GOLF TIME 6/2022
GOLFLEGENDEN | WALTER HAGEN
Deutsche Golfmeisterschaft 1929 in Berlin-Wannsee (v. l.): Weltmeister Walter Hagen, Edward Dudley, Direktor Herbert M. Guttmann (damaliger Präsident des Golf- und Land-Clubs Berlin-Wannsee), Generalsekretär Fahrenholz, Horton Smith und Percy Allis
LÖWENHERZ Seine exzentrischen Auftritte – Hagen ließ sich oft mit dem Auto bis zum ersten Ab schlag fahren – und sein tadelloses Outfit täuschten darüber hinweg, dass der Mann aus dem Staat New York nicht nur ein Aus nahme-Golfer war, sondern auch das Herz eines Löwen hatte. Und sein Kämpfergeist war auch immer wieder vonnöten, denn oft genug musste Hagen seinen Score auf dem Grün retten. Hier bewies er eine geradezu unheimliche Konstanz und Nervenstärke, ganz nach sei nem Motto „three of those and one of them still count four“. Was hieß, selbst wenn du drei schlechte Schläge hast, aber dann nur einen Putt brauchst, spielst du immer noch das Par. Hagens unkonventionelle Spielweise de moralisierte seine Gegner. So klagte Bobby Jones, sonst immer höf lich und ein vollen deter Gentleman, nach einem Matchplay im Jahr 1926 über 72 Löcher, das er mit 12&11
verloren hatte: „Wenn einMann seinenDrive verzieht, seinen zweiten Schlag verzieht und dann mit einem Birdie vom Platz geht, dann ist das schon mehr als frustrierend.“ Aber genau damit hatte Hagen seine Spiel weise für Wettkämpfe gefunden: ein Fünftel Risiko und vier Fünftel Sicherheit. Und vor allem ließ er sich von schlechten Schlägen nie aus der Fassung bringen, hatte immer nur den nächsten Schlag vor Augen. „Ich rechne damit, mindestens sieben Fehler während einer Runde zu machen. Wenn ich also einen schlechten Schlag spiele, dann ist das eben nur einer von sieben“, hatte er ein mal gesagt. Diese Einstellung zahlte sich aus. Neben misslungenen Versuchen hatte Hagen reich lich Zauberschläge in seinem Golfbag, die ihn immer wieder zurück ins Spiel brachten. „Ich kenne niemanden, der so viel Glück beim Golfen hat wie Walter“, hatte einst Bobby Jones über Hagen gesagt.
Walter Hagen (links) gewinnt die British Open 1929 in Muirfield, England
38 GOLF TIME | 6-2022
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