GOLF TIME Nov.-Dez./2020
COVER | SOPHIA POPOV
Hurly Long siegt bei der Italian Challenge, Paula Schulz-Hanßen krönt ihre Saison mit dem Europameistertitel
Fandest du es schade, dass bei deinem großen Sieg keine Fans vor Ort sein durften? Natürlichwäre es schöngewesen, wennmehr Fans vor Ort gewesen wären, vor allem, wenn man die 18 hinuntergeht und die Leute einem zujubeln. Andererseits hatte es auch ein we- nig etwas Melancholisches an sich. Natürlich waren die Kamerateams da, aber es war relativ ruhig und man konnte es so richtig genießen. Aber natürlich hoffe ich, dass es die letzte Sai- son ist, die wir ohne Zuschauer spielenmüssen. Wie empfindest du generell das Leben in der Corona-Bubble mit all den Sicherheitsbestim- mungen? Es ist schon schwierig. Es gibt in der Zwi- schenzeit immer mehr Dinge, die einen ein wenig nerven und woman sich fragt: Muss das jetzt wirklich sein? Ich bin ein junger, fitter Mensch und habe jetzt nicht die große Sorge, dass mir das Virus etwas antut. Man hat eher den Stress im Hinterkopf, wenn ich hier jetzt positiv getestet werde, muss ich die nächsten zwei Wochen in Quarantäne, was manchen Spielerinnen schon passiert ist, die zwei Wochen lang nicht aus ihrem Hotelzimmer durften. Natürlich müssen die Bestimmun- gen so sein, wie sie sind, damit wir überhaupt spielen können, und ich bin ehrlich gesagt einfach nur froh, dass wir spielen können, aber ich denke, wir freuen uns alle wieder auf Zeiten, wo wir auch als Spieler wieder mehr miteinander unternehmen können. Ich bin mit meiner besten Freundin Annie van Dam unterwegs und wir nehmen in Kauf, dass, wenn einer positiv getestet wird, der andere dann eben auch nicht spielen kann, aber das haben wir von Anfang an so beschlossen. Mit meinem Freund Max, der mir Caddie macht, ist es natürlich genauso. Aber wir vermissen schon sehr das Zwischenmenschliche, dass sich dann immer diese Fist Pumps geben. So ein Moment des Sieges ist etwas dermaßen Besonderes für einen, und die anderen wissen es auch, und das ist, was mich an der gesam- ten Situation am meisten traurig macht. Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert. Abschließend ein Blick voraus: Was sind deine nächsten Ziele? Diese Saison versuche ich mich noch für die CME-Finals zu qualifizieren. Für nächstes Jahr sind das Olympia und der Solheim Cup, die mir beide sehr am Her- zen liegen und die ich wahnsinnig gerne spielen würde. Das steht momentan ganz klar im Vordergrund für mich. GT man die andere Spielerin auch in den Arm nehmen kann. Man kennt sich seit zehn Jahren, ist gut befreundet und muss
Women’s Amateur Champion Aline Krauter
Witt und Chiara Horder gegen ein stark auf- spielendes schwedisches Team durch. Paula Schulz-Hanßen legte in der Woche darauf noch einen nach und holte sich auch den Titel bei der Einzel-Europameisterschaft, die im slowenischen CUBO Golf Club vor den Toren Ljubljanas über die Bühne ging. Die 17-jährige Nachwuchspielerin vom GC St. Leon-Rot bezwang im Stechen über drei Löcher die Französin Chloé Salort und krönte so ihre einzigartige Saison. „Ich kann es nicht fassen. Doppel-Europameisterin! Ich kann einfach nur sagen, dass der Sieg für mich die Welt bedeutet. Und das Ganze mit diesen Menschen um mich herum zu erleben, ist einfach perfekt. Ich bin mehr als stolz und unfassbar dankbar für das, was ich hier erleben durfte“, jubelte Paula Schulz-Hanßen nach der Siegerehrung in Slowenien. GOLDENE GOLFZEITEN Und auch auf Profiebene gab es jüngst deutsche Siege zu bejubeln. Allen voran Hurly Long, der sich bei der Italian Challenge Open im GC Castelconturbia den Sieg holte und damit einen wichtigen Schritt Richtung European Tour setzte. Und eine Ebene tiefer landete Thomas Rosenmüller auf der Pro Golf Tour im österreichischen Schladming seinen dritten Saisonsieg und stieg damit auto- matisch auf die Challenge Tour auf. Marcus Neumann, Vorstand Sport des Deutschen Golf Verbandes (DGV), zeigt sich angesichts der Erfolge natürlich begeistert: „Ich freue mich über die goldenen Zeiten für Golf-Deutschland. Diese Erfolge beruhen auf harter Arbeit unserer Athleten und des Be- treuerteams in einem hochprofessionellen System.“ GT
HERREN SCHREIBEN GESCHICHTE Die Herren des Golf Team Germany (GTG) schrieben Mitte September Geschichte, als sie sich erstmals den Titel „Mannschafts-Europa- meister“ schnappten. Im Hilversum’schen GC in den Niederlanden bezwang das Team von Bundestrainer Ulli Eckhardt die Titelvertei- diger aus Schweden mit 2:1. Der amtieren- de Einzel-Europameister Matthias Schmid schickte alle seine Gegner jeweils frühzeitig ins Clubhaus. Seine Team-Kollegen Nick Bachem, Marc Hammer und Jannik de Bruyn machten den Teamerfolg komplett. Auch die Damen des GTG in der Besetzung Helen Tamy Kreuzer, Alexandra Försterling, Paula Schulz-Hanßen und Aline Krauter schafften es bis ins Finale der Team-Europameister- schaft, die im schwedischen Uppsala gespielt wurde. Dort unterlagen sie den Titelverteidi- gerinnen aus Schweden knapp mit 1:2. In der Woche danach standen dann die Einzel-Europameisterschaften auf dem Pro- gramm. Bei den Herren verteidigte Matthias Schmid vom GC Herzogenaurach in impo- santer Manier seinen Titel aus dem Vor- jahr. Im Golf & Country Club Zürich in der
Schweiz beeindruckte das deutsche Team um Bundestrainer Ulli Eckhardt mit insgesamt fünf Athleten in den Top Ten die interna- tionale Konkurrenz. Nach der gelungenen Titelverteidigung meinte Schmid: „Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat. Es war eine unglaubliche Woche und mental mit das Schwierigste, was ich bisher überhaupt auf dem Platz durchstehen musste.“ Aufgrund seines Sieges bekommt Schmid erneut einen Startplatz bei einem der größten Turniere der Welt. „Nun freue ich mich riesig auf meinen zweiten Auftritt bei The Open. Im Mai be- ende ich mein Studium in den USA und dann werde ich 2021 zu den Profis wechseln“, gab der Bayer seine Pläne für 2021 bekannt. DAMENPOWER ÜBERALL Parallel dazu fand auf der Anlage des Green Resort Hrubá Borša in der Slowakei die Europameisterschaft (EMM) der Mädchen statt. Die Mannschaft vom Golf Team Ger- many (GTG) holte – insgesamt zum dritten Mal nach 1999 und 2006 – den Titel. In einem spannenden Finale setzten sich Charlotte Back und Paula Schulz-Hanßen sowie Sophie
D ie Meldung von Sophia Popovs Major- Sieg schien die deutsche Amateurriege zu inspirieren, sorgten die Vertreter des Golf Team Germany doch in den Wochen danach für einen noch nie dagewesenen Erfolgsregen. Den Anfang der „Neuen Deutschen Welle“ machte Aline Krauter vom Stuttgarter GC Solitude, die sich Ende August den Titel bei der 117. Women’s Amateur Championship in West Lancashire holte, wenn man so will das Pendant zu Sophia Popovs Sieg auf Amateurebene. Die 20-jährige Studentin der Stanford University bezwang in einem packenden Finalmatch die Eng- länderin Annabell Fuller, die sich der Deutschen am 18. Loch geschlagen geben musste. „Dieser Titel be- deutet mir so viel, ich kann es noch gar nicht fassen“, war die Siegerin im Anschluss überwältigt. „Ich freue mich, so ein großes Turnier mit dieser lan- gen Geschichte gewonnen zu haben.
Der alte und neue Europameister: Matthias Schmid
Ganz besonders freue ich mich auf die Startberechti- gungen, die ich mit diesem Sieg bekomme.“ Als Siege- rin der Women’s Amateur Championship darf Aline Krauter im nächsten Jahr bei der Women’s Open, der Evian Championship und der Augusta National Women's Amateur Cham- pionship antreten.
TRIUMPH I Das deutsche Herren-Team holte erstmals in der Geschichte den vielumjubelten Mannschafts-Europameistertitel
TRIUMPH II Gold regnete es auch für das Mädchen-Team: Charlotte Back, Paula Schulz-Hanßen, Chiara Horder und Sophie Witt (v. l.)
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