GOLF TIME 4/2022

TURNIERE | AMUNDI GERMAN MASTERS

Für Aufsehen sorgten die deutschen Spielerinnen, allen voran Leonie Harm, die Zweite wurde

Mit wehendem Zopf spielte sich auch Olivia Cowan in die Top Five

ist so gut, dass ihnen die Zukunft gehören könnte. Vier von ihnen landeten unter den ersten Zehn. Wer hätte ein solches Ergeb nis vorher für möglich gehalten? Dabei war die vermeintlich beste deutsche Spielerin nicht einmal am Start: Sophia Popov hätte Turnierdirektor Dirk Glittenberg gern in Seddin an den Start gebracht, doch die Bri tish-Open-Siegerin von 2020 verzichtete auf einen Besuch in Deutschland, weil sie eben überwiegend die US-Tour spielt. In die Bre sche sprang Leonie Harm, die gleichauf mit Karlsson Rang zwei (beide 14 unter Par) be legte. Die 24-Jährige hatte bereits 2018 nach haltig auf sich aufmerksam gemacht, als sie die British Ladies Amateur Golf Champion ship gewinnen konnte. Leonie Harm war die beste der deutschen Teilnehmerinnen, doch noch beeindrucken der verabschiedete sich Polly Mack, die in Seddin ihr erstes Profiturnier spielte. Die Berlinerin lochte auf dem 18. Grün einfach ihren zweiten Schlag zum Eagle. Die Zu schauer belohnten diesen Sonntagsschlag mit frenetischem Beifall, sie selbst fiel ihrem Caddie in die Arme. „Ein besseres Finish kann man sich nicht erträumen. Und das vor der eigenen Familie und Freunden, vor Menschen, die einen haben aufwachsen se hen“, sagte Polly Mack, die gemeinsam mit Olivia Cowan bei 13 unter Par Rang vier be legte. Esther Henseleit, die sonst auch über wiegend in den USA spielt, komplettierte das ausgezeichnete Abschneiden der deutschen Spielerinnen auf Platz acht (12 unter Par). Die 23-Jährige freute sich, dass „Damen golf so im Mittelpunkt steht“ und empfand „extrem viel Spaß“ beim Amundi German Masters. Spaß hatten auch die Akteure, die hinter der Veranstaltung standen und Teil drei der Erfolgsgeschichte dieses Turniers ge schrieben haben: der Golf- und Country Club Seddiner See, Titelsponsor Amundi,

Die Vorentscheidung zu ihren Ungunsten brachte schließlich die Annäherung von Maja Stark: Um ein Haar hätte sie zum Ea gle gelocht, ihr Ball blieb unmittelbar an der Lochkante liegen. Sie beendete das Turnier mit dem zweiten Birdie in Folge bei 15 unter Par, während die so lange überlegene Jessi ca Karlsson den entscheidenden nächsten Schlagverlust hinnehmen musste. Jeder der zahlreich gekommenen Zu schauer fühlte mit der unterlegenen Schwe din, der die Tränen über die Wangen kuller ten und die ihr Unglück kaum fassen konnte: so dicht vor dem ersehnten Ziel, aber dann doch gescheitert. Stark bot das Kontrastprogramm, ihr glück liches Gesicht verriet ihre Gemütslage. „Nach der 16 habe ich nicht mehr geglaubt, noch etwas mit dem Sieg zu tun zu haben“, gab sie ehrlich zu. Für die 22-Jährige war es der vierte Sieg auf der europäischen Tour, der zudem auch noch mit Platz eins der Preisgeldliste belohnt wurde. Ihr Erfolg war auch ein Beleg für den aktuellen Stand der Kräfteverhältnisse im europäischen Profi golf der Ladies: Unter den ersten 13 des Amundi German Masters waren nicht we niger als sechs Schwedinnen zu finden. Die Skandinavierinnen beherrschen die Szene, vielleicht auch, weil sie nicht nur technisch hervorragend Golf spielen, sondern auch eine erstaunliche Bescheiden- und Genüg samkeit an den Tag legen. Das beste Beispiel dafür ist die Siegerin: Mit einem Trolley, der offenbar bereits eine lange Vergangenheit im Club- und Amateurgolf hinter sich gebracht hatte, zuckelte sie drei Runden ohne Caddie über den einzigen von Robert Trent Jones Junior gebauten Platz in Deutschland. Erst in der Schlussrunde übernahm ein junger 15-jähriger Mannschaftsspieler aus Seddin den Job als Caddie. „Er hat keinen Fehler gemacht und mich sehr beeindruckt“, sagte Maja Stark später.

DEUTSCHEN FRAUEN GEHÖRT DIE ZUKUNFT Zu Teil eins der Erfolgsgeschichte der Ver anstaltung gehört auch, wie gut die Frauen insgesamt über den anspruchsvollen Platz mit 85 riesigen Bunkern und sehr schnellen Grüns kamen. Zehn Spielerinnen schafften ein Ergebnis von neun unter Par oder besser. Grundlage dafür waren die guten Abschläge der Profispielerinnen und viele herausragen de Putts. Auch wenn eine Schwedin das Turnier gewann, so ist doch die Bilanz der deut schen Spielerinnen die zweite wesentliche Erkenntnis der Veranstaltung: Sie sind nicht nur konkurrenzfähig, sondern ihr Potenzial Die Berlinerin Polly Mack sorgte für die größte Überraschung: Bei ihrem Profidebüt schaffte es die Spielerin aus Stolpe wie Olivia Cowan auf Rang vier.

Fotos: AGM, LET / Tristan Jones, U.COM/ Frank Föhlinger, DGV/ Stebl

34 GOLF TIME | 4-2022

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