GOLF TIME 4/2021

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

WAS IST DER „RELEASE“? PHYSIK Wie Sie das „Freigeben“ des Schlägers verstehen und auch umsetzen können. H äufig ist in der Golf-Literatur der Ausdruck „Release“ zu lesen. Über- setzen wir diesen mit „Freigeben“, dann liegt es an uns, dieses „Frei- Schlägerblatt schließt sich, wenn der Schläger am Körper vorbeischwingt. Kombinieren wir die „Release-Bewegung“ mit Rotation, dann steht das Schlägerblatt im Moment des Ball- kontaktes „square“. www.golfherztirol.at

Es gelten einfach die Erhaltungssätze der Physik. Der Impuls der beteiligtenMassenmuss vor dem Treffmoment gleich groß sein wie der Impuls beider Massen nach dem Treffmoment. Eben- so muss der Energieerhaltungssatz gelten. Die Abfluggeschwindigkeit des Balles hängt somit hauptsächlich von der Masse des Schlä- gerblattes, der Masse des Balles und der Schlägerkopfgeschwindigkeit ab, wobei die Schlägerblattmassen als Quotient eingehen, die Schlägerkopfgeschwindigkeit jedoch linear. GUTE BÄLLE VERWENDEN Die größten Fortschritte haben sich in den letzten Jahrzehnten wohl bei der Entwicklung neuer Bälle ergeben. Diese haben heute eine wesentlich bessere Elastizität als früher und tragen somit wesentlich zu unserer Schlag- weite bei. Somit können Sie für Ihr Golf sehr viel tun, indem Sie bei einemGolf lehrer die optimierte Armhaltung während der Körperrotation lernen, Ihren „Release“ optimieren und gute Bälle verwenden. GT INFO Christian.haid@i-med.ac.at

geben“ des Schlägers zu ermöglichen. Den meisten von uns fehlt das Vertrauen, diese Bewegung zuzulassen. Als ersten Schritt sollten wir die „über- rollende“ Bewegung der Unterarme üben und somit den „Release“ zulassen. Diese Bewe- gung muss ausgiebig geübt werden, denn sie soll sich wie von selbst ergeben.  Wir bemerken, dass wir vermehrt den Ball nach links wegdrücken (rechtshändige Spieler).  Wir glauben, den Schläger beim Ballkon- takt festhalten zu müssen.  Beide Feststellungen treten bei einem guten Golfschwung nicht auf. Das Nach-links-Wegdrücken des Balles pas- siert bei geschlossenem Schlägerblatt. Das Weshalb scheuen wir uns, diese Bewegung zuzulassen:

Die Voraussetzung dafür ist natürlich die richtige Armbewegung. Das kann Ihnen Ihr Golf lehrer erklären und ich hoffe, dass nicht alte, früher gelehrte Bewegungsmuster, wie das „Ziehen am Glockenstrick“, Sie zu fal- schen Bewegungen verleiten. Wenn Sie auf diese Weise über die effiziente Entstehung der Schlägerkopfgeschwindigkeit erfahren, können Sie die richtige Abstimmung der Be- wegungen auch gut alleine üben. Man muss nur wirklich verstehen, wie die Physik das beeinf lusst, dann ergibt sich die optimierte Bewegung von selbst. Die zweite Annahme, den Schläger beim Ballkontakt festhalten zu müssen, lässt sich mit physikalischer Begründung ad absurdum führen. Die Zeitdauer des Ballkontaktes ist extrem kurz und deshalb besteht kaum Wechselwirkung mit unserem Griff.

DER „RELEASE“ Die Drehbewegung des Körpers ist bei allen Golfern von größter Bedeutung (v. l. Wilco Nienaber, Byron Nelson, Ben Hogan)

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