GOLF TIME 7/2018
COVER | 42. RYDER CUP
REKORD Noch nie wurden so viele Fans beim Ryder Cup gezählt – 290.000 waren’s im Golf National
Die eingangs erwähnten verbalen und auch körperlichen Ausrutscher der Amerikaner bestätigen nur einmal mehr den mangeln- den Teamspirit. Dabei lebt der Ryder Cup vom Mannschaftsgeist, bestens vorgeführt von García, Fleetwood, Rose, Poulter etc., wie die Ryder Cup-Truppe von Thomas Bjørn, 47, deutlich demonstrierte. Aber das ist ja nichts Neues: Europa mit Spielern aus sechs Nationen mit unterschied- lichen Sprachen, Kulturen und Historie, verstehen sich besser als die Grand Nation. Selbst dieU.S.-Präsidenten,meist selbstGolfer, waren bei fast jedem Ryder Cup vor Ort. Als Donald Trump vom sich abzeichnenden Desaster erfuhr, rührte er keinen Twitter- Finger, um eine Botschaft an seine Jungs zu schicken. „USA First“ war einmal, jedenfalls im Golfsport. 5 FALSCHE EINSTELLUNG Wenn bei der Schlusszeremonie alle wieder vereint sich ver- abschieden, ist es schon ein sonderbares Bild, wenn sich zum Beispiel ein Tiger Woods mit Händen und Füßen sträubt, sich in kumpel- hafte Umarmungen zu ergeben. Irgendwie gehört Tiger nicht zum Ryder Cup – er ist ein Fremdkörper, einem Außerirdischen gleich, der sich in dieser Ryder Cup-Welt wie auf einem fremden Planeten fühlt. Überhaupt: Das amerikanische Team macht den Eindruck, als ob es unter einem Europa-Komplex leide und nur einer lästigen Verpflichtung nachkomme. Europa und seine Lebensweise ist den einfach gestrickten Burschen nicht ganz geheuer. Reed ist dafür das beste Beispiel. So heißt es in der New York Post, die einen vertrauens- würdigen Informanten zitiert: „Reed ist nicht ganz richtig im Kopf, er hat darum gebettelt, mit Tiger zu spielen. Er hätte am Samstag
Rainer Goldrian in offizieller Funktion als Referee
RC-TICKER Was sonst noch so alles beim Ryder Cup in Paris abseits der Fairways passierte: Ein schrecklicher Unfall, Wiesberger-Premiere, Rainer Goldrians großer Auftritt und der Ryder Cup in Zahlen und Fakten. NACHSPIEL Schwerer Unfall am ersten Tag, als der Ball von Brooks Koepka an Bahn 6 eine Zuschauerin an der Schläfe trifft. Die blutüberströmte Französin wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Die bittere Diagnose: Blind auf dem linken Auge. Ihr Anwalt hat den Veranstalter auf Schaden- ersatz verklagt. VORSPIEL Premiere für Bernd Wiesberger beim Ryder Cup. Nicht als Spieler, obwohl die Chancen, die RC- Qualifikation zu schaffen, nicht so schlecht waren, wäre da nicht im Frühjahr seine Handgelenks-Operation notwendig gewor- den. So moderierte der Österreicher für Sky und machte eine gute Figur. Hofft, im November wieder ins Tour-Geschehen ein- greifen zu können. ZWISCHENSPIEL Großer Auftritt von PGA Germany-GF Rainer Goldrian. Als offizieller Beobachter wurde er schon vor Wochen für Gruppe 4 am Schlusstag eingeteilt – ohne zu wissen, wer da tatsächlich spielen würde. Goldrian euphorisch: „Mein Wunschkandidat wäre natürlich Tiger Woods.“ Volltreffer!
DAUERGAST Ex-Basketball-Ikone und Ryder Cup Fan Michael Jordan herzt eine Besucherin
mit seinem eigenen Ball eine 83 geschossen. Er hat Tiger im Flight mit runtergezogen. Er hat keine Ahnung, wie man Team-Golf spielt.“ 6 NICHT LERNFÄHIG Dass dem Spiel der Amerikaner die europäischen Plätze nicht lie- gen, ist bekannt. Sich möglicherweise darauf spieltechnisch einzustellen, scheint den Profis nicht in den Sinn zu kommen. Weder können sie so kurzfristig ihr Spiel umstellen, noch be- denken sie bei der Vergabe im eigenen Lande, darauf Rücksicht zu nehmen. 2020 wird der 43. Ryder Cup in Whistling Straits ausgetra- gen, eine Anlage, die mehr einem europäi- schen Course gleicht als einer Ballerwiese à la Hazeltine vor zwei Jahren. Da kann jetzt schon prophezeit werden: Der Heimvorteil für die U.S.-Boys wird gleich null sein. Interessant, was Jim Furyk nach dem Ryder Cup zu Protokoll gab: „Ich werde es
24
GOLF TIME | 7-2018
www.golftime.de
Made with FlippingBook - Online magazine maker