GOLF TIME 7/2018
GÖTZ ZITAT
Liebe und Frieden und so …
E s sind Bilder, die diese Welt in den heutigen Tagen braucht, offene Arme und offene Herzen, Menschen, die sich freudetrunken in den Armen liegen, Tränen des Glücks und der Freude, cha- otische Harmonie, Liebe ohne Gewalt, jugend- freie Ekstase. So viel wahre Liebe wie Sky in der Stunde nach dem Gewinn des Ryder Cup über den Bildschirm flimmern ließ, war dem Beate- Uhse-Kanal seit seiner Inbetriebnahme nicht vergönnt gewesen. Diese Bilder machten für einenAugenblick alles Böse und Leid dieser Welt vergessen, vielmehr animierten sie, selbst Liebe schenken zu wollen ... und Vergebung zuteil werden zu lassen. Und zwar Vergebung für die Eltern des kleinen Tor- ben, die ihren rotznäsigen Nachwuchs trotz of- fensichtlicher Grippesymptome in den Kinder- garten meiner Tochter einschleusten und somit auch die Seuche in mein System. Euch habe ich es zu verdanken, dass ich den Ryder Cup nicht in der Stadt der Liebe, sondern in meiner Bett- statt erleben musste. Deutlich schwerer fällt es mir jedoch, dem Fernsehsender Sky zu vergeben, dabei habt ihr es doch mit eurem eigenen Ryder Cup-The- menkanal eigentlich nur gut gemeint. Schon drei Tage vor Wettbewerbsbeginn gab es Vor- berichterstattungen, Dokumentationen und Übertragungen diverser Klamauk-Turniere satt – so kann eine Influenza ja richtig Spaß machen. Bis zu dem Augenblick, als der Ryder Cup anfing, irritierend streng nach Katzenfut- ter zu riechen. Just als der erste Lochgewinn für Europa hätte gefeiert werden können, schaltete Sky unvermittelt in die Werbung, in der mir Tiernahrung angepriesen wurde. Dieses Trau- erspiel, mit wechselnden Kaufanimationsclips, wiederholte sich ungefähr alle 30 Minuten. Ich kam mir vor wie bei RTL zur besten Sendezeit. Schlimmer noch – man stelle sich vor, während derLiveübertragungeinesFußball-WM-Finales würde der Sender einfach mal für fünf Minuten in die Werbung abgeben. Anschließend müsste der Kommentator für die vor Wut schäumen-
den Fans, wie weiland Herbert Zimmermann 1954 aus Bern, das verpasste Drama des Spiels in schale Worte fassen, da dringend darüber informiert werden musste, dass Katzen lieber Whiskas kaufen würden. Die ein oder andere kurzeWerbepause wäre viel- leicht noch okay gewesen, doch das ultimative Sakrileg passierte dann am Nachmittag des zweiten Wettbewerbstag. Einer der spektaku- lärsten Momente der Ryder Cup-Geschichte fand für die deutschen TV-Zuschauer im Unsichtbaren statt. Denn anstatt zu zeigen, wie vier gestandene Profis in der Lage sind, ein Loch im Doppelpaar zu teilen, war es Sky wichtiger, einen minutenlangen Trailer für ihren neuen Superheldenkanal einzuspielen. Ganz zu schweigen davon, dass ihr uns den von mir hoch wertgeschätzten österreichischen Golfprofi Bernd Wiesberger, der in seiner Vergangenheit einem Ryder Cup auch nicht signifikant näher kam als jeder andere Schlachtenbummler vor Ort, als Ryder Cup- Insider verkaufen wolltet. Allein die unge- schnittenen Jubelszenen in Paris versetzen mich in die Lage, euch heute vergeben zu können. Wenn auch nur zähneknirschend. Aber der Geist Liebe nötigt mich auch selbst dazu, Abbitte leisten zu wollen. Lieber Thomas Bjørn, es tut mir leid, dass ich im Vorfeld des Ryder Cup nicht immer an dich geglaubt habe. Bin ich doch aus allen Wolken gefallen, als du mit Henrik Stenson und Sergio García zwei im Formtief feststeckenden Spielern eine Wild- card schenktest. Abschließend wünsche ich unseren amerikani- schen Freunden in zwei Jahren eine ähnliche „fête de l’amour“. Denn bereits kurz nach der Niederlage zeigten sich schon besorgnis- erregende Auflösungserscheinungen, die an- nähernd in einer handfesten Prügelei gipfelten. Doch damit sind sie immerhin auf dem richtigen Weg – denn Gewalt ist schließlich auch nur ein stummer Schrei nach Liebe. GT
GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Die in diesem Beitrag porträ- tierte Person ist rein fiktiver Natur. Achtung dieser Beitrag
kann Spuren von Satire und Ironie enthalten!
»Der Fernseh- sender Sky hat es doch mit seinem eigenen Ryder Cup- Themenkanal eigentlich nur gut gemeint. Bis zu dem Augenblick, als der Ryder Cup anfing, irritierend streng nach Katzenfutter zu riechen. «
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