GOLF TIME 7/2019
Augenblick des Triumphes: Suzann Pettersen hat den Birdie-Putt gelocht Lange Gesichter bei den U.S.-Girls, als Pettersen den Sieg klarmacht
ich würde von mir aus ab sofort jedes Match verlieren, wenn wir am Ende trotzdem gewin- nen. Insofern ist meine Leistung für mich okay. Es war sportlich keine schlechte Woche, hat nur eben nicht immer ganz gepasst. Aber der halbe Punkt war auch wichtig. Mit dem verschobenen Putt auf der 18 war ich am Samstagabend auch nicht glücklich. Aber es hat gereicht und das ist es, was zählt. Du hast die besondere Atmosphäre ange- sprochen. War das der beste Solheim Cup? Die Stimmung war super, aber für mich war das Highlight der Solheim Cup in Deutschland. Damals hatte ich viele Freunde und meine Familie dabei, dieses Mal waren nur sechs Mitglieder von meiner Familie dabei – immerhin. Man möchte einfach eine gute Atmosphäre, aber auch, dass sich die Gäste wohlfühlen. Die Fans waren extrem fair. Die Stimmung hinter dem ersten Ab- schlag war unglaublich. Die Schotten lieben zu singen und ihre eigenen Songs zu machen. Diese Momente am ersten Tee vergesse ich nie. Dramatik, Kampfgeist und ein fairer Wett- bewerb. War der Solheim Cup in Gleneagles die beste Werbung für Damen-Golf? Definitiv, immerhin haben wir Sport- geschichte geschrieben und eine unglaubliche Show abgeliefert. Mehr können wir als Spieler nicht machen. Wir haben alles gegeben, es waren immer enge Matches und man hat viele extrem gute Golfschläge gesehen. Dann noch das Finish, wo eine Spielerin am letzten Loch mit ihrem Putt entscheidet, wer den Pokal mit nach Hause nimmt. Wenn Suzann ihn macht, gewinnt Europa, hätte sie den Putt verschoben, hätten die Amerikanerinnen ge- wonnen. Ein besseres Szenario gibt es nicht.
Woran, glaubst du, liegt es dann, dass ihr nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommt wie die Herren? Ich denke, dass wir einfach keine faire Chance bekommen. Ich glaube, wenn man die Möglichkeit bekäme, so etwas im deutschen Fernsehen zu zeigen und die Leute sich damit beschäftigen können, dann wer- den sie sehen, dass Damen-Golf genauso attraktiv ist wie Herren-Golf. Ich glaube nicht, dass man im TV so einen großen Unterschied sieht. Ich glaube sogar, dass sich der Amateur mit uns besser identifizieren kann als mit den Herren. Aber diese Chance haben wir leider noch nicht bekommen. Wobei ich die Argumentation nicht wirklich verstehe. Die Zuschauerzahlen in Deutsch- land sind auch beim Herren-Golf nicht so gut. Deswegen finde ich einfach, dass uns jetzt auch die Chance gegeben werden sollte, Damen-Golf zu zeigen. Wir haben vier Deutsche auf der LPGA Tour. Wie viele deutsche Herren haben wir auf der PGA Tour oder selbst auf der European Tour? Auf jeden Fall. Die Ergebnisse waren super. Gerade von Esther (Henseleit) , die als Rookie das erste halbe Jahr auf der Ladies European Tour unglaublich gut gespielt hat. So etwas sehe ich immer gerne. Wir haben im Nach- wuchsbereich immer schon gute Spielerinnen gehabt. In den letzten Jahren trauen sich jetzt auch immer mehr, den Sprung ins Profilager zu wagen, und sind damit auch erfolgreich. Ich glaube, wenn sie den Willen haben, nach ganz vorne zu kommen, dann werden sie das auch schaffen. Um aber gegen die besten Spielerinnen der Welt anzutreten, führt nichts an der LPGA Tour vorbei. Gut Du siehst die Zukunft des deutschen Damen- Golfs also positiv?
Jeder, der den Solheim Cup verfolgt hat, muss einfach ein Fan sein. Auch weil man nicht nur Golf sieht, sondern eben auch jede Menge Emotionen, Fist Pumps und Umarmungen. Sowas holt einen auch emotional ein und genau das ist es, was wir brauchen. Jetzt müssen wir nur dafür sorgen, dass mehr Leute das sehen können. Aber für das Damen-Golf gab es mit Sicherheit keine bessere Woche als den Solheim Cup in Gleneagles. „Jede Menge Emotionen, Unarmungen und Fist Pumps. Für das Damen- Golf gab es mit Sicherheit keine bessere Woche als den Solheim Cup“
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