mit, dann zieht er sich langsam aus dem Turniergeschehen zurück. Fortan widmet er sich wieder mehr dem Unterrichten, schreibt ein Dutzend beach- teter Golfbücher und entwirft eine Reihe von Golfplätzen. Weil er dem Sport etwas von dem zurückgeben will, was er von ihm profi- tiert hat, gründet er die Golf Foundation, die Hunderten von Kindern den Weg zum Golfsport ebnet. Die Golfwelt zollt dem großen Engländer Respekt, indem sie ihn 1980 in die World Golf Hall of Fame aufnimmt. Eine andere Ehrung kommt allerdings zu spät: Ein paar Wochen vor seinem Tod, er ist nun 80 Jahre alt, zeichnet ihn Königin Elisabeth II. mit dem Ritterschlag „Knight Commander of the Most Honourable Order of St. Michael and St. George“ aus. Dies geschieht traditionell am Neujahrstag. Weil Sir Henry Cotton ein paar Tage vorher stirbt, erhält er diese letzte Ehre auf seinem Totenbett. Aber auch heute noch ist der Ausnahme- golfer höchst präsent: Die jährlich von der
SIR HENRY COTTON » geb. 1907 in Holmes Chapel, Cheshire, England, gestorben 1987 » Siege: British Open Championship 1934, 1937, 1948 » Turniersiege insgesamt: 23 » World Golf Hall of Fame, Namensgeber für den „Sir Henry Cotton Rookie of the Year Award“ PGA European Tour an den besten Neu- ling vergebene Auszeichnung trägt den Namen „Sir Henry Cotton Rookie of the Year Award“. GT
IMMER EIN GENTLEMAN Henry Thomas Cotton vor seinem Haus im Jahre 1953
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