GOLF TIME 7/2019
TURNIERE | INTERNATIONAL
BALSAM FÜR DEN INNEREN ZWEIFEL PORSCHE EUROPEAN OPEN Bernd Ritthammer wird sensationell Zweiter und schöpft neues Selbstvertrauen, muss sich aber für eine späte taktische Entscheidung rechtfertigen. W ie kann er nur mit dem Eisen abschlagen? Diese Frage be- schäftigte Golf-Deutschland am Sonntag der Porsche European
Open. Bernd Ritthammer, 32, stand auf dem Abschlag der 18. Spielbahn, einem angreif- baren Par 5. Ein Birdie trennte ihn von einem Stechen mit dem späteren Sieger Paul Casey, der seine Runde bereits beendet hatte. Ritthammer zückte das Eisen 2, legte vor – und verpasste seinen Birdie-Putt. Viele Be- obachter kritisierten die Entscheidung, das Grün mit dem frontal verteidigenden Was- serhindernis nicht – wie beispielsweise der Österreicher Matthias Schwab zuvor – mit dem zweiten Schlag angegriffen zu haben. Der Tenor: Wenn man so eine Chance habe, müsse man es doch wenigstens versuchen. Ritthammer, der am Ende den zweiten Platz teilte, erklärte sich am folgenden Tag: 1 Drives waren zuvor rechts und links, nur 4 von 9 auf der Spielbahn; 2 auf der anderen Seite lagen 3 von 4 Wedge- Schläge fast tot am Stock; 3 enges Fairway mit links Wasser und rechts dickem Rough und Gebüsch; 4 Fahne steckt auf dem 18. Grün an gefähr- licher Stelle mit starker Welle im Grün; 5 zum ersten Mal in der Situation, um den Sieg zu spielen, daher extreme Anspannung und kein Zugriff auf Feinmotorik. „Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt in der Lage gefühlt, das Grün mit zwei Schlägen zu treffen“, ergänzte Ritthammer. Als Profi müsse er in jeder Situation versuchen, das persönliche Optimum zu spielen.
Erstklassig: Bernd Ritthammer spielte bei der Porsche European Open das beste Golf seiner Laufbahn
„Ich bin schon seit langem Profi und es gab hin und wieder Gedanken, ob ich die richtige Berufswahl getroffen habe“
SICHERE VARIANTE Das persönliche Optimum war in diesem Fall ein Fünf-Meter-Putt zum Birdie, den er leicht zu kurz ließ. Es hat eben nicht ganz für die große Sensation gereicht. Eine wichtige Fähig- keit eines erstklassigen Golfers ist es, je nach Situation richtig abzuwägen, welche Schläge man ausführen kann und welche eben nicht. Er analysierte die Lage und entschloss sich für die defensive Variante. Der zweite Platz spülte knapp 150.000 Euro in die Kasse und hat zur Folge, dass die Top 110 des Race to Dubai wieder in Reich- weite rücken. Ein Top-Ergebnis in Zeiten, in
Bernd Ritthammer
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