GOLF TIME 7/2023
COVER | RYDER CUP
Der U.S.-Amerikaner Patrick Cantlay sorgte mit der Diskussion über die nicht getragene Kappe für Unruhe in der amerikanischen Umkleidekabine. Angeblich wollte er für die Teilnahme am Ryder Cup bezahlt werden, was der Kalifornier im Anschluss aber dementierte.
Sepp Straka feierte rot-weiß-rote Golfgeschichte: Als erster Österreicher konnte er bei einem Ryder Cup einen Punkt holen und am Ende durfte er Rom auch noch als Sieger verlassen. Sein gelochter Chip auf Loch 16 während seiner Einzelpartie wird noch lange in Erinnerung bleiben
Team darüber gesprochen. Wir fanden es respektlos, und es war nicht nur respektlos gegenüber Fitz (Matt Fitzpatrick) und mir. Es war respektlos gegenüber dem gesamten Team. Ich musste mich beruhigen, denn es hätte mich auch auf die falsche Fährte bringen können, aber das tat es nicht.“ HISTORISCHE LEISTUNG Die herausragenden Leistungen der Füh rungsspieler Jon Rahm, Rory McIlroy, Viktor Hovland und Tommy Fleetwood trieben das europäische Team zum Erfolg. Und auch der Österreicher Sepp Straka schrieb dabei Golfgeschichte. Nach Bernd Wiesberger (2021 in Whistling Straits) war Straka der zweite Österreicher, der bei einem Ryder Cup als Spieler am Start war. Mit Partner Shane Lowry (Irland) sorg te der gebürtige Wiener, der seit seinem 14. Lebensjahr in den USA zu Hause ist, am Eröffnungstag für den ersten Punkt eines Österreichers. Und am Ende war Sepp auch der erste Österreicher, der Teil eines siegreichen Ryder-Cup-Teams war. Beinahe wäre ihm sogar die Ehre zuteil ge worden, den entscheidenden halben Punkt zu holen, doch Tommy Fleetwood kam ihm zuvor und sicherte in seinem Match gegen Rickie Fowler den Pokal. Da war es dann auch egal, dass Straka sein Einzel Match auf Loch 18 gegen Justin Thomas knapp verloren geben musste. „Ich habe
lesen, und er (LaCava) steht mir direkt im Weg. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir die gleiche Gelegenheit zum Putten gebo ten wurde wie Patrick. Ich hatte versucht, das Richtige zu tun, und das war defini tiv das Falsche. So sollte dieses Spiel nicht gespielt werden. Nicht von einem Spieler oder Caddie oder irgendjemandem. Ich fand es völlig respektlos. Es war die größte Wut, die ich seit Langem hatte. Ich habe es den U.S.-Leuten gesagt, ich fand das, was passiert war, eine Schande. Das hatte ich deutlich gemacht.“ KÜHLER KOPF Angestachelt von der Kappen- und Park platz-Kontroverse ging es am Sonntag beim Stand von 10,5 zu 5,5 für Europa in die fi nalen zwölf Single-Matches. Team USA benötigte schon ein ganz besonderes Wun der, um dieses Duell noch in einen Sieg zu verwandeln. Doch dafür war das Team von Zach Johnson einfach nicht stark ge nug. Zeitweise wurde es zwar noch einmal spannend, doch am Ende war es mit 16,5 zu 11,5 doch eine deutliche Angelegenheit für die Gastgeber, die damit die Schmach von Whistling Straits von vor zwei Jahren vergessen machten. Angeführt von Kapi tän Luke Donald, der einen vorzüglichen Job machte, bewiesen die Europäer im Finale einen kühlen Kopf. Die dominante Leistung beruhte zweifellos auf dem bren
nenden Siegeswillen, aber McIlroy verriet, dass LaCavas Unsportlichkeit als zusätz liche Motivation diente, die Amerikaner zum Schweigen zu bringen. „Ich war heiß, als ich gestern da rauskam“, sagte er nach seinem gewonnenen Einzel-Match gegen Sam Burns. „Ich war ziemlich wütend. Ich war mit dem, was am 18. Loch passiert war, nicht einverstanden, aber ich glaube, es hat mich heiß gemacht und es hat mich fokus siert und ich konnte rausgehen und meinen Punkt holen. Wir haben gestern Abend als
das Match zwar nicht gewonnen, aber die Jungs haben unglaublich gekämpft und deshalb haben wir gewonnen“, sagte Straka in einer ersten Reaktion. „Es ist einfach unglaublich. So eine Begeisterung gibt es nur alle zwei Jahre beim Ryder Cup, bei keinem anderen Golfturnier und auch bei fast keinem anderen Sportevent.“ NOTTE ITALIANA Team Europe feierte seinen epischen Ryder-Cup-Triumph in vollen Zügen, mit
unzähligen Champagnerduschen und einer lauten, ausgelassenen Busfahrt. Nur wenige Sekunden, nachdem Fleetwood seinen siegreichen Putt versenkt hatte, begann das europäische Team mit den Feierlichkeiten und einer unvergesslichen „Notte Italiana“. Das Team schüttete Cham pagner in den Ryder Cup und trank dar aus, obwohl, wer weiß, wie viel tatsächlich in ihre Münder gelangte und nicht auf die Vorderseite ihrer schweißbefleckten Hem den. Zurück im Spielerhotel, dem feudalen
Rome Cavalieri Waldorf Astoria, steuerte die Party dann ihrem Höhepunkt zu: Bis in die frühen Morgenstunden wurde ausgelas sen gesungen und getanzt. Der Engländer Tyrrell Hatton hatte die Ehre, der „last man standing“ zu sein, der noch übrig war. Das Social-Media-Account von Ryder Cup Team Europe teilte ein Foto des englischen Stars mit einer leuchtenden Sonnenbrille und einer aufgeschäumten Flasche Peroni, bevor gegen 4.30 Uhr Ortszeit die Festivi täten langsam ein Ende nahmen. FRUST BEI TEAM USA Die U.S.-Amerikaner, die erstmals seit 1993 wieder einen Auswärtssieg landen wollten, hatten dagegen keinen Grund zu feiern und verließen Europa einmal mehr mit hän genden Köpfen. U.S.-Kapitän Zach John son übernahm die Verantwortung für die bittere Pille von Rom: „Die Niederlage geht auf meine Kappe, ich habe einige schlech te Entscheidungen getroffen und werde darüber nachdenken. Den zwölf Jungs kann man nichts vorwerfen, sie haben alles gegeben und für unser Land gekämpft“, sagte er. Sir Nick Faldo äußer te sich bei Sky Sports Golf dagegen eher kritisch über Johnson: „Zach ist mit sei nen sechs Wildcard-Picks ein echtes Risiko eingegangen. Er hat etwa Lucas Glover außen vor gelassen, der gera de zwei Turniere gewonnen hatte. Ob
Rory McIlroy holt nach dem kontroversen „Hat-Gate“ einen emotionalen Single-Punkt
Der Engländer Tommy Fleetwood holt in seiner Partie gegen Rickie Fowler den entscheidenden Punkt und sichert Team Europe die Rückeroberung des Ryder Cups
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