GOLF TIME 1/2023

Die GOLF TIME Ausgabe 1/2023 als E-Paper, Erscheinungstermin 13.3.2023

26. JHG. | AUSGABE 1 | MÄRZ 2023 € 6,90 | CHF 8,00 | IT € 8,90 | A, LUX € 6,90

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1-2023

DIE HIGHLIGHTS 2023 IM CHECK VORSCHAU

GOLFLEGENDEN CRAIG WOOD FOTO TIME TPC SCOTTSDALE FUN TALK KYLE BERKSHIRE WAS MACHT ... HAL SUTTON

WIE DER NORDIRE RORY MCILROY

ZUM GESICHT DER TOUREN AVANCIERT

WO DIE PLAYERS CHAMPIONSHIP ZUHAUSE IST FLORIDA

NEUES MATERIAL NEWS VON DER 70. PGA SHOW AUF 16 SEITEN

MARCEL SIEM

MARCEL SIEM MACHT DIE SENSATION PERFEKT, BEENDET FAST NEUNJÄHRIGE DURSTSTRECKE BEI DER INDIAN OPEN

SCHWUNGSTUDIE

TRAINING

CLUBS

JON RAHM MIT DEM DRIVER

QUICK-TIPP MIT DUSTIN JOHNSON

RITTERSCHLAG FÜR DEN GC TRIER

Ein neues Schlagflächendesign mit höherer Flexibilität sorgt für schnellere

Ballgeschwindigkeiten, die präzise Schläge mit drei maßgeschneiderten Modellen erzeugen: G430 MAX, SFT und LST.

Ein niedrigerer Schwerpunkt mit speziell entwickeltem, stärkerem Loft kombiniert mit einer dünneren Schlagfläche liefert mehr Ballgeschwindigkeit in unserem längsten, jemals entwickeltem Eisen.

©PING 2023

Durch das Vertrauen auf Innovationen sowie bewährten Technologien ist bei der neuen G430-Produktfamilie die Länge extrem hoch, die Fehlertoleranz bleibt beispiellos und der Klang ist Musik für Ihre Scorekarte. All das führt zu niedrigeren Scores und viel mehr Spaß auf dem Platz.

TM

Beim LST-Driver, allen Fairwayhölzern und Hybriden umschließt Carbon den Großteil des Kopfes, um den Schwerpunkt für mehr Ballgeschwindigkeit, höheren MOI und einen angenehmen Klang zu senken.

UNVERGLEICHLICHE WEITE JETZT MIT 15% GERINGERER STREUUNG

EINSTELLBARE UMFANGSGEWICHTUNG

DAS ERSTE 360° CARBON CHASSIS DER BRANCHE

Das erste 360°-Carbon-Chassis der Branche verteilt das Gewicht neu, um die Geschwindigkeit und Fehlerverzeihung des Schlägerkopfes zu maximieren. Das Ergebnis ist ein außergewöhnlich langer Drive, der jetzt eine 15% geringere Streuung im Landebereich bietet*. Eine grundlegende Veränderung im Design hat endlich den Kompromiss zwischen Distanz und Fehlerverzeihung aufgehoben.

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GESCHMIEDETE TITANIUM A.I SCHLAGFLÄCHE MIT JAILBREAK A.I

©2023 Topgolf Callaway Brands Corp. Callaway und das Chevron Device sind Warenzeichen und/oder eingetragene Warenzeichen von Topgolf Callaway Brands Corp. *15% geringere Streuung im Landebereich, basierend auf der Ellipsenfläche im Landebereich bei Spielertests des Rogue ST Max Drivers im Vergleich zum Paradym Driver.

©2023 Acushnet Company

EDITORIAL

SCHLAGFERTIG Ganz schön vielversprechend haben deutsche Pros das Jahr 2023 in Angriff genommen. Warten wir ab, wie‘s weitergeht.

D

as Jahr fängt ja gut an, mit lauter Highlights, über die es Spaß macht, zu berichten. Allem voran Marcel Siem, der just an unserem Heft schlusstag der Ihnen hier vorliegenden Ausgabe und nach über acht jähriger Durststrecke sensationell bei der Hero Indian Open seinen

fünften Titel auf der DP World Tour vor Yannik Paul holte. Was für uns natürlich doppelten Stress bedeutete, abgesehen von dem positiven, dem Jubel geschuldeten: Titel neu, Editorial neu, Inhaltsverzeichnis neu und noch einiges Anderes umgeschrieben. Und auch wenn wir in der Redaktion alle Hebel in Bewegung setzten, um Marcels Triumph noch irgendwie ins Heft zu heben (News auf S. 20), so war es uns nicht mehr möglich, der Tragweite seines Sieges angemessen gerecht zu werden in Form einer dafür normalerweise vorgesehenen, mehrseitigen Coverstory. Aber die werden wir in der nächsten Ausgabe nachholen und haben dies übrigens auch zum Anlass genommen, zukünftig unsere Druckabgabetermine auf einen Dienstag – wenn nicht Mittwoch – zu legen ...

„Ich freue mich schon jetzt auf alles, was das Golfjahr 2023 noch so bringen wird – auch wenn es denn Stress bedeuten möge.“

Aber zurück zum anstehenden Golfjahr 2023: Mit dem Ryder Cup im Marco Simone Golf & Country Club in Rom und dem Solheim Cup in Finca Cor tesin, Spanien, Ende September, sind zwei Mega Duelle angesagt – nach jetzigem Stand mit völlig offenem Ausgang. Dann ist da Rory McIlroy (Coverstory ab Seite 22), neben Tiger Woods, Jon Rahm, Scottie Scheff ler oder Justin Thomas der wohl prominenteste Protagonist im „Kampf“ gegen die LIV Golf Tour. Die wiederum läutete mit neuem Sponsor, zwölf Teams und 48 Spielern, darunter neue Namen wie

Foto: Getty Images / DP World Tour

Sieg Nummer 5 auf der DP World Tour: Marcel Siem

Thomas Pieters, Brendan Steele und Danny Lee, in Mayakoba, Mexiko, die Saison 2023 ein. Was mich in dem Zusammenhang übrigens wundert: Dass bei den Damen das Sponsoring durch Saudi Golf völlig unbeachtet bleibt und hier Saudi-Arabiens Golfengagement offensichtlich gar kein Problem darstellt. Last but not least Bernhard Langer, der sich bei der Chubb Classic seinen 45. Titel auf der PGA Tour Champions holte und mit dem bisherigen Rekordhalter Hale Irwin gleichzog. Sicher ist, dass er wieder beim Masters in Augusta am Start sein wird, und zwar zum 40. Mal. Ich freue mich schon jetzt auf alles, was das Golfjahr 2023 noch so bringen wird – auch wenn es denn Stress bedeuten möge.

Ihr

OSKAR BRUNNTHALER Chefredakteur

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Von der Piste aufs Green. 18 Hole Meisterschaftsplatz • 3 Hole Kurzspielplatz

Das fühlst du nur hier.

INHALT 1 | 2023

20 COVER 20 MEILENSTEINE

NEUES MATERIAL von der 70. PGA Merchandise Show ab Seite 48

Cover / Foto: Getty Images / DP World Tour

REISE 64 W O DIE PLAYERS ZUHAUSE IST Der Norden Floridas gilt nicht umsonst als eine der besten Golf destinationen im „Sunshine State“. TRAINING 74 PUNKTE SAMMELN Christopher Buck zeigt eine Kurzspiel-Übung für den optimalen Saisonstart.

Marcel Siem gelingt die Sensation bei der Indian Open, Bernhard Langer egalisiert Tour-Rekord.

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22 DAS GESICHT DER TOUREN

Wie Rory McIlroy zum Aushänge schild der Touren avanciert.

28 VORSCHAU 2023

Das sind die nationalen und inter nationalen Highlights des Jahres.

75 F IT IN DIE NEUE SAISON Daniel Kleiner mit zwei Fitnessübungen für Gleichgewicht und Koordination. 76 GEBALLTE POWER Danny Wilde analysiert den Schwung von Jon Rahm. 36 76

STORY 34 DAS ENDE DER SCHONZEIT

Götz Schmiedehausen sieht schwere Zeiten für Handicapschoner voraus. 36 DER BLOND BOMBER Craig Wood gewann als Erster das Masters und die U.S. Open im selben Jahr. CLUBS 40 VERDIENTER RITTERSCHLAG Der GC Trier trägt im August erst mals die Offenen Deutschen Meis terschaften aus. Nicht ohne Grund. 42 THE HOME OF FITTING Der GC München Eichenried beherbergt das einzige Callaway National Performance Centre außerhalb UK.

TEE OFF 12 FOTO TIME

Party-Zone am 16. Loch des TPC Scottsdale

14 QUICK TIPP

Driver-Power mit Dustin Johnson 16 GO ASK ... Fun Talk mit Kyle Berkshire 18 WAS MACHT ... Hal Sutton

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TEE OFF NEWS | LEUTE | HIGHLIGHTS

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FOTOTIME

PARTY-ZONE: PHOENIX Das 16. Loch (Par 3) im TPC Scottsdale mutiert alljährlich während der Waste Management Phoenix Open zur ultimativen Party-Zone. Rund 40.000 Zuschauer finden in dem Stadion Areal Platz und gönnen sich im Laufe des Tages dann doch das ein oder andere hochprozentige Getränk. Entsprechend werden Spieler, die das Grün treffen, frenetisch bejubelt, während weniger gute Schläge mit großem Gejaule und Pfeifen begleitet werden. In diesem Jahr stand das Turnier noch dazu im Zeichen des NFL Super Bowls, der nach Beendigung des PGA-Tour-Events ebenfalls in Phoenix stattfand. Insofern waren auch auf den Zuschauerrängen im TPC Scottsdale die meisten Fans entweder in die Farben der Kansas City Chiefs (Rot) oder jene des Finalgegners Philadelphia Eagles (Grün) gehüllt. Angesichts der imposanten Kulisse am coolsten war einmal mehr Scottie Scheffler, der seinen Titel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen konnte und dank des neuen erhöhten Status des Turniers auf der PGA Tour eine 3,6 Mio. Dollar Siegesprämie kassierte. GT

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QUICK TIPP

DAS KONZEPT DER ROTATIONSKRAFT FÜR MAXIMALE POWER IM SCHWUNG Wenn es darum geht, Power und Dynamik im Golfschwung zu erzeugen, nennen die meisten guten Coaches hierfür drei mögliche Quellen: die verti kale Kraft (siehe GT Dez. 2022/Charley Hull), die laterale Kraft und die Rotationskraft. Dustin Johnson ist ein her vorragendes Beispiel für Letztere. Wenn man sich das Foto ansieht, fällt es schwer zu glauben, dass DJs Hüften ursprünglich, im Setup, par allel zur Ziellinie ausgerichtet waren. Hier, im Treffmo ment, zeigt seine Gürtelschnalle fast schon direkt zum Ziel. Dabei handelt es sich um ein großartiges Beispiel, wie sich der Unterkörper öffnet, und das unabhängig vom Oberkörper bzw. den Schultern. Aber Achtung, wichtig ist, Folgendes dabei zu berücksichtigen: » Es handelt sich bei DJ um einen hochtrainierten Athleten und diese Position im Treffmoment ist nicht einfach mal so schnell umzusetzen. » Eine schnelle, aggressive Rotation ist nur eine von vielen Möglichkeiten, Power im Schwung zu gene rieren. Um sie effektiv einsetzen zu können, bedarf » DJs Rotation startet von unten. Sein linker Fuß ist fest im Boden verankert und leicht geöffnet. Das linke Knie zeigt hier fast schon in Richtung Ziel. Gleichzeitig befindet sich sein rechter Fuß auf den Zehenspitzen, das rechte Knie bewegt sich ebenfalls in Richtung Ziel. Nur durch diese beein druckende Beinarbeit ist es DJ möglich, seinen Unterkörper derart zu öffnen. » Um die Rotationskraft effektiv umsetzen zu kön nen, ist es notwendig zu lernen, den Unterkörper – inklusive Hüften – vom Oberkörper samt Schultern, Armen und Händen zu entkoppeln. » Erst wenn das gelingt, ist es möglich, dem Schläger genug Raum zu geben, um frei zu schwingen und zu rotieren. Das Ergebnis spricht dann für sich ... GT es starker, trainierter Muskeln im Bereich der Hüften, des Gesäßes und der Oberschenkel.

DUSTIN JOHNSON Drivelänge im Durchschnitt: 287 Meter

POWER DURCH AGGRESSIVE ROTATION

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CARBON

TITANIUM

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8.0 o * | 9.0 o | 10.5 o | 12.0 o

9.0 o | 10.5 o | 13.0 o

Das 16 g schwere Sohlengewicht erzeugt ein hohes Trägheitsmoment und einen hinten tief liegenden Schwerpunkt, der einen fehlerverzeihenden, höheren Abflugwinkel mit einer neutralen bis Draw-Tendenz liefert.

Leichte Carbon-Einsätze in der Krone und Sohle verlagern den Schwerpunkt nach vorne unten und sorgen so für einen Driver mit weniger Spin und neutraler Ballflugtendenz.

*CUSTOM

TEE OFF | INTERVIEW

Deine Top-3-Golfer (tot oder lebendig)? Bobby Jones, Phil Mickelson, weil er einfach ein netter Kerl ist und ein tolles kurzes Spiel hat. Und ich liebe natürlich Tiger Woods. Dein Lieblingsschläger im Bag? Ich mag meinen Driver und denke, das muss ich auch sagen. Aber, ehrlich gesagt liebe ich wohl am meisten meinen Putter und das kurze Spiel. Wenn das mit dem Long Drive nichts geworden wäre, hätte ich vielleicht ver sucht, es auf die Tour zu schaffen. Und wenn das auch nicht geklappt hätte, viel leicht irgendetwas in der Finanzindustrie. Dein „Best Buddy“ auf der Tour? Ich bin mit Bryson DeChambeau sehr eng befreundet, aber es gibt noch ein paar andere, mit denen ich mich auch sehr gut verstehe. Gibt es einen Schlag in deiner Karriere, auf den du besonders stolz bist? Ja, auf jeden Fall der bei der Weltmeisterschaft 2019. Die Runde der letzten 16 wurde erstmals live im Fernse hen übertragen und ich hatte meine ersten sieben Bälle alle Out-of-Bounds geschla gen. Es waren nur noch sieben Sekunden übrig für meinen letzten Versuch und ich musste die Marke von 418 Yards (382 Meter) überbieten. Ich habe den Schwung dann genau in dem Moment gefunden, als ich ihn am meisten benötigte. Das ist der Drive, der den Entwicklungsverlauf meines weiteren Lebens komplett verän derte. Wenn ich hier Out-of-Bounds ge schlagen hätte, wäre ich nicht Weltmeister geworden. Danach kam Covid. Wer weiß, wo ich heute wäre? Fisch, Fleisch oder vegetarisch? Ich würde sagen Fisch. Ich versuche nicht zu viel rotes Fleisch zu essen. Eine pflanzliche Ernährung ist sehr gesund, der ich auch gerne folge, ergänzt durch ein klein wenig Fleisch und sehr viel Fisch. Hund oder Katze? Ich mag beide. Wenn es um Gesellschaft geht, würde ich wohl eher einen Hund nehmen. Du kannst mit Hunden mehr in teragieren. Und ich glaube, sie lieben dich einen Tick mehr als eine Katze. Was wärst du geworden, wenn nicht Golf-Pro?

GO ASK

Alleine optisch springt Kyle Berk shire sofort ins Auge. Der groß gewachsene Hüne mit den langen Haaren wurde in den letzten Jahren zum Gesicht der internationalen Long-Drive-Szene. Mit zwei WM-Titeln 2019 und 2021 untermauerte der U.S.-Amerikaner, der in Orlando, Florida, wohnt, diese Vormacht stellung. Und jüngst stellte der 26-Jährige erneut einen Weltrekord auf: Mit 236,2 Meilen pro Stunde (380,17 km/h) schlug er den Ball auf einem Simulator mit einer Geschwindigkeit, die nie zuvor ein Golfer erreicht hat. „Es ist großartig, auf 236,2 zu kommen, aber da ist noch mehr im Tank“, strotzt Kyle vor Selbstvertrauen. Über seine Der zweifache Long Drive Weltmeister Kyle Berkshire im Fun Talk über den Drive, der sein Leben veränderte, seine besonderen Tanz-Fähigkeiten und warum er im Fasching das Kostüm eines umstrit tenen Ex-Präsidenten wählt. Von Markus Scheck

zukünftigen Ziele meint er: „Ich würde natürlich gerne noch mehr Weltmeister Titel gewinnen und den Jungs beim Long Drive weiter einheizen. Ich versuche aber, mein gesamtes Spiel auf ein höheres Level zu bringen, um vielleicht einmal auch Turniergolf spielen zu können. Aber wir wissen alle, Golf ist hart, und wir werden mal sehen, wie weit mich das bringt.“ Berkshire spielt bereits sein ganzes Leben lang Golf. „Mein erstes Turnier be stritt ich mit 3 ½ Jahren. Ich spielte Junior Golf und am College. Dort wurden die Leute dann auf mich aufmerksam und meine Kollegen sagten, ich solle doch bei dem Qualifikationsturnier zu den Long Drivern mitmachen. Ich habe den Qualifyer gewonnen und wurde dann bei der WM Dritter. Da habe ich realisiert, dass ich dieses Turnier eigentlich gewinnen kann. Also habe ich mich seit 2019 ganz darauf konzentriert und dann im selben Jahr auch gleich den WM-Titel gewonnen.“

Dein Leben steht auf dem Spiel und es gilt, ei nen Downhill-Putt mit starkem Break aus drei Metern zu lochen. Du darfst den Putt nicht ausführen – wen wählst du für diese Aufgabe? Tiger Woods, ich denke aber, das ist wohl eine sehr populäre Antwort.

Das ideale Frühstück oder Essen vor einer Runde Golf?

Wenn es rein um das Vergnügen geht, wohl eine Menge Donuts. Wenn ich gut

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performen möchte, minimiere ich dagegen Koffein und Zucker und versuche dann, mehr vollwertige Kost zu mir zu nehmen. Wahrscheinlich Eier oder Truthahnspeck, also Sachen, die eher mager und gesund sind, und nicht zittrig machen. Wir nehmen dich auf eine Faschingsparty mit. Als was verkleidest du dich? Vor den amerikanischen Präsident schaftswahlen 2016 ging ich als Donald Trump. Wahrscheinlich würde ich das noch einmal machen, alleine um die Leute ein wenig zu ärgern. Welche übernatürliche Kraft hättest du gerne? Ich hätte gerne die Fähigkeit, in die Ver gangenheit zu reisen und Dinge zu ändern, von denen ich wünschte, sie wären anders gemacht worden. Ich kann Michael Jacksons Moonwalk nachmachen. Ich hatte in der 7. Klasse in der Schule einen Tanzkurs, dort lernten wir den Thriller-Tanz und den Moonwalk. Und noch heute, wenn mir langweilig ist, lasse ich hin und wieder den Moonwalk raus. Das ist eine Fähigkeit, die ich jetzt schon gut 15 Jahre besitze. Was ist das Schönste am Leben als Golf-Pro? Leute kommen immer wieder zu mir und sagen mir, wie sehr es ihnen Spaß macht, mir zuzuschauen, und wie es ihr Leben verbessert. Nicht im großen Rahmen, aber zumindest im Kleinen, dass man ihnen ein paar Minuten an Entertain ment bietet und ihnen ermöglicht, dem Stress des Alltags zu entfliehen. In der Lage zu sein, dies den Menschen zu bieten, ist sehr lohnend und wahrscheinlich der beste Teil an meinem Job. GT Welche Fähigkeit besitzt du, von der nur wenige Leute wissen?

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Fun Talk auf der PGA Merchandise Show in Orlando: Markus Scheck mit Kyle Berkshire

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TEE OFF | NEWS

ADITI ASHOK Die 24-jährige Inderin dominierte die diesjährigen Magical Kenya Ladies Open. Mit einem Start-Ziel-Sieg und am Ende

neun Schlägen Vorsprung sicherte sich die zweifache Olympiateilnehmerin damit ihren vierten Titel auf der Ladies European Tour. SCOTT STALLINGS

Tagelang wartete PGA-Tour-Ass Scott Stallings auf die Einladung zum diesjäh rigen Masters. Doch diese wurde verse

hentlich an einen anderen Scott Stallings, der eben falls im U.S.-Bundesstaat Georgia lebt, verschickt. Der „falsche“ Stallings kontaktierte den „richtigen“ auf Instagram und ließ ihm danach die Einladung zu kommen. Als Belohnung darf der Immobilienmakler Scott Stallings auf Einladung des Profigolfers Scott Stallings nun trotzdem nach Augusta. FRANCESCO MOLINARI Club zum Sieg über die Kontrahenten aus Großbritan nien & Irland. Der Ryder-Cup-Held von 2018 steuerte als Playing Captain genauso wie seine Kollegen Guido Migliozzi, Victor Perez und Nicolai Højgaard 3,5 von 4 möglichen Punkten bei. Damit rückt ein Heimspiel für Molinari beim diesjährigen Ryder Cup in Rom deutlich näher. Der 40-jährige Italiener führte Team Kontinentaleuropa beim erstmals aus getragenen Hero Cup im Abu Dhabi Golf

Hal Sutton (r.) wurden beim Ryder Cup 2004 von Bernhard Langer die Schranken aufgezeigt

HAL SUTTON WAS MACHT EIGENTLICH …?

H T

Die Moral der Amerikaner war früh ge brochen und das europäische Team un ter Kapitän Bernhard Langer überrollte in der Folge die Gastgeber mit dem Re kordscore von 18 ½ zu 9 ½. Hal Sutton musste sich dafür von der U.S-Presse jede Menge Kritik gefallen lassen. ZWEITE KARRIERE 2007 erhielt Sutton, der insgesamt 14 PGA-Tour-Titel landen konnte, den Payne Stewart Award für sein karitati ves Engagement, zu dem das Christus Schumpert Sutton Children‘s Hospital in seiner Heimat stadt Shreveport gehört. Er tat sich auch mit Kelly Gibson und David Toms zu sammen, um mehr als zwei Millionen U.S.-Dollar für die Opfer der Hurrikane Katrina und Rita zu sammeln. Sutton spielte ab 2008 gelegentlich auf der PGA Tour Champions, seine Hüfte hatte aber andere Pläne. Und so wandte er sich zunehmend dem Thema Teaching zu. Mit der Hal Sutton Golf Academy erfüllte sich der Vater von vier Kindern einen lange gehegten Traum: 2017 eröffnete die Academy auf der Big Easy Ranch in Columbus, Te xas, ihre Pforten. 2020 folgte im Nor den der texanischen Millionenmetro pole Houston ein zweiter Ableger. Und, wie viele seiner Kollegen, betätigt sich der heute 64-Jährige auch gerne als Platzdesigner. Aktuell arbeitet er an ei nem Linksgolf-Projekt in Columbus. GT

Vor genau 30 Jahren triumphier te der in Shreveport im U.S. Bun desstaat Louisiana geborene Hal Evan Sutton auf dem Stadium Course des TPC Sawgrass und holte sich den Titel beim inoffiziellen fünften Major, der PLAYERS Championship. 1983 war überhaupt das beste Jahr des bulligen Amerikaners: Bei der PGA Champion ship im Riviera CC zwang er Jack Nick laus mit einem Schlag Vorsprung in die Knie, krönte sich im weiteren Verlauf zum Geldranglistensieger des Jahres und er wurde obendrein von sei nen Kollegen auch noch zum „Player of the Year“ gekürt. Im Jahr 2000 wiederholte Sutton seinen Triumph bei der PLAYERS Champion ship und wies im gemeinsa men Flight den aufstrebenden Superstar Tiger Woods in die Schranken. Nichtsdestotrotz wird Hal Sutton, der als Spieler bei vier Ryder Cups die Stars & Stripes vertrat, vor al lem mit einer der bittersten Niederlagen des U.S.-Teams gegen die Europäer in Verbindung gebracht: Als Kapitän des Teams USA beim Ryder Cup 2004 im Oakland Hills CC traf er die folgen schwere Entscheidung, in der allerers ten Partie die beiden Erzrivalen Tiger Woods und Phil Mickelson im Vierer zusammenzustecken. Die unterkühlte Stimmung machten sich Padraig Har rington und Colin Montgomerie zunut ze und bezwangen das amerikanische Star-Duo mit 2&1.

TIGER WOODS Man mag über Humor streiten und auch ist die enge Freundschaft von Tiger Woods und Justin Thomas ausreichend N T

dokumentiert. Das Überreichen eines Tampons durch den 47-Jährigen an seinen jüngeren Kumpel, nach dem er ihn während des Genesis Invitationals ausge drivt hatte, mutete vor Tausenden Fans im Riviera CC und einem Millionenpublikum vor den TV-Geräten dann aber doch ein wenig kindisch und deplatziert an. So jedenfalls die überwiegende öffentliche Mei nung in den USA. IAN POULTER ge LIV-Golf-Rebell, dass die Ryder Cup Europe Sergio Garcia und ihm nicht zum Geburtstag gratuliert hatte. Hintergrund des Frusts Poulters ist der Ausschluss aller LIV-Golfer aus dem Ryder-Cup-Team. Köstlich: rund eine Viertelstunde nach dem Frust-Tweet gra tulierte LIV Golf diesem schnell noch zum Geburtstag. GARY PLAYER Die englische Ryder-Cup-Legende zeigte sich Mal wieder als beleidigte Leberwurst. Auf Twitter beschwerte sich der 47-jähri

Der 87-jährige Südafrikaner zeigt sich nach wie vor kämpferisch. Der neunfache Major-Champion hat Klage gegen seinen

Sohn Marc und Enkel Damien eingereicht, nachdem das Duo seine Erinnerungsstücke ohne seine Erlaub nis verkaufte oder versucht hatte, sie zu verkaufen.

18 GOLF TIME | 1-2023

TEE OFF | NEWS

Bernhard Langer triumphiert bei der Chubb Classic und egalisiert den Rekord von Hale Irwin von 45 Siegen auf der PGA Tour Champions. MISTER 45

B

ernhard Langer errang bei der Chubb Classic Ende Februar mit einem phänomenalen Start-Ziel-Sieg seinen 45. Titel auf der PGA Tour Champions. Der Anhausener setzte sich im Tiburón Golf Club in Naples, Florida, nach einer starken 65er-Schluss

runde (-7) zum Sieg durch und stellte damit den bisherigen Re kord des Amerikaners Hale Irwin ein, der lange Zeit als nicht zu knacken galt. An den drei Wettkampftagen auf dem Black Course des Tibu rón GC spielte der zweifache Masters-Sieger mit Runden von 64, 70 und 65 Schlägen zwei Mal sein Alter oder besser. Er kam am Ende mit insgesamt 199 Schlägen (-17) ins Clubhaus. Der Vor sprung auf die geteilten Zweiten Steve Stricker und Padraig Har rington lag am Ende bei drei Schlägen, nachdem Langer auf den letzten sieben Löchern fünf Birdies notiert hatte. „Es wurde in den letzten Jahren viel darüber gesprochen, Hale Irwins Rekord zu erreichen“, so Bernhard Langer. „Und der Druck war insbesondere am heutigen Tag immens, nachdem ich dem Ziel so nahegekommen war.“ FAKTEN ZU BERNHARD LANGERS 45. TITEL Mit seinem 45. Titelgewinn auf der amerikanischen Ü-50-Tour stellte Bernhard Langer den vielleicht letzten zu erringenden Re kord auf der PGA Tour Champions ein und steht nun gleichauf mit Hale Irwin. Der Deutsche gewann in jedem der vergangenen 16 Jahre min destens ein Turnier auf der PGA Tour Champions. Seine Siegquote auf der Tour: 14,1 Prozent, das heißt, er ging bei 319 Starts 45 Mal als Sieger vom Platz. Der 65-Jährige stellte zudem zum fünften Mal die Bestmarke als ältester Sieger der PGA Tour Champions auf. Langer spielte in zwischen bei acht Runden sein Alter oder besser, alleine zwei Mal während der Turnierwoche. Last but not least holte Bernhard Langer bei der Chubb Classic bei 15 Teilnahmen bereits seinen fünften Sieg. GT

arcel Siem macht die Sensation perfekt und holt bei seinem 502. Start auf der DP World Tour seinen fünften Titel. Und das nach fast neun Jahren, als er zuletzt 2014 das BMW Masters in Shanghai für sich entscheiden konnte. Zwei Wochen vor dem Sieg im DLF Golf & Country Club in Neu-Delhi hatte der 42-Jährige gerade seine 500. Turnierteilnahme bei der Singapore Classic mit einem starken geteilten 17. Platz gefeiert, bei der Thailand Classic die Woche darauf landete Siem erneut auf dem T17. Rang. Und dann die Krönung: Er rang während der Schlussrunde der Hero Indian Open den von Beginn an Führenden und die ersten beiden Runden großartig aufspielenden Yannik Paul nieder, gewann am Ende auf dem letzten Loch mit einem Schlag Vorsprung vor Paul. Dieser konnte seine Führung mit fünf Schlägen nach der zwei ten Runde nicht halten: Nach dem Moving Day lag Paul nach sei ner 71 zwar noch in Führung, doch Siem lauerte da bereits mit einem Schlag Rückstand bei -10. Während der Schlussrunde lie ferten sich die beiden Deutschen dann ein spannendes Duell bis zur 18, nach deren Ende Siem letztlich mit einer 68 gegenüber Pauls 70 und insgesamt 274 Schlägen (-14) die Oberhand behielt. Nicht unerwähnt sei hier Alexander Knappe, der bei dem Turnier den hervorragenden geteilten sechsten Platz bei -7 belegte. „Ich habe wirklich hart gearbeitet, es ist verrückt, ein zweiter Kickstart für meine Karriere“, so Siem, der sich mit dem Preisgeld in Höhe von rund 321.000 Euro im Race to Dubai auf den achten Platz verbesserte. „Ich war weg – verlor meine Karte, spielte die Challenge Tour, die Q-School – vielen Dank an meine Familie, mein Team und meine Sponsoren. Ich denke, dass jetzt noch mehr kommen wird. Das bedeutet mir sehr viel, denn vor zwei Jahren war ich mir nicht einmal sicher, ob ich noch auf der DP World Tour antreten kann, und jetzt bin ich wieder ein Sieger, na also!“ GT LIFE- CHANGER Marcel Siem gewinnt nach fast neunjähriger Durststrecke bei der Hero Indian Open seinen fünften DP-World-Tour-Titel vor Yannik Paul. M

Foto: Getty Images/PGA Tour

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COVER | RORY MCILROY

„ICH STEHE FÜR DAS EIN, WORAN ICH GLAUBE“

Rory McIlroy avanciert immer mehr zum Gesicht der PGA Tour. Als Vorreiter im Kampf gegen die abtrünnigen LIV-Golfer, respektiert man den 33-jährigen Nordiren zunehmend als Sprachrohr der etablierten Ligen. Und auch sein Spiel steuert neuen Höhepunkten zu. Nach dem rekordverdächtigen Ausgang seines Jahres 2022 werden vor allem bei den Majors 2023 alle Augen auf McIlroy gerichtet sein.

Von Markus Scheck

22 GOLF TIME | 1-2023

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COVER | RORY MCILROY

Rory McIlroy lieferte sich mit Patrick Reed im Ryder Cup 2016 ein episches Match. Auch wenn er am Ende unterlag, festigte die Leistung in Hazeltine Rory‘s Position als Anführer von Team Europe

E

Normalerweise würde das als eine der großartigsten Saisons aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Aber man erinnert sich wohl eher daran, dass er bei der 150. Open in St. Andrews knapp am Sieg vor beischrammte. Oder daran, dass er bei al len vier Majors unter den besten Acht lan dete, aber keines davon gewinnen konnte. Rory weiß, dass er immer nach höheren Standards beurteilt wird, weshalb sich 2023 wie ein wirklich großes Jahr für ihn anfühlt. Nicht zuletzt auch wegen des Siegs beim Hero Dubai Desert Classic, als er Pa trick Reed auf dem letzten Loch schlug. Nach eigener Einschätzung war sein Spiel noch nie in einer besseren Form, was auch gut ist, da der Ryder Cup vor der Tür steht. Und obwohl es wie eine altbekannte Geschichte klingen mag, gibt es viele An

s ist etwas mehr als 15 Jahre her, seit Rory McIlroy mit bubenhaftem Gesicht und schlotterigem Haar die Szene betrat und als bes

zeichen dafür, dass er dieses Mal wirklich bereit sein könnte, den Leistungsdruck zu schultern, um die neunjährige Durststre cke ohne weiteren Major-Sieg zu beenden. RORY ÜBER … DIE ERMUTIGUNG DURCH SEINE LEISTUNGEN BEI DEN MAJORS IM JAHR 2022 „Wenn ich bei den Majors so weiterspiele, deutet das Gesetz des Durchschnitts dar auf hin, dass ich mich irgendwann wieder in den Kreis der Gewinner begeben werde. Ich habe wirklich solide gespielt, ich habe über vier Tage in St. Andrews 18 unter Par erzielt, doch es war nicht gut genug, um zu gewinnen. Wenn ich also weiter so spiele, wie ich es bei den größeren Turnieren getan habe, denke ich, dass ich mir irgendwann wieder einen Major-Pokal holen werde.“ RORY ÜBER … DIE ÄNDERUNG SEINES SPIELPLANS BEIM MASTERS IM AUGUSTA NATIONAL „Es fühlt sich an, als würde man sehr ne gativ spielen und es gilt, Schwierigkeiten zu vermeiden, nicht auf die Fahnen zu zielen, nicht aggressiv zu sein. Es fühlt sich also an wie ein sehr passiver Spielplan, aber das ist er nicht. Es ist ein kluger Spielplan. Am Sonntag, wenn du Risiken eingehen musst, wirst du sie natürlich eingehen, aber für die ersten 54 Löcher musst du einfach so

ter Amateur bei der Open 2007 die Silver Medal mit nach Hause nahm. Er war da mals gerade 18 Jahre alt, lebte noch zuhau se und hüpfte wie ein Duracell-Häschen über die Fairways. Nur zwei Monate später wechselte er ins Profilager und wurde der jüngste Spieler, der jemals eine European Tour-Karte erhielt, nachdem er bei seinem zweiten Start als Profi prompt den dritten Platz bei der Alfred Dunhill Links Cham pionship belegte. Seitdem purzelten die Rekorde nur so. Bei der U.S. Open 2011 stellte er am Wo chenende gleich elf Rekorde auf, darunter den niedrigsten 72-Loch-Gesamtscore, als er mit acht Schlägen Vorsprung sein erstes Major gewann. Vor seinem 26. Geburts tag fügte Rory drei weitere hinzu, eine Leistung, die bisher nur von Tiger Woods und Jack Nicklaus erzielt wurde. Es gab in der Folge noch weitere Premieren und Auszeichnungen, obwohl nur wenige so beeindruckend waren wie die 2022, als er als erster Spieler der Geschichte das Jahr als Nummer 1 der DP World Tour, in der Weltrangliste und zudem als FedEx-Cup Champion beendete.

2022: Vierter Jahressieg im Race to Dubai

24 GOLF TIME | 1-2023

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„GOLF IST DAS SCHÖNSTE SPIEL DER WELT. ES MUSS SICH NICHT ÄNDERN.“ RORY MCILROY

RORY ÜBER … DAS TROMMELN FÜR DIE PGA TOUR „Ich stehe für das ein, woran ich glaube. Ich sehe nicht, wie LIV Golf mit 48 wie Rosinen herausgepickten Spielern den Golfsport in irgendeiner Weise wachsen lässt. Es muss Einstiegswege geben und ein Leistungs prinzip herrschen. Du musst jemandem die Möglichkeit geben, damit er, wenn er auf der Challenge Tour spielt, in einem Jahr, zwei Jahren oder fünf Jahren um Majors kämp fen kann, die der Höhepunkt unseres Sports sind. Es gibt diese Pyramide und diesen Trichter, die so viele Jahre im Golfsport gut funktioniert haben, und ich glaube nicht, dass es ein kaputtes System ist. Wenn also diese Leute auftauchen, die unglaublich zer störerisch sind und so Dinge sagen wie ‚Golf müsse sich ändern‘, dann entgegne ich klar: Nein, es muss sich nicht ändern. Golf ist das schönste Spiel der Welt. Gibt es Dinge, die wir tun könnten, um es aus Sicht des TV Produkts unterhaltsamer zu machen? Na türlich. Das ist etwas, von dem ich denke, dass wir es von innerhalb unserer vier Wän de aus tun können. Ich glaube nicht, dass wir über das hinausgehen müssen, was wir bereits haben, um das herauszufinden.“ RORY ÜBER … DAS NEUE GESICHT DES EUROPÄISCHEN RYDER CUP-TEAMS „Unser europäisches Ryder-Cup-Team wird diesen September in Italien ganz anders aussehen. Ich gehe davon aus, dass es einige Rookies im Team geben wird. Europa hatte in den letzten Jahrzehnten beim Ryder Cup einen unglaublichen Lauf. Dieses U.S.-Team ist aber sehr, sehr stark und hat im Ver gleich zu den letzten paar Teams nicht viele

diszipliniert wie möglich bleiben. Für mich geht das ein bisschen gegen meine Natur, also muss ich wirklich hart daran arbeiten.“ RORY ÜBER … DAS VERSTÄNDNIS DER TRAGWEITE VON GESCHICHTE „Ich bin bekennender Golfnerd, Histori ker, Traditionalist. Die meisten der ältesten Events in unserem Spiel sind nationale Open. Und ich hatte das große Glück, einige zu gewinnen: Die Irish Open, U.S. Open, Aus tralian Open. Bei der South African Open wurde ich erst im Stechen geschlagen. Eines der großartigen Dinge an unserem Spiel ist, dass man sich in gewisser Weise mit histori schen Persönlichkeiten vergleichen kann. Ich schaue auf eine Trophäe, auf der mein Name und der Name von Walter Hagen oder Gene Sarazen oder Ben Hogan oder Jack Nicklaus oder Arnold Palmer steht. Und ich denke, das ist eines der coolsten Dinge an unserem Sport, auf das nicht viele andere Sportarten zurückgreifen können. Ich setze mich gerne zuhause mit dem Claret Jug hin und schaue mir die Namen auf der Trophäe an. Das ist einfach nur cool.“ RORY ÜBER … DAS DRÜCKEN DER RESET-TASTE „Der wirkliche Tiefpunkt für mich war der Ryder Cup 2021. Ich hatte schlecht gespielt und dem Team nicht wirklich geholfen. Ich glaube, das war der Reset-Knopf für mich. Es macht nie Spaß, das Gefühl zu haben, nicht das Beste aus sich herauszuholen. Ich musste über Dinge nachdenken und mir einige schwierige Fragen stellen. Aber zum Glück konnte ich mein Spiel wieder auf Vor dermann bringen und ich bin heute durch diese Erfahrung ein besserer Spieler.“

Narben davongetragen. Sie haben gewisser maßen ihre Paarungen schon zusammen und sie bekommen jedes Jahr – mit dem Pre sidents Cup – die Gelegenheit dazu, sich ein zuspielen, was ihnen meiner Meinung nach zugute kommt. Ich denke, eine der größten Errungenschaften in unserem heutigen Spiel ist es, einen Ryder Cup auswärts zu gewin nen. Wie man die letzten paar Austragun gen gesehen hat, ging der Sieg irgendwie im mer an die Heimmannschaft. Der letzte Auswärtssieg war durch unser Medinah-Team im Jahr 2012, und wir muss ten da schon etwas Spektakuläres tun, um diesen zu gewinnen. Es wird immer schwie riger. Ich denke, mit den jüngeren Spielern und damit frischem Blut, ist es Zeit für eine Verjüngung des europäischen Ryder-Cup Teams. Wir müssen ein paar neue Jungs ins kalte Wasser werfen, und ein Ryder Cup zu Hause ist der beste Weg, das zu tun. Sie ha ben die Fans hinter sich, und wenn du einige dieser neuen Jungs ins Ryder-Cup-Team in tegrieren möchtest, dann ist das der beste Weg, dies zu tun. Aber natürlich werden wir in Italien die Außenseiter sein. Angesichts der Jugend dieses amerikanischen Teams sieht es so aus, als würden sie noch sehr lan ge ein starker Gegner sein. Ich bin auf jeden Fall jetzt schon aufgeregt. Es ist eine neue Herausforderung, eine frische Herausforde rung, mit vielen neuen Gesichtern und ich freue mich schon jetzt sehr darauf, ein Teil davon zu sein.“ GT

COVER | RORY MCILROY

„ICH BIN EIN SO KOMPLETTER GOLFER WIE NIE ZUVOR“ Rory McIlroy

DER NEUE UND VERBESSERTE RORY

EIN VORBILD AN KONSTANZ Drei Siege und zwölf Top-5-Platzierungen auf der PGA Tour im Jahr 2022 erzählen nur die halbe Geschichte. Rory war erst der dritte Spieler in der Geschichte, der einen Scoring-Durch schnitt von weniger als 68,7 hatte. Die einzigen anderen Spieler, die dieses Kunststück vollbrachten, sind Vijay Singh und Tiger Woods – und der gleich acht Mal! NEUE WEGE GEHEN Nachdem McIlroy zugesehen hatte, wie Dustin Johnson sein Wedge-Spiel veränderte, hat er hart daran gearbeitet, seine Annäherungsschläge zu verbessern und aus seinen langen Dri ves Kapital zu schlagen. Nach dem Masters 2022 rangierte er in der PGA-Tour-Statistik für die durchschnittliche Nähe zum Loch zwischen 50 und 125 Yards auf dem vorletzten Platz. Am Ende der Saison war er 22. und mit einem Durchschnitt von 14 Fuß und 1 Inch der beste auf der Tour.

SCHNELLER STARTER Obwohl seine Leistungen keinen Sieg einbrachten, waren die Niederlagen in St. Andrews und Augusta mehr der Brillanz anderer als seinen eigenen Fehlern geschuldet. Rory hat nicht nur die schlechten Starts der vergangenen Saisons ausgemerzt, sein Gesamtscore zu Par von -29 bei allen vier Majors war um acht Schläge besser als jener des Zweitbesten, Will Zalatoris. PUTTING-FÄHIGKEITEN Nach vielen Jahren des Kampfes um Beständigkeit scheint Rory mit Hilfe von Putting-Guru Brad Faxon endich seinen Touch auf den Grüns wiedergefunden zu haben. Letztes Jahr rangierte er in der Kategorie „Strokes Gained Putting“ zum ersten Mal in seiner Karriere unter den Top 20, was das Putten statistisch ge sehen zu einem der stärksten Bereiche seines Spiels machte.

26 GOLF TIME | 1-2023

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COVER | VORSCHAU 2023

DIE WICHTIGSTEN EVENTS DES JAHRES

Der Terminkalender 2023 ist gefüllt mit Golf-Highlights

Das Jahr 2023 verspricht einiges. Und das nicht nur, weil es mit LIV Golf eine neue Konkurrenzliga zu PGA Tour und DP World Tour gibt und damit noch mehr Geld in die Kassen der Topgolfer gespült wird. Dieses Jahr ist vor allem ein Ryder- und Solheim-Cup-Jahr. Die beiden prestigeträchtigen Matchplay-Vergleichskämpfe zwi schen Europa und den USA finden im September an aufeinander folgenden Wochen, zunächst in Spanien (Solheim Cup in Finca Cortesin) und danach in Italien (Ryder Cup in Rom) statt. Eine ein malige Premiere, denn nächstes Jahr rückt der Solheim Cup wieder in die geraden Jahre, während die nächste Ausgabe des Ryder Cups standesgemäß in zwei Jahren, also 2025, auf dem Programm steht. Insgesamt neun Majors (vier bei den Herren und fünf bei den Damen) werden auch 2023 wieder für jede Menge Spannung auf internationalem Parkett sorgen und auch in Deutschland darf man sich wieder auf diversen Touren auf Spitzengolf freuen.

Das Highlight des Jahres, der Ryder Cup, findet im Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms statt

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09.-12. März: The Players Championship / TPC Sawgrass, Florida 22.-26. März: WGC-Match Play / Austin CC, Texas 05.-09. April: The Masters / Augusta National, Georgia 20.-23. April: Chevron Championship / The Club at Carlton Woods, Texas 18.-21. Mai: PGA Championship / Oak Hill, New York 01.-04. Juni: Porsche European Open / Green Eagle, Deutschland 15.-18. Juni: U.S. Open / Los Angeles CC, Kalifornien 15.-18. Juni: Amundi German Masters / G&CC Seddiner See, Deutschland 22.-25. Juni: BMW International Open / GC München-Eichenried, Deutschland 22.-25. Juni: Women’s PGA Championship / Baltusrol, New Jersey 06.-09. Juli: U.S. Women’s Open / Pebble Beach, Kalifornien 13.-16. Juli: Euram Bank Open / GC Adamstal, Österreich 20.-23. Juli: The Open Championship / Royal Liverpool, England 20.-23. Juli: Big Green Egg German Challenge / Wittelsbacher GC, Deutschland 27.-30. Juli: Evian Championship / Evian Resort, Frankreich 10.-13. August: Women’s Open / Walton Heath, England 24.-27. August: Tour Championship / East Lake, Georgia 14.-17. September: BMW PGA Championship / Wentworth, England 15.-17. September: WINSTONGolf Senior Open / WINSTONGolf, Deutschland 22.-24. September: Solheim Cup / Finca Cortesin, Spanien 29. September - 1. Oktober: Ryder Cup / Marco Simone, Italien 16.-19. November: DP World Tour Championship / Jumeirah Golf Estates, UAE

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SCHAFFT EUROPA DAS RYDER- UND SOLHEIM-CUP- DOUBLE? Die doppelte Dosis Matchplay-Spektakel steht an. → Nach der Corona-bedingten Verschiebung des 43. Ryder Cups um ein Jahr von 2020 auf 2021 kommt es diesen September zum zwei ten Mal zu einer Austragung von Solheim Cup und Ryder Cup im selben Kalenderjahr. Vom 22. bis 24. September geben die Damen den Auftakt zum 10-tägigen Matchplay-Festival in Südeuropa. Die 18. Auflage des Vergleichskampfes der jeweils zwölf besten europäischen und U.S.-amerikanischen Da men steigt im spanischen Luxus-Golfresort Finca Cortesin, bevor in der Woche darauf (29. September bis 1. Oktober) die europäischen Herren im Marco Simone Golf & Country Club vor den Toren Roms versuchen werden, den Ryder Cup nach der histori schen Klatsche von 2021 in Whistling Straits wieder zurückzugewinnen. Die Voraussetzungen für die beiden prestige trächtigen Vergleichskämpfe könnten in diesem Jahr kaum unterschiedlicher sein. Die europäischen Damen wollen in Andalusien nach zuletzt zwei Sie gen den Hattrick schaffen. Und erstmals seit gefühl ter Ewigkeit gehen die Euro-Ladies, bei denen die Norwegerin Suzann Pettersen ihr Debüt als Kapitä nin gibt, auch gefühlt als Favoritinnen in den Wett bewerb. Zwar verfügt Team USA, angeführt von

Kapitänin Stacy Lewis, mit Nelly Korda wohl über die beste Spielerin der Welt. Neben ihrer Schwester Jessica Korda und den Veteraninnen Lexi Thompson und Danielle Kang sowie Major-Siegerin Jennifer Kupcho scheint die Personaldecke bei den Ameri kanerinnen auf den hinteren Plätzen eher dünn be setzt. Team Europe kann sich da auf deutlich mehr Breite stützen und wird mit einem guten Mix an erfahrenen Spielerinnen wie Charley Hull, Geor gia Hall oder Anna Nordqvist sowie aufstrebenden Stars wie Linn Grant und Maja Stark ein sicherlich schlagkräftiges Team nach Spanien entsenden. Der 44. Ryder Cup, der erstmals in der Geschichte auf italienischem Boden stattfinden wird, muss von mehreren Gesichtspunkten beleuchtet werden: Einerseits ist da die klare Favoritenrolle der U.S.- Amerikaner, die vor zwei Jahren in Whistling Straits das europäische Team mit 19:9 überrollt hatten. Doch mit der letztjährigen Gründung der LIV-Golf Serie brechen auf beiden Seiten gleich mehrere arrivierte Spieler weg. Die U.S.-Stars Dustin John son, Bryson DeChambeau, Patrick Reed oder Brooks Koepka sind (voraussichtlich) genauso wie die Eurofighter Ian Poulter, Sergio Garcia, Lee West wood oder Henrik Stenson nicht mehr teilnahme berechtigt. Für Team Europe, wo Luke Donald das Kapitänsamt inne hat, führt dies zwangsläufig zu einem Generationsumbruch. Neben den Anführern Jon Rahm und Rory McIlroy sowie Fixgrößen wie Viktor Hovland, Matt Fitzpatrick, Tommy Fleetwood oder Shane Lowry, benötigt es neue Hoffnungsträ ger. Dazu zählen vor allem die dänischen Superta lent-Zwillinge Rasmus und Nicolai Højgaard, der Italiener Guido Migliozzi, der mit dem wiederer starkten Francesco Molinari ein mit Sicherheit fre netisch bejubeltes Lokalmatador-Duo bilden wür de, der Franzose Victor Perez, der Ire Seamus Power oder aber auch der Österreicher Sepp Straka. Ob dies aber reichen wird, die immer noch bärenstar ken U.S.-Amerikaner, die vom zweifachen Major Champion Zach Johnson in den Wettkampf geführt werden, in die Schranken zu weisen? Die Statistik spricht zumindest für die Europäer, denn der letzte Auswärtssieg von Team USA datiert aus dem Jah re 1993. Seit dem Triumph in The Belfry vor genau 30 Jahren zogen die Amerikaner auf europäischem Boden stets den Kürzeren.

Suzann Pettersen und Luke Donald sollen Europa zum Sieg führen

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WIE GEHT ES MIT LIV GOLF WEITER? Sehr zum Ärger der PGA Tour etabliert sich die von Saudi-Arabien finanzierte Konkurrenz- Liga weiter. Hier sind die fünf brennendsten Fragen für das Jahr 2023 ...

Wer sind die neuesten LIV-Zugänge?

3.

Greg Norman sprach im Vorfeld zum ersten Event, dass er sieben Spieler, bevorzugt aus den Top 10 der Weltrangliste, zu LIV Golf lotsen möchte. Der große Coup gelang ihm aber nicht, doch konnte er zumindest einen potentiellen Ryder-Cup-Kan didaten der Europäer, Thomas Pieters, an die LIV Golf-Serie binden. Die Südamerikaner Mito Pereira und Sebastian Munoz, Dean Burmester (Südafrika), Danny Lee (Neuseeland) und Brendan Steele (USA) sind die weiteren Zugänge, die sich ab sofort ganz auf die LIV-Golf-Events konzentrieren werden. Man munkelt, wenn auch nicht bestätigt, dass LIV auch eine Damen-Tour, die dem selben Modell wie bei den Herren folgen soll, plant. Das Preisgeld soll jenem der Herren gleichgestellt sein und die Turniere sollen zum selben Termin auf dem selben Platz stattfinden. Durch das Kanonenstart-Format könnte man die Männer in der Früh starten lassen und die Damen am Nachmittag bzw. vice versa. Dies soll dazu führen, die Events noch attraktiver zu machen und das LIV-Versprechen „to grow the game“ in die Tat umzusetzen. Drei der vier Major-Organisatoren haben sich klar positioniert und ändern nichts an ihren Qualifika tions-Kriterien. Was bedeutet, dass die LIV-Spieler, sofern qualifiziert, sowohl beim Masters, der U.S. Open als auch der Open Championship antreten dürfen. Und auch die PGA of America, die kein Ge heimnis macht aus ihrer Abneigung gegenüber LIV Golf, hat kurz vor Redaktionsschluss noch die Ent scheidung getroffen, dass auch bei der 105. PGA Championship die LIV Golfer, sofern qualifiziert, nicht ausgeschlossen sein werden. 4. 5. Wie sieht der langfristige Plan von LIV Golf aus? Dürfen die LIV-Spieler bei den Majors antreten?

Gibt es eine Chance auf Friedensgespräche zwischen PGA Tour und LIV Golf?

1.

Jay Monahan und Greg Norman sind ungefähr so hartnäckig wie Grasspuren auf einer weißen Hose. Der Commissioner der PGA Tour sagt, jegliche Chance auf eine Allianz sei „vom Tisch – und das schon seit langer Zeit“. Doch auch der CEO von LIV Golf Norman hat die Idee einer Zusammenarbeit bzw. Koexistenz aufgegeben. Gegenseitige Klagen sind seit Monaten am Laufen und sollte der Fall tatsächlich vor Gericht landen, wird ein Urteil nicht vor Januar 2024 erwartet.

Wie unterscheidet sich die neue LIV-Saison von der in 2022?

2.

Die LIV Golf Invitational Series wurde in eine LIV Golf League umbenannt. Nach acht Turnieren im Vorjahr stehen 2023 14 Events auf dem Programm. Der Auftakt erfolgte Ende Februar in Mexiko, das letzte Event, das Team-Finale, geht im Novem ber in Saudi-Arabien über die Bühne. Neben acht Events auf U.S.-Boden finden weitere Turniere auch in Australien, Singapur, Spanien und England

statt. Dieselben 48 Athle ten, die Teil der zwölf Teams sind, werden bei allen 14 Events aufteen und um ein Gesamtpreisgeld von un glaublichen 406 Millionen U.S.-Dollar spielen.

Dustin Johnson und seine 4Aces greifen auch 2023 wieder an

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KOLUMNE

DAS ENDE DER SCHONZEIT „We don’t make rules for people like that“, heißt es von den Regelhütern des R&A in St. Andrews hinsichtlich der leidigen Pestbeule am Anus des Golfsports, bekannt als „Handicap-Schoner“.

V

ielleicht sollte man sich mal wieder ins Gedächtnis rufen, warum ursprünglich überhaupt ein Handicap-System im Golfsport

unverfroren und schmerzbefreit, dass sie trotz des letzten Mittels, der öffentlichen Stigmatisie rung, ungeniert weiter ihr Unwesen treiben. Gibt es also wirklich kein effektives Pestizid gegen diesen hartnäckigen Pilzbefall? „Doch!“, sagt George Thurner, der das Pro gramm „Cap Patrol“ entwickelt hat. Eigentlich hatte Thurner seine Erfindung nur in seinem Heimatclub in Cincinnati einsetzen wollen, doch schnell wurden andere Clubs in den USA aufmerksam. Mittlerweile betreibt Thurner seinen „Cap Patrol“-Service hauptberuflich. Doch wie funktioniert „Cap Patrol“? Spielt bei spielsweise ein Handicap-18-Golfer plötzlich eine Runde unter 80 – ein großartiges Ergebnis, das jedoch bei der Spielstärke nur in Ausnahme fällen möglich ist –, wird das System erstmals aufmerksam. Spielt dann der gleiche Golfer kurz darauf eine Runde über 100 Schläge – ein scheußlicher, aber ebenfalls eher seltener Score in dieser Preisklasse, schlägt Cap Patrol an. Auf dem Papier würde der Spieler zwar wieder bei seinem „Wunsch“-Handicap 18 landen, aber Cap Patrol registriert die unwahrscheinlichen Ausreißer nach oben und unten und empfiehlt dem Club, den Spieler zu beobachten. Häufen sich die seltsamen Werte, erhält der Club vom „Golf-RoboCop“ hieb- und stichfeste Argu mente gegen das Charakterschwein, mit denen man es von den Futtertrögen der Top-Turniere vertreiben kann. Als das World Golf Handicap System eingeführt wurde, mahnten Kritiker an, dass es nun viel zu leicht möglich sei, mit zahlreichen Privatrunden das eigene Handicap nach Wunsch zu „pimpen“. Vielleicht hat kaum jemand etwas gegen die eitlen Pappnasen, die sich so lange gegenseitig Traumrunden aufschreiben, bis eine Null auf dem Clubausweis erscheint, obwohl sie im „Real Life“ noch nie unter 80 gespielt haben. Aber dank Cap Patrol kann man nun die Kehrseite des Handicap-Tunings effektiv bekämpfen. Bleibt zu hoffen, dass Cap Patrol alsbald für deutsche Clubs verfügbar ist. Bis dahin muss man sich leider noch mit dem althergebrachten „Teeren und Federn“ begnügen ... GT

erdacht wurde. Denn – Überraschung – das Handicap wurde nicht als Vehikel zur Befriedi gung von Profilneurosen erschaffen. Die Idee entstand schlicht aus der Fragestellung, wie man Golfer unterschiedlicher Spielstärken im Wettkampf gegeneinander antreten lässt. Aber vor allem war es nie im Sinne des Erfinders, dass man sich, Handicap sei Dank, bei hoch dotierten Sponsorenturnieren einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann. Trotzdem locken vor allem die Veranstaltungen namhafter Autohersteller oder Finanzunter nehmen allerlei halbseidene Glücksritter aus ihren Löchern, denen Heidewitzka, Herr Kapitän, urplötzlich genau dann „die Golfrunde ihres Lebens“ gelingt, wenn es gilt, eine hoch wertige Reise in exotische Gefilde abzugreifen. Doch, was kann man gegen diese fleischgewor dene Charakterlosigkeit auf zwei Beinen tun, die ein niedriges einstelliges Handicap spielt, auf dem Zettel jedoch angeblich 20-30 Schläge mehr als der Platzstandard benötigt? Tiefenentspanntere Zeitgenossen als meine Wenigkeit begegnen diesen Pappnasen mit christlicher Nächstenliebe. Sind sie doch im Grunde ihres Herzens nur erbärmliche Würst chen, die bereit sind, ihre Integrität für einen ergaunerten Sieg einzutauschen. Befindet sich ein notorischer „Sandbagger“ im eigenen Golfclub, besteht die Möglichkeit, direkt „erzieherisch“ einzuwirken. Kollektives Ausgrenzen aus dem sozialen Clubleben kann zum Umdenken führen. Natürlich könnte man den Betrüger direkt ansprechen, aber ist bei diesen Individuen die Fähigkeit zur Einsicht und Besserung gewöhnlich eher schwach ausgeprägt. Sollte man sich stattdessen an die Behörden, sprich den Club, wenden? Die Beweislage muss schon ziemlich erdrückend sein, bevor einem Spieler juristisch haltbare Konsequenzen dro hen. Und leider sind diese Zeitgenossen oft so

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Ambitionierter Hcp-8,2-Golfer mit einem Hang zu unverblümter Meinungsäußerung

„Gibt es also wirklich kein effektives Pestizid gegen diesen hartnäckigen Pilzbefall? Doch ...“

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