GOLF TIME 6/2022
DEUTSCHLANDS VORZEIGE GOLFER NUMMER 1 IM GESPRÄCH MIT GOLF-TIME CHEFREDAKTEUR OSKAR BRUNNTHALER IM RAHMEN DES MERCEDESTROPHY WORLD FINALS IN STUTTGART „Gott sei Dank habe ich von der LIV Golf Tour kein Angebot bekommen, also muss ich mich auch nicht damit beschäftigen“, lacht Bernhard Langer über eine mögliche Offerte der neu ins Leben gerufenen LIV Golf Invitational Series. Sollte dennoch ein Angebot in mehrfacher Millionenhöhe ins Haus f lattern, meint Deutschlands bisher er folgreichster Golfer und mit seinen 65 Jah ren ein absoluter Ausnahmeathlet weiter: „Ich weiß es wirklich nicht, aber ich glaube, ich würde es ablehnen. Es tut dem Golfsport nicht gut.“ Der zweifache Majorsieger, mehrfache Ry der-Cup-Spieler und danach erfolgreicher Ryder-Cup-Kapitän begründet dies so: „LIV Golf trägt überhaupt nichts dazu bei, den Golfsport zum Wachsen zu bringen oder et was für den Nachwuchs zu tun, so wie Greg Norman das einst ankündigte: ‚We are try ing to grow the game.‘ Das glaube ich näm lich nicht, ganz im Gegenteil, wie die aktuel le Situation beweist, gibt es nur Streitereien und Probleme. So wie die jüngsten Klagen und Gegenklagen.“ Der inzwischen vierfache Großvater hat aber durchaus Verständnis für Martin Kaymer und andere, die für fast unanständige Milli onen-Angebote zu LIV Golf wechselten. „Ich habe für jeden irgendwo Verständnis, denn jeder ist in einer anderen Lage. Und je
Oskar Brunnthaler und Bernhard Langer mit der „Happy Birthday“-GT-Ausgabe zum 65. Geburtstag
der hat seinen Preis, ab dem er schwach wird. Bestes Beispiel: Du hast ein wunderschönes Haus und denkst nicht im Geringsten daran, es jemals zu verkaufen. Und dann kommt jemand daher und bietet dir eine Summe an, bei der du dir dann denkst,‘ für das Geld ver kaufe ich schon ...‘ So ist das eben.“ Langer, mit 114 Turniersiegen weltweit ei ner der erfolgreichsten Golfer der Welt, sagt: „Ich bin der Meinung, dass wir mit der PGA Tour, der DP World Tour, den Ma jors und dem Ryder Cup, Presidents Cup und so weiter ein sehr gutes Produkt haben. Und die meisten haben auch ordentlich ver dient. Vielleicht nicht so viel wie in anderen Sportarten, aber doch. Jetzt kommt die LIV Tour daher und schmeißt mit den Geldern herum. 48 Spieler kassieren in nur drei Ta gen garantiertes Geld – was natürlich wiede
rum reizvoll ist. Ich kann das verstehen, nur glaube ich, dass diese Entwicklung für den Golfsport nicht gut ist. Ich finde LIV Golf nicht sehr positiv, aber abwarten, wie und ob die das überhaupt durchstehen.“ Auf seine Fitness angesprochen und die Be wunderung von gleichaltrigen Golfern, die entweder schon in Rente sind, aber auf je den Fall keineswegs körperlich so fit, meint Bernhard Langer: „Bewegung ist das ganze Geheimnis. Nicht übertreiben, aber wichtig ist, dass man regelmäßig etwas tut.“ Sicherlich hat das auch etwas mit den Genen zu tun (Bernhards Mutter ist inzwischen 99 Jahre alt), aber ohne etwas für den eigenen Körper zu tun, geht es eben nicht. „Mein Vorbild war Gary Player“, räumt der Anhausener mit Wohnsitz in Boca Ra ton (Florida) ein, „aber ich mache fast täg lich meine Übungen, seit zehn Jahren auch unter Anleitung von Dr. Norbert Dehoust. Wichtig ist, dass man seinen Körper nicht überfordert, aber dennoch ständig auf Trab hält.“ Über seine Zukunft macht sich Langer kei ne besonderen Gedanken. „Nächstes Jahr spiele ich auf alle Fälle die PGA Tour Cham pions und auch das Masters, eines meiner Lieblingsturniere“, resümiert der zweifache Masters-Sieger. „Nur, wenn ich in Augusta regelmäßig über 80 score oder gar Letzter werde, dann ist es an der Zeit, ans Aufhören zu denken ...“ Aber bis dahin werden wir den 65-Jährigen sicherlich noch lange auf der Golfbühne ver folgen können. GT
Fotos: Stefan von Stengel
GOLF TIME | 6-2022
33
www.golftime.de
Made with FlippingBook Digital Proposal Maker