GOLF TIME Nov.-Dez./2020

TRAINING | MATTHIAS SCHWAB

SPORTPHYSIO | TRAINING

MATTHIAS SCHWAB

DR. MED. NORBERT DEHOUST Lehrstellenleiter der deutschen Gesell- schaft für Manuelle Medizin (MWE) und der österr. Arbeits- gemeinschaft für Manuelle Medizin (ÖAMM), Hcp –4,1

„WENN ES IN DER BRUST STICHT“ PROBLEM KOMPENSATION Welchen Einfluss hat der Golfschwung auf Beschwerden der Brustwirbelsäule? Rotation ist das A und O!

QUALITÄTSTRAINING Der „Golf-Winter“ naht in unseren Breiten. Beste Gelegenheit, Ihr Spiel, Ihre Kondition und Ihre Technik zu verbessern. WER RASTET, DER... D ie Golfsaison geht dem Ende zu. Wir werden vermutlich in diesem vor uns stehenden „Corona-Winter“ keine großen Golf-Fern-Reisen in warme

Jahrgang 1994, European-Tour- Spieler

E inige mögen annehmen, dass die Lendenwirbel- säule den größten Einfluss auf die Rotationsfähigkeit bei Rück- und Durchschwung hat. Weit gefehlt, die Lenden- wirbelsäule trägt nur ca. 10° Grad zur Rotation nach einer Rich- tung bei, bei der Brustwirbel- säule (BWS) sind es immerhin 40° Grad. Jetzt ist es leicht zu verstehen, dass einige Golferinnen und Golfer, die von ihrem Golfpro immer ermahnt werden, beim Rückschwung nicht nur die Arme zu heben, sondern auch den Schultergürtel zu rotieren, möglicherweise aufgrund von Bewegungseinschränkungen der Brustwirbelsäule diesen Rotati- onsvorgang gar nicht ausführen können und das Defizit mit einer „überschwänglichen“ Armhebe- bewegung versuchen zu kom- pensieren. Und falls sie die Rotation dann trotzdem versuchen, provozie- ren sie Irritationen von Rippen- und Wirbelgelenken, Belastun- gen von Bändern oder sonstigen stabilisierenden Weichteilen und schmerzhafte Verspannungen von Muskeln. Die Schmerzen können teilweise über die Rippenbögen bis zum Brustbein nach vorne ausstrah- len, sie können zwischen Brust- wirbelsäule und Schulterblättern lokalisiert sein, sie können von der Brustwirbelsäule über mus- kuläre und fasziale Verkettungen nach unten Richtung Becken- kamm, oder nach oben Richtung Halswirbelsäule ausstrahlen.

Wir zeigen Ihnen nachfolgend einfache Übungen, wie Sie die Bewegungsvoraussetzungen der BWS testen und vorsichtig mobi- lisieren können und eventuell muskuläre Verspannungen selbst behandeln können. Am besten machen Sie die Übungen vor einem Spiegel, sodass Sie Ihre Ausführungen von vorne und von der Seite überprüfen können. ÜBUNG 1: Sitzende Position, um die Mitbewegung Ihres Beckens zu verhindern. Versuchen Sie die Übung in auf- rechter Brustwirbelsäulenposi- tion durchzuführen (Spiegelkon- trolle!) und die Endposition 5 bis 6 Sekunden zu halten. Im fortge- schrittenen Stadium können Sie die Übung auch am Boden auf den Füßen sitzend ausführen, falls es die Kniegelenke zulassen. ÜBUNG 2: Verbessern der Streck- fähigkeit und „Öffnen“ der BWS in Rückenlage. Rollen Sie sich ein Handtuch zu einer festen Rolle und legen es sich unter verschiedene BWS-Ab- schnitte von der oberen BWS aus beginnend. Legen Sie sich lang- sam auf die Handtuchrolle und senken Sie langsam Ihren Kopf ab. Mit der Zeit nehmen Sie immer voluminösere Rollen als Unterlage. ÜBUNG 3: Behandlung schmerz- haft verspannter BWS-Muskeln mit Bällen oder Faszienrollen mittels Hockbewegungen im Stehen. Durch mehr oder weniger Anleh- nen an der Wand können Sie den Anpressdruck steigern. GT

So auch die Entwicklung unserer Technik, Psyche und unseres Spiels. Diesen Umstän- den müssen wir Folge leisten und Rechnung tragen. Sie spielen heute mit Ihren physischen und psychischen Möglichkeiten, was aber ist in zehn oder zwanzig Jahren? Wenn das Alter seinen Preis verlangt und Beweglichkeit, Kraft, Dynamik, koordinative Fähig- keiten, Konzentration usw. nachlassen? DIE SCHWERPUNKTE Daher möchte ich Sie heute auffordern, sich über die Wintermonate ein gewisses Ver- ständnis für den richtigen Zugang zum Golfsport, Ihre Einstellung, die Technik Ihres Spiels usw. zu erarbeiten. Finden sie für sich heraus, was Ihre körperlichen Möglichkeiten erlauben, wie Ihr Zeitbudget aussieht, auf welchem Niveau sich Ihr Spiel befindet, wie Sie sich wo in allen Ihren golfsportspezifi- schen Belangen weiterentwickeln können und vor allem, wo Sie einen Schwerpunkt für Ihre Weiterentwicklung setzen wollen. Planen Sie bereits jetzt im Herbst, woran sie im

Winter arbeiten werden. Wenn möglich, schauen Sie sich auch Golfturniere im Fern- sehen an und lernen Sie beim Zuschauen von den Profis. Beobachten Sie, mit wie viel Sorg- falt und welcher „Pre-Shot-Routine“ sie sich auf jeden Schlag vorbereiten. All das sollten Sie dann auch in Ihren winterlichen Übungs- plan einbauen. So wie im Turnier wird von den Profis jeder Übungsball mit der Überlegung, glei- chen Sorgfalt, Konzentration und Pre-Shot- Routine geschlagen. Schlagwort „Quali- tätstraining!“ All das können Sie in den Wintermonaten, indoor natürlich, manchmal auch outdoor, am besten üben. Tour-Spieler bauen sich z. B. niemals zu einem Ball oder Ziel hin auf, ohne den Schwung vorher genau konzipiert und geplant zu haben. Diese Sorg- falt beim Üben ist der Grund für ihre Erfolge und der Grund auch für ihr gleichmäßiges Spiel dann bei Turnieren. Wenn sie bei einem Turnier unter Druck spielen, dann muss der Schwung immer stimmen, um Fehlschläge zu vermeiden. Man kann zwar trotz größtem Bemühen nicht immer in Bestform spielen, denn nicht alle Plätze liegen den Spielern gleich gut, oder die Tagesverfassung ist nicht immer die gleiche, aber Vorgehensweise und Routine sollen stets gleich sein. Abschließend die Empfehlung von mir: Über- legen Sie sich, wo werde ich im Winter üben, werde ich das vermutlich am besten mit einem Golflehrer machen, mit einem Fitnesstrainer, wo gibt es in meiner Nähe eine Indoor- Trainingsmöglichkeit, wo werde ich mein Fitnesstraining usw. absolvieren? Wo ein Wille ist, dort ist auch ein Weg. Ich werde in meiner nächsten Kolumne weitere Tipps zum Wintertraining geben.

Länder machen können und die Zeit über- wiegend zu Hause in unseren winterlichen Breiten verbringen müssen. Eine hervor- ragende Gelegenheit in diesen Monaten an unserer golfsportspezifischen Fitness und Golftechnik zu arbeiten. Schaffen Sie für sich die Voraussetzungen, dass Sie im Frühjahr Ihr Golfspiel, Ihren Score und Ihr Handicap verbessern und Ihr Spiel weiterentwickeln können. Viele Golfer können sich in der Sommerzeit aus familiären, beruflichen oder anderen Gründen nicht dazu durchringen, mehr oder gezielter zu üben. Und wir wissen, ohne Übung geht im Golfsport rein gar nichts. Golfer bedauern häufig, weder ihre Schläge noch das Handicap im Verlauf einer Golf- saison verbessert zu haben und viele sind mit ihrem Spiel nicht zufrieden. Golf ist ein Spiel fürs Leben, ein Marathon, kein Sprint.

ÜBUNG 1 „Verriegelung“ des Schultergürtels (links), mit „Armhebel“ (re.)

ÜBUNG 2 Handtuchrolle unter BWS-Abschnitten

Alles Gute und ein schönes „Winterspiel.“ GT

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ÜBUNG 3 Ausgangsstellung (links), Endstellung (rechts)

FIT INS NEUE JAHR Matthias Schwab gibt uns Empfehlungen

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