GOLF TIME 5/2022

Seiner Meinung nach blieben zwei größere Schlachten noch zu schlagen: die Möglich keit, dass die Spieler ihre Medienrechte in Besitz bekommen und eine umfassende Um strukturierung der Art und Weise, wie die Spieler von der PGA Tour regiert werden, wie er es nannte. Die drakonische Politik der Tour besteht seit langem darin, dass sie die Medienrechte an ihren Mitgliedern vollumfänglich besitzt. So musste Turner Sports der PGA Tour jedes Mal eine Lizenzgebühr in Höhe von 1 Mil lion U.S.-Dollar zahlen, wenn Phil in einem „TheMatch“ antrat, obwohl Mickelson selbst daran über 15 Millionen Dollar an Franchise verdiente. „Ich will nicht sagen, dass es ärgerlich ist, aber es ist definitiv mehr als frustrierend“, sagte er. Ein größeres Ärgernis ist, dass die Spieler nicht Eigentümer der High lights ihrer eigenen Schläge sind. Jeder dieser Momente könnte potenziell in eine Art Sammelkarte oder -münze an Fans oder Sammler verkauft werden. Im letzten Jahr wurden mehr als 600 Millionen U.S.- Dollar durch solche von NBA-Spielern um gesetzt, wobei einzelne davon einen Preis von 200.000 U.S.-Dollar und aufwärts er zielten. „Die Tour sitzt auf mehreren Milliarden an Dollarn“, sagt Mickelson und seine Stimme wird laut wie die eines Predigers. „Sie sitzen auf digitalen Inhalten im Wert von Hunder ten von Millionen Dollar. Digitale Inhalten, die wir für unsere sozialen Medien nutzen könnten. Das alles muss den Spielern gehö ren. Wir haben diese Aufnahmen gemacht, wir haben diese Momente geschaffen, wir sollten diejenigen sein, die davon profitie ren. Die Tour braucht dieses Geld nicht. Sie sitzen bereits auf einem Bargeldhaufen von 800 Millionen Dollar. Was glauben Sie, wie sie den PIP finanzieren? Oder wie sie 200 Millionen Dollar in die European Tour in vestieren können? Die Tour soll eine gemein nützige Organisation sein, die das Geld an Wohltätigkeitsorganisationen verteilt. Wie zum Teufel ist es legal, dass sie so viel Bar geld zur Verfügung haben? Die Antwort ist: Gar nicht. Aber sie wollen immer mehr und mehr. Sie müssen alles kontrollieren. Ihr Ego erlaubt es ihnen nicht, die Zug ständnisse zu machen, die sie sollten.“ Geht es ums Geld oder geht es ums Prinzip? Bei Phil Mickelson kann man sich nie sicher sein. Angesichts des Ausmaßes seiner Spiel verluste ist es duchaus möglich, dass die sau dische Verführung bei ihm auch rein aus der Not geboren wurde. GT

→ Autor Alan Shipnuck verbrachte zwei Jahre damit, den echten Phil

Mickelson kennenzulernen. Was er entdeckte, war ein selbstbesessener Jekyll- und Hyde-Charakter mit einem zwanghaften Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Glücksspiel und Wettbewerb. ICHWAR DREIMAL BEI PHIL UND HABE IHN GEFRAGT, OB ER FÜR INTERVIEWS ZEIT HÄTTE ...

Er sagte schließlich nein, was in Ordnung war. Ich hatte im Laufe der Jahre so viel Zugang zu Phil und den Menschen um ihn herum, dass ich ihn nicht wirklich brauchte. Das Buch hätte am 1. Dezember fertig sein sollen und genau um Thanksgiving herum rief er mich plötzlich an. Und da hatten wir dieses folgenschwere Telefonat. Ich denke, im Endeffekt konnte er nicht anders. Wie er schon oft erwähnte, muss er immer der klügste Typ im Raum sein. Es schmerzte ihn, dass ich nicht all diese politischen Schlachten kannte, die er gewonnen hatte, und wie er die Saudis meisterhaft gegen die PGA Tour ausgespielt hatte. ICHWUSSTE, DASS DAS, WAS ER SAGTE, KONTROVERSEN AUSLÖSENWÜRDE Aber Phil hat seine ganze Karriere damit verbracht, sich aus Kontroversen herauszureden. Ich hätte nie gedacht, dass es ihn in dieses Exil schicken würde. Aber ich denke, wie Phil, habe auch ich die Emotionen rund um Saudi-Arabien, insbesondere für Amerikaner, irgendwie unterschätzt. Es waren nicht so sehr seine Worte, es waren seine Taten. Er hat aktiv danach getrachtet, die Interessen der PGA Tour zu untergraben. Das ist der eigentliche Grund, warum die Spieler ihn so scharf kritisiert haben. Phil öffnet nie seinen Mund ohne einen Plan. Er ist außergewöhnlich berechnend, und das war er schon immer. ICHHABE VERSUCHT, MIT PHIL SEHR FAIR UND AUSGEWOGEN UMZUGEHEN Er hat viele bewundernswerte Dinge in seinem Le ben getan und sie finden sich alle im Buch – die Phi lanthropie, die freund

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lichen Handlungen gegenüber den Fans, seine Mentorschaft jun ger Spieler. Ich war sehr glücklich, ein Loblied auf ihn zu singen und seine Tugenden zu feiern. Aber er war auch in viele Kontroversen und viel Chaos verwickelt. Und das steht auch im Buch.

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