GOLF TIME 7/2018
TRAUMPAAR Sensationell das Ryder Cup-Duo Francesco Molinari und Tommy Fleetwood: Es holte fünf von möglichen sechs Punkten
3 KEINE VORBEREITUNG Paris ist der beste Beweis für mangelnde Platzkenntnisse. Auf dem Golf National hatten die Europäer knapp 300 Runden gespielt, die Amerikaner nur 28 (!) Runden. Sechs Spieler waren am Dienstag vor dem Ryder Cup überhaupt zum ersten Mal auf dem Golf National Course! Seit sie- ben Jahren wissen die Amerikaner, dass 2018 der Golf National bei Paris Austragungswiese sein würde, tricky, gespickt mit Wasserhin- dernissen und engen Fairways. Und allen war aber wirklich klar: Europa hat nur eine Chance gegen die Stars & Stripes- Ballermänner, wenn sie die Fairways noch enger anlegen, das Rough dick und fett wachsen lassen und die Grüns eher langsam machen. Das Konzept ist voll aufgegangen. Die Bubis donnerten wie blöd ihre Bälle mit dem Driver ins Rough oder ins Wasser, haben nicht kapiert, dass vielleicht ein Holz 3 vom Abschlag eher zum Ziel führt. „Hut ab vor Thomas Bjœrn und seinemTeam. Er war der bessere Kapitän und sein Teamdie bessere Mann- schaft. Tolle undmutige Typen, was sie dieseWoche geleistet haben“ Jim Furyk Der einzige Ryder Cup-Spieler, der zum Beispiel bei der French Open im Golf Natio- nal diesen Sommer am Start war: Justin Thomas. Mit vier Punkten war er dann auch der erfolgreichste Furyk-Schützling in Paris. 4 MANGELNDER TEAMGEIST Die Ameri- kaner sind, obwohl eine Nation, keine Mann- schaft. Es gibt zwar Cliquen und Buddies, aber von einem einheitlichen Miteinander weit entfernt. Beispiel Tiger Woods: Dass er kein Teamspieler ist, wissen wir ja. Aber die Körpersprache, die er in Paris zur Schau trug, war niederschmetternd. Gesenkter Kopf, hän- gende Schultern, eine Mimik, als ginge er zu seinem eigenen Begräbnis. Kein Gespräch mit seinen Flight-Partnern, null Kommunikation. Das einzige Lächeln, das ihm in den drei Ta- gen auf dem Course über die Lippen huschte, war am Sonntag auf Bahn 15, als er resigniert zur Kenntnis nehmen musste, dass er gegen Jon Rahm keine Chance hatte.
FÜRS FOTOALBUM Das komplette europäische Ryder Cup-Team samt Vize-Captains und Frauen
keit bitter bloßstellte und eine Neuorientie- rung des U.S. Ryder Cup-Teams forderte. Die Folge: Eine Task Force wurde einge- richtet, die künftig Pannen wie unter Watson ausschließen sollte. Gut, der darauffolgende Ryder Cup in Hazeltine wurde wieder gewon- nen, aber das war eher auf einen schwachen Kapitän Darren Clarke und seine Freunderl- wirtschaft zurückzuführen als auf eine ge- zielte Aktion „Ryder Cup“. Jim Furyk machte als Captain eine gute Figur, nur hinter seinem Rücken rumorte es ordentlich. Furyk, offen: „Ich ziehe meinen Hut vor dem europäischen Team.“
der langjährigen Dominanz im Ryder Cup sich eine Wende vollzogen hat. Sie nehmen einfach die Golfer von Old Europe nicht wirk- lich ernst. Selbst den amerikanischen Journa- listen ist vorzuwerfen, dass sie in ihren Be- richten die eigenen Spieler zu Helden hochstilisieren und eine mögliche Niederlage im Ryder Cup gar nicht in Betracht ziehen. 2 SCHLECHTE MANNSCHAFTSFÜHRUNG Nach der Niederlage 2014 in Gleneagles war es ausgerechnet Phil Mickelson, der seinen damaligen Kapitän Tom Watson bei der Ab- schluss-Pressekonferenz vor aller Öffentlich-
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